Märkische Allgemeine Zeitung 02.08.2007 |
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Ein Abend mit Dean ReedVoraufführung des Dokumentarfilms "Der Rote Elvis" im FilmmuseumRicarda Nowak Während sich heute Rockstars wie Bob Geldof, Bono Vox und Herbert Grönemeyer so unermüdlich wie kommerziell unschädlich als Weltenretter inszenieren, musste Dean Reed in der Ära des Kalten Krieges seine Heimat verlassen, um als singendes soziales Gewissen überhaupt wahr genommen zu werden. Erfolge feierte er in Südamerika, Osteuropa und in der DDR, in der sich der Sunnyboy 1972 wegen der Liebe niederließ. Ein hübscher Cowboy, der sein Glück im Sozialismus suchte, der sich als Friedensaktivist, Filmheld, Frauenschwarm und als einer, der unter mysteriösen Umständen im Zeuthener See umkam, hierzulande ins kollektive Gedächtnis brannte. Stoff genug also nicht nur für Hollywood (bekanntlich will Tom Hanks Dean Reeds Leben auf die Leinwand bringen), sondern auch für einen facettenreichen Dokumentarfilm, der heute in den Kinos startet. Am Dienstagabend war Regisseur und Drehbuchautor Leopold Grün beim aktuellen Filmgespräch im voll besetzten Filmmuseum zu Gast, um "Der Rote Elvis" vorzustellen, der schon auf der Berlinale bejubelt wurde. Der 1968 in Dresden geborene Regisseur attestiert sich im Gespräch mit Lothar Wellmann vom Filmverband Brandenburg "nur blasse Erinnerungen" an Dean Reeds Fernsehauftritte. Die Idee, einer der schillerndsten Gestalten der DDR nachzuspüren, stamme von einem Freund aus Bremen. Interessiert haben den Filmemacher die Themen, die Reed begleiteten und politisierten, die einerseits untrennbar mit den 60er und 70er Jahren verbunden und andererseits noch immer aktuell seien: Die sozialen Bewegungen Südamerikas, der bis heute ungelöste Palästina-Konflikt, Terrorismus als Widerstandsform. Dazu kommen die persönlichen Dramen: Zerrüttete Ehen, Heimweh, Depressionen, berufliche Stagnation. In den 80eern sei Dean Reed "überall aus der Zeit gefallen", so Grün. In den USA wäre ihm wegen seines Status als "Vaterlandsverräter" Erfolg verwehrt gewesen, in der Perestroika-Sowjetunion brauchte man ihn als sozialistisches Aushängeschild nicht mehr, in der DDR scheiterte der Wechsel ins ernste Fach. Mit klugen und kenntnisreichen Aussagen bereichern Zeitzeugen wie Isabell Allende Bussi, Armin Mueller-Stahl oder Egon Krenz den Film. Manfred Krug aber winkte ab, weil er nicht den "Haudrauf-Manne" geben wollte. Die dritte Ehefrau Renate Blume-Reed (Grün: "die Betroffenste von allen") ist nur in einem zu Reeds Lebzeiten geführten Interview zu sehen. Sie habe einen Vertrag mit Tom Hanks und dürfe sich nicht öffentlich äußern. Für Grün kein allzu großer Verlust: "Der Film funktioniert auch ohne sie." Der Film funktioniert ebenfalls dank des wunderbaren Soundtracks, für den die Band Monomango Dean-Reed-Songs eigenwillig neu interpretiert und ins Jetzt transportiert hat. |
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www.DeanReed.de
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