Sächsische Zeitung 16.06.2011 |
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FernsehenSänger in der SackgasseVon Oliver Reinhard Der singende Schauspieler Dean Reed wurde in der DDR zum Vorzeige-Ami des Sozialismus und starb tragisch. "Der Rote Elvis" erzählt seine Geschichte. Dean Reed war eine der wunderlichsten, faszinierendsten und rätselhaftesten Figuren des Kalten Krieges. In seinem Schicksal spiegelten sich die Verwerfungen einer ganzen Epoche. Der singende, schauspielende und politisch kämpferische Amerikaner suchte erst auf der westlichen, dann der östlichen Seite des Eisernen Vorhangs sein Glück und ging 1972 aus den USA in die DDR, wo er es allerdings auch nicht fand. 1986 nahm er sich das Leben. Vor vier Jahren hatte auf der Berlinale der Dokumentarfilm "The Red Elvis" über Dean Reed Premiere. Heute kommt das Werk des in Dresden geborenen Filmemachers Leopold Grün erstmals ins Fernsehen. Es liegt in der Natur solcher Schicksale, dass die Meinungen darüber weit auseinanderklaffen. Viele belächeln Dean Reed als einen mittelmäßigen Künstler und naiven politischen Wirrkopf, der sich in der DDR vereinnahmen ließ, fleißig Spielfilme drehte und sang und verzweifelte, als man auch hier nichts mehr von ihm wissen wollte. Nicht nur eingefleischten Fans dagegen gilt er bis heute als leidenschaftlicher Utopist, der sein Leben und Wirken in den Dienst einer besseren Welt gestellt hat und wie so viele Gleichgesinnte tragisch scheitern musste. Nach solchen Wertungen sucht man in "Der Rote Elvis" vergebens. Leopold Grün zeigt das Leben des Dean Reed ohne jeden Kommentar nur in Originalaufnahmen aus Filmen und TV-Beiträgen und in Interviews mit Zeitzeugen. Darunter sind Armin Mueller-Stahl, Reeds zweite Frau Wiebke, Egon Krenz und Defa-Regisseur Günter Reisch. Nach und nach fügt sich das klug sortierte Bilder- und Wortpuzzle zum Bild eines äußerst bewegten Lebens, von Reeds steiler Karriere als linker Sonnyboy in Südamerika, der für Freiheit und Chiles Präsidenten Allende warb und sich gegen sein eigenes Land stellte. Bis zum Wechsel in die DDR aus Liebe, dem raschen Star-Ruhm als "Roter Elvis" und dem Absturz, dem Ende in der Sackgasse: Seine neue Heimat wurde Dean Reed fremd, und in die alte durfte er nicht zurück. Wer nun war dieser Mann wirklich? Der Film lässt es offen. "Das muss sich jeder Zuschauer selber beantworten", sagt Regisseur Leopold Grün. "Wenn man diese Frage überhaupt so ganz eindeutig beantworten kann." Ein aufrichtigeres Fazit für sein respekt- und würdevolles Porträt über Dean Reed ist kaum vorstellbar. "Der Rote Elvis", Donnerstag, 23.30 Uhr, RBB |
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www.DeanReed.de
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