Thüringer Allgemeine, 02.08.2007

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Die Tragödie eines Träumers

Ein neuer Dokumentarfilm über Dean Reed, dessen Scheitern auch das der DDR erzählt

Heute startet der Dokumentarfilm "Der Rote Elvis" über Dean Reed. Der Titel ist so unzutreffend wie das Bild, das der Amerikaner und die DDR voneinander hatten.

Von Henryk Goldberg

ERFURT. Die Platten so platt, die Filme so flach. Es gibt kaum einen Künstler, der so viel vollkommen Lächerliches produziert hat - und dabei so unlächerlich blieb als Persönlichkeit. Dieser Mann ist von einem Hauch Tragik umgeben, nicht nur, wenn man ihn vom Ende her betrachtet, und sein Scheitern erzählt auch etwas über das der DDR.

Es ist der 17. Juni 1986, ausgerechnet, als man ihn tot aus einem See bei Berlin zieht, 47 Jahre alt. Dieser Suizid ist eine Staatsaffäre. Geboren in Colorado, USA, ein mittelmäßiger Tingler, erfolgreicher in Lateinamerika und immer der romantische Traum von der Revolution. Die Gitarre und die Maschinenpistole wurden häufig in eines gedacht, sie hingen beide im romantischen Himmel der Revolution. Und dann kam dieser Mann, eine glänzende Erscheinung, 1971 in die DDR. Er passte in die Zeit, seit dem VIII. Parteitag wurde ein wenig Landschaftspflege betrieben. Dann singt er seine Lieder und dreht seine Filme, doch die Exotik verbraucht sich und der Optimismus auch. Die relative Öffnung ist mit Biermann vorbei. Subversivität wird ein Kriterium für die Qualität der Rockmusik, Dean Reed singt noch aus dem Geist der Singeklubs. Ein Mann, der mit dieser amerikanischen Naivität das Land besingt, kommt nicht mehr so gut an. Die Lieder will kaum noch jemand hören, nur die alten Männer, die Filme sind grauenvoll. "El Cantor", er imaginiert sich als Victor Jara und lässt sich lustvoll foltern; "Aus dem Leben eines Taugenichts", er liegt dekorativ im Blumenbeet. Er spürt es.

Sein Freitod beglaubigt in gewisser Weise sein Leben: Er hat das alles so ernst gemeint, dass ihm nur der See bleibt. Dean Reed und die DDR, das war ein Missverständnis von beiden Seiten her: Diese hielt ihn für einen Star - er hatte nicht einen Hauch der Energie, die Rockmusik ausmacht -, er jene für ein revolutionäres Land. Jeder, der auch nur kurz mit ihm zu tun hatte, hielt ihn für einen naiven, aber sympathischen und ehrlichen Menschen. An Dean Reed ist vieles lächerlich - nur Dean Reed nicht. Tragödien sind nie lächerlich. Und der Träumer war nie ernsthafter als im Sterben.

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Letzte Änderung: 2011-11-11