Neues Deutschland 30.07.1973

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Vielsprachiges Hoch auf Salvador Allende

Lieder, Tänze, Solidarität auf Straßen und Plätzen im Stadtzentrum

Erst weit nach Mitternacht haben sich am Alexanderplatz die bunten tanzenden Kreise aufgelöst. Und als sich die letzten anschickten, wenigstens für ein paar Stunden auszuruhen, begann das fröhliche Treiben von neuem. Da jubeln, klatschen und tanzen Tausende vor der Bühne an der Spandauer Straße. Gäste aus vielen Ländern der Erde sind vereint mit den Berlinern. Freuen sich über die Lieder aus Mexiko von Monika Hauff und Klaus-Dieter Henkler, über ihren Gruß an unsere sowjetischen Freunde mit dem Lied von der Rose. Die Sitzreihen werden zu Spalieren für eine temperamentvolle Polonaise.

Stürme der Begeisterung entfacht Dean Reed, bekannt als Kämpfer für das andere Amerika. Immer höher werden Fäuste als Zeichen der Solidarität gereckt. Die Berliner und die Jugend der Welt kennen die internationalen Zeichen der Solidarität. Und sie singen mit: Wir sagen ja - denn die Menschen, das sind wir. Und dann hebt Dean Reed Berliner Gören auf die Bühne. Sie passen gut dorthin mit ihrem Beifall, mit den bunten Festivaltüchern. "Die Solidarität geht weiter", Hunderte Gruppen singen es, die Mitglieder des "Iskra"-Klubs, die ihren Solidaritäts- Bus Sonntag vormittag in der Rathausstraße aufgefahren haben, genauso wie der Juventus-Singeklub aus Eisenach. Junge Elektro-Apparate-Werker haben ihr Lied auf die Unidad Popular gemünzt: "Wenn wir einig sind, dann weht ein anderer Wind!" Eine Gruppe von Lateinamerikanern wird an den weiß-roten Flaggen mit weißem Stern auf blauem Feld als Chilenen erkannt. Sogleich entwickelt sich eine kleine Kundgebung der brüderlichen Solidarität. Die Jungen und Mädchen vom "Iskra"-Klub veranstalten eine Sammlung für die um ihre Freiheit kämpfenden Völker. Sprechchöre ertönen: "Chile si - Yankee no!" Diese Sprache ist international. Jorge und Silvia aus Valparaiso, Orlando aus Santiago de Chile, Petra und Micha aus Berlin, Eugenio aus Lima und viele Schwarzafrikaner, die sich inzwischen dazu gesellt haben, rufen mit erhobener Faust: "Salvador Allende - er lebe hoch, hoch, hoch!" Mit vielen Unterschriften auf den Halstüchern wird der Schwur bekräftigt.

Am Solidaritätszentrum treffen wir auch Karry Kunzelmann, Arbeiter aus dem Wohnungsbaukombinat. Schon seit den Morgenstunden ist er mit seiner fünfköpfigen Familie auf den Beinen. Alles ist unwahrscheinlich schön, sein knapper Kommentar.

Gegenüber Plakatverkauf für den Solidaritätsfonds. Bekannte Künstler schufen die Entwürfe. Allein der Eröffnungstag brachte weit über tausend Mark.

International geht es vor und auf allen Bühnen im Stadtzentrum zu. Der Höhepunkt des Abends: ein nationales Programm der UdSSR. Nicht enden will der Beifall für die klassischen Tänze, das mitreißende "Kalinka" des Chores. "7, 8, 9, 10 - Klasse" - der Gruß der Komsomolzen an die Jugend der Welt findet vieltausendfaches Echo.

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Letzte Änderung: 2013-05-23