Tiefkultur 08.08.2007 |
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"Der Rote Elvis" von Leopold GrünInterview mit Leopold GrünDean Reed ist eine sehr widersprüchliche Figur. Das macht einen Film über ihn spannend, aber auch komplizierter als bei einer klareren Figur? Gerade in der Ambivalenz dieser Figur bestand der Reiz... Es ließen sich immer wieder Seiten entdecken, mit denen man nicht gerechnet hat. Da mich eindeutige Heldenfiguren weniger interessieren, genauso wenig wie ich Dean Reed lächerlich machen wollte, war er genau die richtige Herausforderung. Ein Kollege nennt Reed im Film einen einsamen Cowboy. Durch seine verschlossene Art scheint man kaum an Reeds Beweggründe zu gelangen. Die wenigen persönlichen Begleiter seines Lebens stellen ebenfalls nur Mutmaßungen an. Warum setzt der Film nicht früher ein, in den USA, in seiner Kindheit, um psychologisch mehr Klarheit über Reeds Wandel zu erlangen? Es ging mir nicht darum ein Psychogramm zu erstellen. Das führt häufig dazu, dass man die Kindheitsgeschichte wie ein monokausales Ursachengeflecht eines Lebens betrachtet. Der Film erzählt ja nicht nur von Dean Reed, sondern reflektiert Zeitgeschichte, politische Themen, die dann auf die ganz privaten Geschichten und Dramen treffen. Hätten wir ein wirkliches Familienmitglied interviewen können (Vater und Mutter sind beide nicht mehr am Leben und die Brüder äußern sich nicht), dann hätte ich im Film mit dieser Dimension gearbeitet. Aber genau diesen familiären Aspekt wollte ich nicht aus zweiter Hand schildern lassen. Ein interessanter Wendepunkt kommt, als Reed die Gitarre gegen die Maschinenpistole tauscht, um seine Ideale zu verteidigen. Wie weit er geht, oder ob die gezeigten Posen nur symbolischen Charakter haben, wird nicht ganz klar... Sein Tagebucheintrag ist glaubhaft und konsequent. Ungerechtigkeiten nimmt er wahr und ihm wird vermittelt, dass diese nur durch militärischen Widerstand zu verändern sind - also will er dabei sein. Aufgeladen durch die private Bekanntschaft mit Arafat, die seinem Ego schmeichelte, und der damit verbundenen Anerkennung der palästinensischen Kämpfer, lässt er sich jedoch zur Pose hinreißen. Aber ich denke, er hat in diesem Moment auch gespürt, dass er nicht wirklich für den Kampf geeignet ist und so wirken diese Bilder für uns absurd. Mit unserer Distanz sind wir vielleicht schockiert oder belächeln das Ganze. Aber ich sehe da in ihm viele naive Träume. Wie gestaltete sich die Beraterfunktion von Andres Veiel während der Arbeiten an dem Film? Andres las das erste Drehbuch als wir bereits einige Interviews geführt hatten und er war von dieser Geschichte fasziniert. Die Zusammenarbeit erfolgte über Jahre mit zum Teil großen Abständen. Er schaute sich mehrere Rohschnittfassungen an und wir sprachen ausführlich darüber. Ich fühlte mich von ihm in der Grundauffassung, wie diese Geschichte zu erzählen ist, immer bestätigt. Er hat uns aber auch vor manchen Irrwegen bewahrt. (Bundesstart: 2.8.2007) Zuerst erschienen in choices 8/07. Christian Meyer |
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