Münstersche Zeitung 17.09.2007

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Amerikas verlorener Sohn

Kino: Regisseur Leopold Grün über seinen Film "Der Rote Elvis"

Münster · Dean Reed ist wohl einer der tragischsten Figuren der Pop-Kultur. Im Westen blieb er trotzdem nahezu unbekannt. Obwohl er Amerikaner war - oder gerade deswegen.

Mit dem Dokumentarfilm "Der Rote Elvis", den Regisseur Leopold Grün am Freitagabend in Münsters Cinema vorstellte, könnte sich das nun ändern. Indes, der aus Denver/Colorado stammende Sänger, Schauspieler und Polit-Aktivist Dean Reed (Foto) wird von aufkeimender Aufmerksamkeit nichts mehr haben: 1986 beging er Selbstmord. In der DDR.

Grün, 1968 in Dresden geboren, ist dem Amerika abtrünnigen Gringo nie selbst begegnet. Er kennt den bekennenden Sozialisten aber inzwischen so gut wie wohl nur wenige andere Menschen. Fünf Jahre hat der gelernte Medienpädagoge und Regie-Quereinsteiger recherchiert, um die Karriere des kritischen Künstlers nachzuzeichnen. Reed war ab 1961 zunächst als Rock'n'Roller auf Erfolgs-Tourneen in Südamerika unterwegs, engagierte sich dort in den linken Sozialbewegungen, reiste später durch die Sowjetunion, siedelte 1972 nach Ost-Berlin um und heiratete eine ostdeutsche Schauspielerin.

In der DDR ließ sich "Amerikas verlorener Sohn" (Grün) als Vorzeige-Emigrant und erfolgreicher und beliebter Protestbarde nicht nur vom Publikum, sondern auch von der Polit-Prominenz vereinnahmen. Aber das politische Klima veränderte sich allmählich. Reeds Stern begann zu sinken. Zu den künstlerischen Problemen gesellten sich private. Und es öffnete sich das letzte Kapitel im Leben des "roten Elvis", wie Grün mit lebhaften Worten erzählt. Ein Kapitel mit vielen schillernden Facetten. Der Film endet mit dem beklemmenden Bild, das Stasi-Leute von dem Toten gemacht hatten, nachdem er aus einem See in Brandenburg gezogen worden war. Dieses Bild und der von Stasi-Spitzeln unterschlagene Abschiedsbrief wurde damals von West-Gazetten als Sensation verkauft.

"Wir können solche Geschichten aber doch nicht dem Boulevard-Journalismus überlassen", verteidigt Grün die letzte Einstellung seines Filmes. Und tritt den Beweis mit einem Dokumentarfilm an, der mehr ist als nur ein hervorragendes "Bio-Picture". "Der Rote Elvis" berührt wohl die Biografie eines jeden Zuschauers, der im politischen Engagement Dean Reeds auch etwas von seiner eigenen Geschichte entdeckt.

Klaus-Peter Heß

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Letzte Änderung: 2007-10-02