ZEIT Nr. 31, 21.07.2016 |
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Von drüben herWarum gingen Künstler aus Westdeutschland oder dem Ausland in die DDR?
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Deutsche VitaAls Tenor tourt Björn Casapietra durch ostdeutsche Städte. Und trägt die unglaubliche Geschichte seiner Eltern mit sich: Die Sängerin Celestina Casapietra und der Dirigent Herbert Kegel waren das Glamourpaar der DDR.Von Andrea-Hanna Hünniger [...] Er wuchs auf in Rauchfangswerder, einst die Glamour-Zentrale der DDREinige Tage vor unserem Treffen in Björn Casapietras Mitte-Wohnung: Fahrt zur S-Bahn-Station Zeuthen. Dann rüber über den Zeuthener See nach Rauchfangswerder (einen Tag vorher zum ersten Mal gehört). Rauchfangswerder: die Spitze einer Halbinsel am Rand von Berlin. Ost-Berlin, um genau zu sein. Von oben (Google!) aus betrachtet, sieht sie aus wie Manhattan, eine Landzunge, umgeben von Wasser. Von unten (Erde!) wie eine verschlafene Siedlung, die einem zeigen will: Bitte weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen. Gibt es auch nicht. Es gab aber etwas zu sehen. In diesem großen Früher. Hier lebten die Stars der DDR. Künstler und Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, internationale Stars wie Dean Reed (siehe Text oben). Dieser war in den USA zeitweise in den Charts noch vor Elvis gelistet, zu seinem erweiterten Bekanntenkreis gehörte Che Guevara. "Dean Reed war mein Stiefvater", erzählt Casapietra, "sein Sohn Alex und ich, wir waren wie Brüder." [...] Dean Reed, Casapietra - etwas Besseres konnte der DDR gar nicht passieren. Der Staat reklamierte: Seht her, die Stars kommen freiwillig zu uns, der Sozialismus kann auch attraktiv! [...] Und dann gab es eben den Nachbarn Dean Reed, US-Amerikaner, ein Mann in Cowboystiefeln, Vater von Björns bestem Freund Alexander. Reed war Schauspieler und Sänger, aber während er in den USA nur mäßig gefeiert wurde, war man dem bekennenden Sozialisten in Südamerika und Osteuropa auch politisch verfallen. Bei der Obrigkeit sorgte er zunächst nur für Verstimmung, weil er sich weigerte, Jassir Arafat zu bespitzeln. 1982 berichteten Mitarbeiter der Stasi, Reed habe beim Streit mit einem Verkehrspolizisten "die DDR mit einem faschistischen Staat verglichen". Vier Jahre später ertrank er im Zeuthener See - ein Tod, der zu wilden Spekulationen führte. Nach einem Streit mit seiner Frau hatte er mit seinem Auto zu einem Produzenten fahren wollen. Er kam nie an. Ein paar Tage später fand man ihn ertrunken im See. [...] |
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![]() www.DeanReed.de
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