Märkische Oderzeitung 21.06.2001

Viele gute Erinnerungen an Dean Reed

Zu "Cowboy auf rastloser Lebensfahrt" (MOZ vom 9./10. Juni):

Ich habe diesen sehr gelungenen Beitrag von Kerstin Dube mit freundschaftlich-schmerzlicher Erinnerung an meinen Freund Dean Reed im Wochenendjournal gelesen. Ich kann gleichzeitig mit Freude feststellen, dass der "freundlicher Rebell aus Colorado", ab 1972 in der DDR Sänger, Schauspieler, Regisseur, Komponist und Filmszenarist in unserem Jugendfilmclub "Olga Benario" e.V. viele Freunde hat.

Wir alle erinnern uns auf besondere Weise rückblickend an verschiedene herzliche Begegnungen mit Dean Reed. Während eines der vielen DEFA-Studiobesuche lernten wir ihn während der Dreharbeiten "Sing, Cowboy, sing" kennen. Er unterbrach sogar uns zu Ehren für längere Zeit seine Dreharbeiten, und wir Filmclubmitglieder konnten in einem regen Frage- und Antwortspiel viele Fakten zum Film und aus dem Leben von Dean Reed erfahren.

Ein ganz besonderer Höhepunkt war sein Besuch am 17. November 1982 in unserem völlig ausverkauften Filmclub. Durch seine liebenswerte überzeugende Art vergingen die 90 Minuten wie im Flug. Zum Abschied schrieb Dean Reed in unser Gästebuch u.a.: "Seid ehrlich, mutig und glücklich."

Wenige Tage vor seinem plötzlichen Tod hatte ich mit Klubmitgliedern auf der Hauptstraße im DEFA-Studio eine letzte Begegnung mit unserem Freund Reed. Er hatte gerade eine Zusammenkunft mit sowjetischen Filmschaffenden, da in der nächsten Woche der Drehbeginn für das gemeinsame Projekt "Bloody Heart" erfolgen sollte. Wir haben alle ein paar Fotos gemacht und dabei trat Dean Reed mit Begeisterung und Elan auf. Nichts gab einen Hinweis, dass er niedergeschlagen und lebensmüde war. Seinen rätselhaften Tod könnte er nur selbst beantworten. Alles andere ist Spekulation oder Legende. Den regen Kontakt zu seiner Mutter Ruth Anna Brown haben wir nie aufgegeben. Ihr Herzensbedürfnis ist es, dass alle wirklichen Freunde ihres Sohnes nicht weiterhin in Rätselraten über seinen Tod verfallen, sondern, wenn die Bereitschaft vorhanden ist, seiner in Würde gedenken.

Siegfried Fiedler
Frankfurt (Oder)