Sächsische Zeitung, 06.02.2007

Mit jungen Damen zum Besuch überredet

Von Hanskarl Pfennig

Während der Biennale [Berlinale] in Berlin hat am 14. Februar der Dokumentarfilm "Dean Reed - Der Rote Elvis" von Leopold Grün Premiere. Das ist ein guter Grund, daran zu erinnern, dass der beliebte Sänger, der 1986 viel zu früh den Tod fand, vor nun 35 Jahren in der Region zu Gast war - im Rammenauer Barockschloss und für einen eigentlich ungeplanten Abstecher auch in Kamenz.

Treff in der Mittagspause

Der Kamenzer Klub hatte erfahren, dass der bekannte amerikanische Sänger an Dreharbeiten für den Defa-Film "Aus dem Leben eines Taugenichts" teilnahm und das ganz in unserer Nähe, rund ums Schloss Rammenau. Da fuhren wir hin, mit einem Auto und zwei jungen Damen als Blickfang darin. In der Mittagspause standen wir dann Dean Reed gegenüber. Es hatte geklappt: Seine Augen wurden groß und weit beim Anblick unserer Schönheiten, und so hörte er interessiert unserem Antrag zu, ihn für einen Abstecher nach Kamenz einzuladen. Bei der Verständigung mit ihm war uns der amerikanische Journalist Victor Grossman behilflich. Dean Reed sagte zu und schrieb mir zur Bestätigung auf das Titelblatt des "Filmspiegels" Nr. 17/1972: "To my friend Herr Pfennig. Thank you for your kindness, May we meet soon in your home city. Your friend Dean Reed." Für meine Töchter schrieb er folgende Widmung (die sinngemäß lautet "Möget ihr beiden stark werden - geistig, körperlich und gesellschaftlich. Euer Freund Dean Reed"):

Dann kam der Auftrittabend. Er fand im Saal der Hutberggaststätte statt. Mit einem Pkw hatten wir Dean Reed in Dresden im Hotel abgeholt. Unterwegs erklärte er mir, dass er nichts vom Einsatz einer Singegruppe hielte. Am Ende war er begeistert von ihnen und dankte den Lessingschülern für ihre Mitwirkung und ihr Können.

Den ganzen Abend geblieben

Ein weiterer Eigensinn überraschte mich, als mir vorm Beginn der Begegnung mit ihm bekannt wurde, dass Dean zwei, drei Lieder singen, aber danach gleich wieder abreisen wollte. Daraus wurde glücklicherweise nichts, weil sich der Abend mit seiner Herzlichkeit auf beiden Seiten von Viertelstunde zu Viertelstunde immer stimmungsvoller gestaltete. Die Anwesenden waren überzeugt, dass ihnen hier ein würdiger Vertreter für den Erhalt des Friedens in der Welt gegenüberstand und diese Haltung durch seine Lieder und Worte zum Ausdruck brachte. 650 Mark Solidaritätsspende brachte die Veranstaltung ein und für alle die Erinnerung an ein einmaliges Treffen mit diesem amerikanischen Künstler.

Zwei Jahre später trat Dean Reed bei einer Veranstaltung der "Heiteren Muse" im Saal von "Stadt Dresden" auf. Danach haben wir ihn zu uns ins Röhrmeisterhaus geholt. Es hat alle ergriffen, wie er sich in seiner Heimat für das Recht jener Farmer eingesetzt hat, deren Land von Ölmultis beansprucht wurde. Sein früher Tod hat uns tief bewegt.

sz-online.de