Berliner Zeitung 26.10.1983 |
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BZ berichtet von der Manifestation der FDJ "Für den Frieden der Welt" im Palast der RepublikWir bleiben dabei: Auf der Erde muss Frieden seinFriedenssingen mit namhaften Künstlern aus neun LändernEinmütige Zustimmung zu Abrüstungsvorschlägen der UdSSRGestern Abend, Großer Saal des Palastes der Republik. Der Oktoberklub eröffnet unter stürmischem Beifall des Publikums die Manifestation unseres sozialistischen Jugendverbandes "Für den Frieden der Welt", den Höhepunkt der FDJ-Liedertournee, die in den vergangenen Oktoberwochen durch unser Land führte. "Wir sind überall", jenes zu den X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten 1973 in Berlin entstandene Lied, klingt kraftvoll in das weite Rund: "Wir bleiben dabei: / Auf der Erde, auf der Erde / muss Frieden sein, / wird sein.""Weg mit dem NATO-Raketenbeschluss!" fordern die Sänger in ihrem Lied nach Musik von Paul Dessau. Dazu laufen Dokumentaraufnahmen auf den Leinwänden ab, die von den machtvollen Friedensdemonstrationen der vergangenen Tage in allen Teilen Europas künden. Dann kommen die Beteiligten der FDJ-Liedertournee auf die Bühne: Perry Friedman aus Kanada, Ines Paulke, die Gruppe Arbeiterfolk und Wolfgang Protze aus der DDR, Peter Nagy aus der CSSR, Wolf Brannasky aus der BRD und die Gruppe Canzoniere delle Lame aus Italien."Für den Frieden der Welt! Europa darf kein Euroshima werden! Die NATO-Raketen dürfen nicht stationiert werden! Die Vernunft muss siegen!". In diesem eindringlichen Ruf stimmten während der Liedertournee Zehntausende junge Leute aus allen Teilen der DDR ein und setzten ihre Unterschrift unter die Willenserklärung, die von den USA fordert, von ihren Vorherrschaftsplänen abzulassen und endlich ernsthaft auf die Friedensvorschläge der Sowjetunion und der anderen Staaten der sozialistischen Gemeinschaft einzugehen. Perry Friedman überreicht unter starken Beifall eine Kassette mit diesen Unterschriften an den 1. Sekretär des Zentralrates der FDJ und Kandidaten des Politbüros des Zentralkomitees der SED Egon Krenz. Im Namen des sozialistischen Jugendverbandes, der SED und der Regierung der DDR dankt Egon Krenz für diesen aktiven Beitrag zur Unterstützung des weltweiten Friedenskampfes. Es gibt Volkslieder, die über Ländergrenzen hinweg gesungen werden: Friedenslieder. Sie sind wichtig wie nie zuvor, denn der Menschheit droht eine Gefahr wie nie zuvor, heißt es in der Willenserklärung. Diesen Worten folgen Perry Friedman und seine Freunde mit der ganzen Kraft ihres künstlerischen Könnens, die die tiefe Überzeugung von der Notwendigkeit des Friedenskampfes einschließt. Den schönsten Traum, den Traum von einer friedlichen Welt - besingen Perry Friedman, Ines Paulke und Wolf Brannasky. Arbeiterfolk stimmt im "Gaslied" nachdenklich über neuerliche Kriegspläne des Monopolkapitals. Peter Nagy aus der CSSR warnt in "Nagasaki" vor einem neuen Atombombeninferno ungekannten Ausmaßes. Die Gruppe Canzoniere delle Lame aus Bologna, ebenso wie Peter Nagy schon vom Festival des politischen Liedes in Berlin bekannt, leistet mit einem italienischen Friedenslied ihren Beitrag. Wolf Brannasky, Liedkabarettist aus München, fügt dem schönen alten Frühlingslied "Der Winter ist vergangen" neue Aspekte hinzu: Die lieblichen Täler, die darin besungen werden, dürfen kein Stationierungsort für neue NATO-Raketen werden. Liedermacher Wolfgang Protze hat das berührende Kinderlied "Wer möchte nicht im Leben bleiben" von Kurt Schwaen und Wera und Claus Küchenmeister ausgewählt. "Kein schöner Land", das Volkslied aus dem 19. Jahrhundert, wird von Perry Friedman und seinen Mitstreitern mit einem neuen Text gesungen: "Es will kein Mensch auf dieser Welt,/ dass sie jemals in Scherben fällt,/ Wir wollen leben/ den Kindern geben,/ was sie erhält." Der Schlussteil aus Georg Friedrich Händels "Friedensode" , dargeboten vom Chor der EOS Kreuzschule Dresden, dem Tenor Andreas Schmidt und Instrumentalisten der Staatskapelle Berlin, ertönt in schöner Klangfülle, "Canzon al alegria", Beethovens "Ode an die Freude" in spanischer Sprache, interpretieren der Chor und der amerikanische Schauspieler und Sänger Dean Reed gemeinsam. Und gemeinsam mit "Illapu", den "Blitzen" aus Chile singt er "Venceremos", die Hymne der Unidad Popular. "The winds are singing freedom - Die Winde singen Freiheit" der Sands Family aus Nordirland besingt die Hoffnung auf die Verwirklichung des Rechtes aller Menschen auf Arbeit und - als oberste Voraussetzung - auf Frieden. Mit Udo Lindenberg kommt ein Künstler auf die Bühne, der sich aktiv in der Friedensbewegung der BRD engagiert. Er ist Mitunterzeichner des Krefelder Appells, nahm schon 1980 an der Aktion "Rock gegen Rechts" teil, war bei den Friedensfesten in Düsseldorf, Bochum und Hamburg dabei. "Wozu sind Kriege da?" fragt er in einem seiner Lieder, eines, das in den Medien der BRD auf der "schwarzen Liste" steht. "Kleiner Junge" heißt ein anderes Lied des Rock-Sängers, der sich darin Gedanken um den Fortgang der Menschheitsgeschichte macht. Dokumentarische Zeugnisse vom Schrecken des zweiten Weltkrieges auf den Leinwänden. Die Berliner Rock-Gruppe NO 55 warnt mit "Das war's" vor einem neuerlichen von den imperialistischen Kriegstreibern angezettelten Blutbad. Janna Bitschewskaja, eine der profiliertesten Liederinterpretinnen der UdSSR, Mitglied des sowjetischen Komitees zur Verteidigung des Friedens, Teilnehmerin an der Friedensdemonstration der 800.000 im Oktober in Moskau, stellt in "Kto winowat? - Wer ist schuld?" die Frage nach der Verantwortung für den menschheitsbedrohenden Rüstungswahn. "Sag mir, wo die Blumen sind", jener berühmte Antikriegssong von Pete Seeger, wird von ihr einfühlsam vorgetragen. Unter begeistertem Applaus betritt Harry Belafonte die Bühne, Symbolfigur des anderen Amerika, international bekannter Volkssänger und Schauspieler aus New York, der seit vielen Jahren seine unverwechselbare Stimme in den Dienst des Kampfes der Menschheit für eine friedliche und glückliche Welt stellt. Als Präsident der internationalen Vereinigung "Darstellende und bildende Künstler für nukleare Abrüstung" (PAND) und als Sänger steht er überall in der ersten Reihe der Friedensaktionen. Erstmalig weilt er bei uns in der DDR und zieht mit seinem Chor und Orchester das Publikum in seinen Bann. Für das von US-Aggressoren überfallene Grenada singt er "Island in the sun", ein Song für Martin Luther King und "Peace on earth - Friede auf Erden", eines seiner neuen Lieder, mit dem er weltweit für das aktive Engagement in der Friedensbewegung wirbt. Mit Dianne Reeves, seiner Kollegin aus den USA, singt er das nachdenklich machende Wiegenlied "Before the war - Vor dem Krieg" im Duett. Prof. Wolfgang Heinz vom Deutschen Theater Berlin rezitiert aus Bertolt Brechts Rede zum Völkerkongress für den Frieden in Wien 1952 und macht die Aktualität dieser Sätze deutlich: "...Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden." Eingedenk dieser eindringlichen Worte, ganz im Erlebnis des Friedenssingens, erheben sich alle von ihren Plätzen. Dann erschallt das "Einheitsfrontlied" von Brecht/Eisler. Gewaltig wirkt der gemeinsame Gesang aller an der Friedensmanifestation der FDJ beteiligten Künstler mit Harry Belafonte an der Spitze und den viertausend im Saal: "We shall overcome - Wir werden eines Tages siegen! Oh, tief in meinem Herzen glaube ich, dass wir eines Tages siegen werden! Wir werden alle frei sein... Wir werden in Frieden leben... Wir gehen Hand in Hand... Wir haben keine Angst! We shall overcome!" Anja Braatz |
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