Leipziger Volkszeitung 16.04.2007

Dean Reeds Comeback

Der "rote Elvis" erobert Münster. Oder?

Lang schien er vergessen, der singende, spielende Cowboy und Weltverbesserer, der "rote Elvis der DDR", der umschwärmte Import Dean Reed. Von 1972 bis '86, als er sich das Leben nahm, schmückte der sympathische US-Künstler die realsozialistische Kulturszene hinter Mauer und Einsernem Vorhang, ein angenehm exotischer Star. Der nun erfährt derzeit ein Comeback; in Drehbüchern und Dokumentationen. Und nach einem Dokfilm, der im Februar auf der Berlinale für Schlagzeilen gut war, sowie vor dem avisierten Kino-Streifen von und mit Oscar-Preisträger Tom Hanks hat sich nun das kleine Theater "Pumpenhaus" im nordrhein-westfälischen Münster an den spektakulären Lebenslauf gewagt. Freitagabend fand dort die Uraufführung statt von "OstCowboy - Das rote Wunder Dean Reed".

So klischiert der Titel klingt, erzählt wird eine wahre Geschichte: die des einst umjubelten Sängers, der sich der Liebe wegen in der DDR niederlässt. Der dem Vaterland, das ihn später zum Deserteur erklärt, den Rücken kehrt, der in Südamerika Fußballstadien füllt, der mit Chiles Präsident Salvador Allende und später mit DDR-Staatschef Erich Honecker als "Bote für den Weltfrieden" auftritt.

Doch das Zweipersonen-Stück über den "unbekanntesten Superstar aller Zeiten" will mehr. Hauptdarsteller Roger Trash, Sänger, Komponist, Texter und Seelenverwandter, macht auch Zerrissenheit, Widersprüche und Tragik des US-Sonderlings deutlich. "Die Kluft zwischen Anspruch und Realität, das verbindet Dean Reed mit der DDR - bis zum Ende", heißt es. Flankiert werden die Dialoge, fiktiven Texte, O-Töne und Reed-Songs von alten Aufnahmen auf einer Leinwand.

Allerdings dürfte es der vergessene Star nicht leicht haben, in Münster, weit westlich der einstigen deutsch-deutschen Grenze. Also liegen die Hoffnungen doch eher auf Tom Hanks?!

Juliane Albrecht, dpa

www.pumpenhaus.de