Books and films about Dean/Bücher und Filme über Dean |
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Der ungeteilte HimmelSchauspieler aus der DDR erzählenIngrid Poss & Peter Warnecke Herausgeben vom Filmmuseum Potsdam Verlag Neues Leben, Berlin 2009. ISBN: 978-3-355-01764-0, |
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Der Zusammenbruch der DDR zerstörte viele Gefüge, auch die der Theater, der DEFA-Studios, des Fernsehens. Manche hatten Glück: Zwei Jahrzehnte nach dem Verschwinden des Kulturstaates DDR begegnet man ihnen auf Bildschirmen, Bühnen und Kinoleinwänden wieder. In diesem Buch erzählen neunzehn Schauspieler ihre persönliche Geschichte: ihre Herkunft, die Mühen des Beginns und des Bestehens, ihre Arbeit auf der Bühne und vor der Kamera, Erfolge und Enttäuschungen - und ihre besonderen Erfahrungen in zwei deutschen Welten. Verlag Neues Leben
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Das Kapitel über Renate Blume enthält einen Abschnitt über Dean Reed. Auch Michael Gwisdek erwähnt Dean Reed kurz. Michael Gwisdek, S. 229:So einen Weg, wie ich ihn ging, gab es bei der DEFA eigentlich gar nicht, es sei denn, man hieß Dean Reed. Also Sonderklasse. Dass einer der Darsteller mal was Eigenes machen darf, war absolut unüblich. Renate Blume, S. 300-302:[...] Zu jener Zeit kannte ich Dean Reed schon. Wir hatten uns bei "Kit & Co." kennengelernt. Da waren auch Hoppe und Krug, Mueller-Stahl, Monika Woytowicz dabei, eine Starbesetzung. Damals war Dean noch mit Wiebke, seiner ersten Frau, verheiratet. Sie war immer beim Drehen dabei. Dean und ich hatten einen sehr netten und aneinander interessierten Kontakt, aber das war alles. Wir spielten ja auch ein Paar. Ich habe ihn mir ein bisschen kritisch angeguckt. Aber wenn er dann seine Gitarre nahm, hatte er ein Charisma, da schmolz auch ich hin. Außer Manfred Krug zog er alle in seinen Bann. Der war total gegen ihn. Konkurrenz. Da kam einer aus Amerika, auch ein Star und so ganz anders, sang auch, was wollte der hier? Viele haben das Gestänker nicht mitgemacht. Immerhin war er im Weltfriedensrat, und das fand ich gut. Für mich war er ohne Hintergedanken ein netter Kollege. Wir trafen uns dann durch Zufall bei der DEFA und tranken einen Kaffee. Da war es um uns geschehen. Wir waren von Anfang an eine Art Vorzeigepaar. Das hat mich sehr erschreckt. Das wusste ich, seit wir die ersten Male ins Kino gingen. Das Licht ging an und ich hätte in ein Mauseloch kriechen können. Ich habe mich auch ein Jahr lang seinen Heiratsanträgen widersetzt und zu ihm gesagt: "Dean, du bist ein Ausländer, du gehst irgendwann wieder weg, du bist ein Star, und wir haben unterschiedliche Mentalitäten. Lass es doch so, wie es ist, so ist es doch schön." Aber er ließ nicht locker. Irgendwann wurde das ganze Drum und Dran immer unwichtiger. Dann hörte die Fragerei auf, und es beruhigte sich alles ein bisschen. Ich glaube, er suchte nach einer Legitimation, um hier bleiben zu können. Das habe ich aber erst später begriffen und nicht in jener Zeit, als er mich unbedingt heiraten wollte. Es war nicht einfach mit ihm. "Sing, Cowboy, sing" war kein guter Film. Ich wusste nach der Premiere nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich wusste aber, wie stolz er auf den Film war, und ich wusste, dass er mir meine Meinung ansehen würde, selbst wenn ich gar nichts sage. Und es gab sofort Krach. Er war nicht souverän genug, um zu sagen: "Okay, du hast diese Meinung und ich diese." Gegen den Regisseur Reed hatte ich so meine Einwände und sagte es