Books and films about Dean/Bücher und Filme über Dean

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Helena Vondrackova

"Unter der Asche meiner Liebe ist noch Glut"

Helena Vondrackova, Erinnerungen

136 Seiten, broschiert

Ullstein Taschenbuch, 1998, ISBN 3548357210


Das Buch

Helena Vondrackova zählte in der ehemaligen DDR-Unterhaltung zu den großen Idolen. Hier nun schildert sie ihren Aufstieg von einer schüchternen Prager Sängerin zu einem absoluten Topstar. Helena erzählt hier zum ersten Mal, wie sie als blutjunge Künstlerin voller Lampenfieber in die DDR reiste und überwältigende Triumphe feierte. Sie erinnert sich an stürmische Abende mit Helga Hahnemann und Heinz Quermann, an wilde Feste mit Musikern und Schauspielern. An ihre berühmten Auftritte beim "Kessel".

Offen spricht sie über die schrecklichen Wochen, als russische Panzer den Prager Frühling niederwalzten und wie böse Gerüchte ihre Karriere fast zerstört hätten. Kurz darauf lernte sie in Berlin den Mann ihres Lebens kennen. Hellmut Sickel, damals Bassist bei der DDR-Gruppe "Kreis". Die Pragerin erzählt die Geschichte ihrer großen Liebe, wie es zwischen den beiden "funkte" und auf welche Feindschaft sie nach der Hochzeit in ihrer Heimat stieß. Und sie verrät auch, warum sie die Wende in eine tiefe Depression stürzte und ihre Ehe an den politischen Umständen fast zerbrach.

Die Autorin

Geboren 1947 in Prag, gewann Helena Vondrackova mit 18 Jahren gegen 200 Konkurrenten ihren ersten Contest. Trat mit 20 Jahren schon im berühmten Olympia an der Seite von Josephine Baker auf. Sie produzierte über 120 Platten, wirkte in vielen TV-Serien mit und gewann zahlreiche Festivalpreise. Heute lebt sie bei Prag und produziert immer noch erfolgreiche CDs.

Dean Reed

Ich stand oft mit Dean Reed auf der Bühne. Er war ein kluger Mensch, eine Legende im Osten. Bei den Weltfestspielen 1973 in Ostberlin habe ich ihn zum ersten Mal getroffen. Er war ein wirklich attraktiver Mann. Die Barriere, die leider schnell zwischen uns wuchs, hieß Ideologie. Seine kämpferischen, stark idealistischen Vorstellungen von einer anderen, viel besseren Welt machten eine halbwegs vernünftige Kommunikation zwischen uns unmöglich. Er glaubte wirklich an eine Zukunft im kommunistischen System. Jedes Gespräch mit ihm endete meist in einer mit Phrasen überfrachteten politischen Debatte.

Ich war auf einer Tournee durch Südmähren, als ich ein Telegramm von Direktor Hrabal von "Pragokonzert" erhielt: Ich solle sofort nach Prag zurückkehren, Dean Reed sei in der Stadt, er wolle mich wegen eines Filmprojekts dringend sprechen.

Ich rief sofort in Prag an, stinksauer. "Seid ihr verrückt geworden?", schrie ich in den Hörer, "nur weil dieser Reed in der Stadt ist, soll ich meine Tournee abbrechen? Was soll denn das?"

Natürlich kochte ich. Da kommt dieser US-Cowboy in unser Land, steckt zwei Finger in den Mund, pfeift und ich soll springen. Das passte mir nun wirklich nicht. Aber wahrscheinlich bin ich von Natur aus kein Rebell, sondern ein gehorsamer Soldat. Außerdem imponierte mir Dean Reed damals wirklich, galt er doch bei uns im Osten als lebende Legende.

Also fuhr ich mit Wut im Bauch nach Prag zurück und traf mich mit Dean Reed zum Mittagessen. Wieder beeindruckte mich seine Persönlichkeit, die Ausstrahlungskraft, die von ihm ausging. Er erzählte mir mit strahlenden Augen von einer wunderbaren Rolle, die er für mich in seinem nächsten Film vorgesehen hatte.

Nach all den Jahren weiß ich gar nicht mehr, um was es bei diesem Filmprojekt eigentlich ging, irgendwann beschlich mich ohnehin der Verdacht, die Rolle sei nur ein Vorwand, um mich zu treffen. Jedenfalls haben wir uns glänzend unterhalten, und ich fand ihn sehr charmant. Als es nichts mehr zu besprechen gab, fragte er mich zum Abschied: "Wollen wir dieses Gespräch nicht heute Abend bei dir zu Hause fortsetzen?"

Einen Moment zögerte ich. Damals wohnte ich schon nicht mehr in dem schäbigen Plattenbau, sondern in einer schönen Drei-Zimmer-Altbauwohnung in Vinohrady, musste mich für mein Quartier also nicht schämen. Vielleicht schmeichelte es mir auch, dass der berühmte Dean Reed mich zu Hause besuchen wollte. "Gern", sagte ich.

Und dann stand er vor der Tür, mit einer Flasche Wein unter dem Arm. Wir tranken, aßen eine Kleinigkeit. Es war, als ob ich auf einem Knopf gedrückt hätte. Dean Reed hörte nicht mehr auf, über Politik zu sprechen, von einer besseren Welt zu schwärmen und mir das Paradies auf Erden auszumalen. So ein Rendezvous hatte ich noch nie erlebt. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus. Falls es je eine erotische Atmosphäre zwischen uns gegeben hatte, es war ihm wirklich gelungen, sie konsequent zu verquasseln.

Der Uhrzeiger stand auf vier, ich war inzwischen hundemüde, als Dean dann doch noch zärtlich werden wollte. Mich beherrschte aber nur ein Gedanke: Ins Bett, und zwar allein. Mit sanftem Nachdruck schob ich ihn zur Tür. Als er sich genauso sanft sträubte, wurde ich energischer, ich warf ihn regelrecht aus meiner Wohnung. Am nächsten Morgen lagen, wie von Zauberhand dort platziert, dreißig langstielige, dunkelrote Rosen vor meiner Tür.

Ich habe Dean später noch häufiger getroffen. Zusammen mit meinem Mann war ich bei ihm zu Hause eingeladen, damals war schon Renate Blume an seiner Seite. Nie hat er auch nur ein Wort über diese Nacht verloren, keine Anspielung, keine Bemerkung, nichts. Er war eben ein Gentleman.

Sein rätselhafter Tod hat mich sehr erschüttert. Ich glaube einfach nicht an diese Selbstmordtheorie, auch wenn er gegen Ende seines Lebens unter Depressionen litt. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass dieser sportliche Mann, ein exzellenter Schwimmer, in einem Teich ertrank, der nur einen halben Meter tief war. Für mich war der Tod von Dean Reed ein Stasimord. Aber die genauen Umstände seines Todes werden wohl nie geklärt werden.

S. 75-77

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Letzte Änderung: 2017-07-26