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Ich schäme mich nicht

Sanchez, Victor Manuel (engl.: Dean Reed)
(= No Me Duele Decirlo, = I'm not ashamed)

und ich schäme mich nicht
noch zu fühlen deine Hand in meinem Haar
noch zu fühlen deinen Mund auf meiner Schulter
der geht sanft verloren
noch zu spüren jede Linie deines Körpers
und auch dein Schweigen
noch zu hören deine Schritte im Hof
tratest ein in die Stube
legtest ab was zu viel war
und ich schäme mich gar nicht
und ich schäme mich gar nicht
und umarme deinen Schatten wie einst dich
und gebrauche die Worte wie bei dir
die vom Lieben und Alleinsein
und ich fühle deines Körpers große Wärme
und ich höre dein Zittern
und ich höre deine Schritte im Hof
tritt nur ein in die Stube
leg nur ab was zuviel ist
und dann sag mir "da bin ich"
und dann sag, dass du treu warst all die Jahre
ein gewöhnlicher Morgen war das Ende der Tage
deine Schritte im Hof waren ganz anders
und dann war ein Schweigen
ein fremdes Schweigen
du trugst einen Ring
einen Ring, der nicht von mir war
und du nahmst deine Sachen
und du gingst ohne Gruß
und ich schäme mich nicht

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Ich schäme mich nicht

Dean Reed nannte Victor Manuel ein Vorbild als politischer Sänger in Spanien mit guten Arrangements. Ein politisches Lied muss auch kommerziell sein, damit es ankommt.
(Interview im Berliner Rundfunk am 20.07.1979)

Victor Manuel

Wer ist Victor Manuel?

Sein voller Name lautet Victor Manuel San Jose Sanchez. Geboren 1947 in Mieres (Asturien). Begann mit 15 Jahren zu singen und Gitarre zu spielen. Er produzierte 10 Lanspielplatten, 9 davon in Spanien. Schreibt seit 1968 politische Lieder. Mehrere Gastspiele und Tourneen in Mexiko (dort produzierte er eine LP), Kuba, Argentinien, Frankreich, Belgien, Holland, Schweiz und zum 7. Festival des politischen Liedes in der DDR. Er lebt mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in Madrid. Sein Repertoire umfasst nach eigener Schätzung 300 Lieder, zu denen er Text und Melodie geschrieben hat. Seine Begleiter sind Miguel Vercher (32), der Flöte spielt und Juan Cerro (24), der ihn auf der Gitarre begleitet.

Victor Manuel über das politische Lied: "Es gibt keine neutralen Lieder. Jedes Lied ist politisch. Entweder ist es fortschrittlich oder reaktionär."

Seitdem er singt, singt er politische Lieder. Zunächst Folklore seiner asturischen Heimat. Dann eigene Lieder, deren Lohn eine rasch wachsende Popularität ist.

Die Art und Anzahl seiner Auftritte hängt von den konkreten politischen Bedingungen ab. Er singt auf Viehmärkten, in Theatern, in Stierkampfarenen, vor Arbeitern, Studenten, Bauern, in Veranstaltungen der KP und anderer fortschrittlicher Organisationen.

Das war in der Vergangenheit nicht immer leicht. Es brachte ihm u.a. ein fünfjähriges Auftrittsverbot im staatlichen Fernsehen sowie die ständige Bekanntschaft mit den Zensurbehörden ein.

"Meine Themen sind meine Umgebung, das was ich für wichtig halte. Ich habe kein Lieblingspublikum. Die Lieder bestimmen die Art des Publikums und umgekehrt. Ich singe überall, wo dazu die Möglichkeit besteht. Meine Lieder befassen sich mit Alltagsproblemen."

Wenn man Victor Manuels Lieder hört, begreift man, dass er viel von der Realität dieses Alltags gesehen und erlebt haben muss, um seine Lieder so zu singen, wie er sie singt. Dieser Alltag ist von den schweren sozialen und politischen Problemen des heutigen Spanien gezeichnet. Das Erbe vierzigjähriger faschistischer Diktatur ist in allen Bereichen des öffentlichen Lebens spürbar. Eine beinahe 25%ige Inflationsrate und chronische Arbeitslosigkeit, von der ca. eine Million Spanier betroffen sind, kennzeichnen die ökonomische Situation. Entsprechend gespannt ist das politische Klima.

"Auch in Spanien gibt es gewisse extrem rechte und militärische Kreise, die Spaniens Probleme mit einem Militärputsch lösen wollen. Die extreme Rechte versucht, ein Chaos im Lande heraufzubeschwören." Victor Manuel hat sich in die Reihe der progressiven Kräfte Spaniens, die den Weg Spaniens in die Zukunft zu einem Weg zur echten Demokratie und zum sozialen Fortschritt machen wollen, eingereiht - seit 1974 ist er Mitglied der KP Spaniens.

Schon oft haben progessive politische Lieder prophetisch einen Sieg der Solidarität vorausgesagt. Vietnams Geschütze haben das Reisfeld freigeschossen, Angela Davis ist frei und Luis Corvalan wurde den Faschistenhänden entrissen.

In Victors Lied "Veremos a Dolores" heißt es:
"Wer kann dich übersehn?
Unermüdliches Banner
des geknechteten Menschen.
Unermüdliches Banner des Volkes,
das nicht in Ketten leben will.
Es gibt keine Pause im Kampf
für den Frieden.
Ja, wir werden Dolores wiedersehen,
wie sie durch die Straßen Madrids geht."
Am 9. April 1977 wurde unter dem Druck der Volksbewegung und der oppositionellen Parteien die spanische Regierung gezwungen, der KP Spaniens wieder die Legalität zu gewähren. In einer Erklärung sagte die Vorsitzende der KP Spaniens Dolores Ibarruri: "Wir grüßen in diesen Momenten der Bewegung und der Freude die Arbeiterklasse, alle Genossen unseres Volkes. Ich möchte nur sagen: Auf bald, Genossen und Freunde, im neuen Spanien."

Dieses Lied Victor Manuels wird nicht das letzte sein, dessen Prophzeiung Wirklichkeit werden wird.

W. Gruner (1977), LP Victor Manuel, Amiga 8 45 139