auch. Komischerweise sehe ich es jetzt anders, seitdem ich vier Wochen in Amerika war und von Amerika mehr weiß als früher. Die machen es so wie Dean und sind ja auch gleich noch ihre eigenen Produzenten. Wenn er das Geld dazu gehabt hätte und es möglich gewesen wäre, wäre er sicher auch noch sein eigener Produzent geworden. Unsere Ehe ist 1986 durch seinen tragischen Tod beendet worden. Dean war ein Idealist, das ist nicht erfunden. Er hat als Sänger während seines Aufenthalts in Südamerika all sie sozialen Ungerechtigkeiten erlebt, er sah das Elend und den Hunger, und er fühlte sich nicht mehr wohl. Und er fing an, sich mit dem Sozialismus zu beschäftigen, las auch Literatur darüber, ging aus beruflichen Gründen nach Chile und drehte einen Dokumentarfilm. Durch einen Zufall kam er zur Dokumentarfilmwoche nach Leipzig und bekam das Angebot, im Film "Aus dem Leben eines Taugenichts" zu spielen. Und weil er dachte, dass er dabei gleich noch den Sozialismus kennenlernen kann, kam er mit fliegenden Fahnen. Ich sehe ihn als Träumer, ich will nicht sagen, Spinner. Und so schrecklich das ist, wir haben hier nach der Wende unter Freunden gesagt: "Ein Glück, dass Dean tot ist, der würde sich jetzt umbringen." Viele sagen ja, der hat das in der DDR alles nur aus Berechnung und wegen der Show gemacht. Das stimmt aber nicht. Er hatte eine große Portion Naivität und Idealismus, und er gab auch vieles von sich weg. Der häufte keine Reichtümer an. Es konnte jeder kommen und hier übernachten: rumänische Frauen, die keine Wohnung fanden, alte Mütterchen. Mir ging das dann schon mächtig auf den Keks, wen er alles mitbrachte... Als Künstler habe ich ihn früher kritischer gesehen als jetzt. Wenn ich die jetzige Kulturlandschaft betrachte, da hätte Dean im oberen Drittel seinen Platz in der Unterhaltungsbranche gefunden, auch mit seinem Chilefilm "El Cantor" über Victor Jara. Er hätte immer nach Themen mit einem gewissen Bildungsauftrag gesucht. Er war kein genialer Künstler, aber er hatte das, was einen Künstler auch ausmacht: eine tolle Aura. Von seinen Mitteln her war er nicht besonders perfekt. Obwohl ich das so kritisch sehe, habe ich ihn geliebt. Ich bin vor drei, vier Jahren mit meinem Sohn in Amerika gewesen [...] mein Sohn und ich fuhren zu den Niagarafällen, nach Kanada, Chicago und Minneapolis. [...] Anschließend flogen mein Sohn und ich noch einmal an die Westküste und fuhren in den Süden. [...] Auf dieser Fahrt habe ich aber dadurch, dass wir so einfach lebten, nicht in Hotels gingen und immer mit den Leuten ins Gespräch kamen, viel über die Amerikaner begriffen. [...] Die waren alle so wie Dean, alle so naiv und spontan, und ich dachte immer: "Mein Gott! Das ist alles nicht so geregelt, alles ist möglich, alles ist offen." Gut, man fällt dann auch mal auf die Nase und bleibt im Dreck liegen, aber diese Absicherung, die wir brauchen, diese Regelungen, die haben die nicht. Sie sind einfach anders. [...] über den Sohn, S. 306: [...] Er kann Sprachen, er war in der Russischschule, hat die Sprachkundigenprüfung und spricht durch Dean phantastisch Englisch. [...] über Freunde, S. 307: [...] Ich habe sehr gute Freunde, die ich mitunter nur zweimal im Jahr sehe, mit denen ich Silvester verbringe, die auch bei mir waren, als Dean starb. Meine Freundin war sofort da und hat mich nicht aus den Augen gelassen. Das ist schon beglückend. [...] Im Jahr 2002 sprach Ingrid Poss mit ... Renate Blume ... |
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www.DeanReed.de
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