Märkische Allgemeine Zeitung 02.08.2007 |
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Der VorzeigeamerikanerEin sehenswerter Dokfilm über das Leben Dean Reeds: "Der Rote Elvis"Angelika Mihan Er war der Schwarm aller Schwiegermütter. So vertrauenserweckend, adrett und sexy. Dean Reed konnte singen, tanzen, reiten, perfekt Schreibmaschine schreiben, er konnte sein Publikum begeistern und reihenweise Frauen betören. Der Dokumentarfilm "Der Rote Elvis" über den Aufstieg und Niedergang des US-amerikanischen Sängers und Schauspielers entwirft das Mosaik eines Lebens zwischen Erfolg und Tragik, politischem Engagement und grenzenloser Naivität. In der westlichen Welt nahm fast niemand von ihm Notiz, obwohl Dean Reed einst ein gefeierter Star in Südamerika war. Der Film hält Spannung, und er ist vor allem gerecht, denn das Leben Reeds ist nicht so einfach in Schubladen zu stecken. Er berichtet nicht besserwisserisch über ihn und wirft ihm auch keine Scharlatanerie vor, wie es früher nicht selten geschah. Reed spielte immerhin in 20 Filmen mit – zugegeben eher Streifen mit weniger Anspruch – produzierte 17 LPs und gab Konzerte in 32 Ländern. Er protestierte gegen die Militär-Junta in Chile, gegen den Vietnamkrieg und setzte sich "für den Weltfrieden" ein, was er gerne und oft betonte. "Venceremos" – wir werden siegen. Neben seinem Engagement gegen Ungerechtigkeit liebte er die einfache Unterhaltung, die Show. 1986 starb der 48-Jährige unter bis heute mysteriösen Umständen. Ein Tod – er ertrank im Zeuthener See – der bis in die Gegenwart Anlass für Spekulationen gibt, obwohl Reed einen Abschiedsbrief hinterlassen hatte, obwohl er zunehmend unter Depressionen litt, obwohl er schon lange nicht mehr wusste, in welche Welt er eigentlich gehörte. Der Film hat nicht den Anspruch, sich biografisch an dem Sänger abzuarbeiten. Es kommen Zeitzeugen zu Wort wie Schauspieler Armin Mueller-Stahl, der nie verstand, warum Reed sich im "Käfig DDR" eingerichtet hat. Reed hätte dank seiner Stimme auch in den USA Karriere machen können. Filmausschnitte, Konzerte, Dokumente und privates Filmmaterial, das noch nie gezeigt wurde (aus dem Archiv des Regisseurs Günter Reisch), geben einen Einblick in sein widersprüchliches Leben. Der 90-minütige Dokfilm konzentriert sich auf ganz bestimmt Abschnitte im Leben von Dean Reed: Seine ersten Erfolge als Sänger in Chile, verbunden mit seinem politischen Engagement für die "linke Befreiungsfront" in Südamerika und den Aktionen gegen den Vietnamkrieg. Die Wahrnehmung seiner Karriere in seiner Heimat Colorado, wo er bis heute als Verräter gilt, bis hin zu seinem Leben in der DDR, wo er als Vorzeigeamerikaner mit großem Erfolg startete und durch eine Vielzahl von privaten und politischen Konflikten immer mehr in eine Sackgasse geriet, machen diesen Film von Leopold Grün zu einem sehenswerten Zeugnis. Reed, der kurz vor seinem Tod eine Grabstätte kaufte, die seine Frau, die Schauspielerin Renate Blume, pflegen sollte, hatte neben seinem Glamour und seiner Oberflächlichkeit auch immer spirituelle Vorahnungen. Dass Renate Blume Unkrautex auf die Grabstätte schüttete, ist ein anderes Kapitel. Wiebke Reed, die Frau, deretwegen Reed sich einst entschloss, in der DDR zu leben, erzählt von ihren Gefühlen, diesen Mann wie keinen anderen geliebt zu haben und von ihrer Verbitterung darüber, dass er mehr an der Karriere interessiert war als an ihr. Regisseur Celino Bleiweiß, der ihn für seine erste Filmrolle "Aus dem Leben eines Taugenichts" besetzte, sieht ihn als tragischen Helden, der "träumerisch-romantisch nicht immer bedachte, worauf er sich politisch einließ". |
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www.DeanReed.de
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