Ostseezeitung 07.09.2007

Kultur

Filmfestival wird deutsch-polnisch

Neubrandenburg (OZ) Neue Wege, neue Partner - so könnte das Motto der 16. dokumentART lauten. Erstmals in seiner Geschichte findet das Europäische Dokumentarfilmfestival nicht nur am angestammten Platz in Neubrandenburg statt, sondern (fast) zeitgleich in Stettin. Darüber informierte gestern der deutsche Festivalleiter Holm-Henning Freier vom veranstaltenden Latücht-Verein in Neubrandenburg. Das sei europaweit in diesem Genre bisher einmalig.

Die polnische Seite ist dabei terminlich eine Nasenlänge voraus: Die dokumentART startet in Stettin einen Tag früher als in der Stadt am Tollensesee, nämlich am 21. September. Aus logistischen Gründen: Von den 42 Wettbewerbsfilmen aus 14 Ländern (darunter zehn Werke aus Deutschland, drei aus Polen) gibt es jeweils nur eine "Original-Ausgabe" ohne weitere Kopie. Diese müssen "im kleinen Grenzverkehr" gleich nach der Aufführung an den jeweils anderen Spielort gebracht werden. "Aber das wird alles klappen", meinte gestern Bartosz Wojcik, Vorstandsvorsitzender des Stettiner Vereins "Officyna". Dieser organisiert das Festival auf polnischer Seite, wobei er auf den wohl prominentesten Veranstaltungsort verweist: den Club "Pionier", der mit seiner 98-jährigen Tradition laut Guinness-Buch als das älteste Kino der Welt gilt!

In Stettin wird zur Eröffnung der deutsche Stummfilm-Klassiker "Nosferato" gezeigt, in Neubrandenburg dagegen der noch schnittfrische "Rote Elvis" über das Leben von Dean Reed.

Die DEFA-Stiftung fördert einen besonderen Festival-Höhepunkt in diesem Jahr: eine Reihe von deutschen und polnischen Archivfilmen über die Oder-Neiße-Grenze, die von 1945 bis heute entstanden, darunter einen "Augenzeugen" (Ost) von 1949 und eine "Wochenschau" (West) über den Polen-Besuch von Willy Brandt 1970.

Als Partner wurden - neben den beiden Städten und dem Land MV bzw. der Region Westpommern - die Kommunalgemeinschaft Pomerania, das Deutsch-polnische Jugendwerk und das Auswärtige Amt in Berlin gewonnen. Die Schweriner Staatskanzlei platziert das Festival als Teil der gegenwärtigen Landespräsentation von MV in Westpommern.

REINHARD SOBIECH

Festivalprogramm unter www.dokumentart.org