Leipziger Volkszeitung 24.02.2007

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"Die große Liebe meines Lebens"

Döbeln: Erinnerungen an die Hochzeit von Dean Reed

Döbeln. Vor wenigen Tagen hatte der deutsche Dokumentarfilm "Der rote Elvis" bei der Berlinale Premiere. Im August soll der einfühlsame und zugleich kritische Streifen über den Schauspieler und Sänger Dean Reed in die Kinos kommen. Bei vielen Döbelnern werden dann besondere Erinnerungen wach. Erinnerungen an eine Hochzeit, die geheim bleiben sollte. Die Hochzeit von Dean und Wiebke Reed am 30. Juni 1973 im Döbelner Rathaus.

Wiebke Reed, ist die Frau, wegen der sich der US-Amerikaner entschloss, in der DDR zu leben. Das erste Mal trafen sich die beiden 1971 bei der Leipziger Dokumentarfilmwoche. "Wir sahen uns an, und wir wussten: Es wird ein Wiedersehen geben. Im Sommer 1973 haben Wiebke und ich in einer kleinen Stadt in der Nähe von Leipzig geheiratet. Drei Jahre später kam unsere Tochter Natascha zur Welt", wird Dean Reed in einem Buch aus dem Verlag Neues Leben zitiert.

Die kleine Stadt war Döbeln. Noch heute gibt es in der Kreisstadt das Gerücht, dass Wiebke Reed, die damals in Leipzig lebte und Model war, eigentlich aus Döbeln stammt und deshalb hier getraut wurde. "Ich bin keine Döbelnerin, ich stamme aus Dessau!", klärt sie selbst auf Nachfrage dieser Zeitung auf. Für die Hochzeit in der Provinz sprachen drei Dinge: Die Trennung sollte nicht an die große Glocke gehängt werden, in Leipzig sei es laut Reed schwierig gewesen, einen passenden Termin zu bekommen und Döbeln erwies sich als praktisch, weil die Stadt auf dem Weg nach Rammenau lag, wo Dean Reed Szenen für seinen ersten DDR-Film "Aus dem Leben eines Taugenichts" drehen sollte.

Die Sache mit der Geheimhaltung bestätigt Edith Findeisen, die als Standesbeamtin das Paar verheiratete. "Wir erhielten einen Anruf aus Leipzig. Es sollte eine schlichte und romantische Eheschließung sein. Und Döbeln war dafür als bestes Standesamt im Bezirk Leipzig bekannt. Doch es durfte auch möglichst nichts an die Öffentlichkeit dringen", sagt die inzwischen 79-jährige Döbelnerin. Dem Bürgermeister musste Findeisen aber zumindest Bescheid geben. Der erzählte es im Stadtrat und die Nachricht von der Prominenten-Hochzeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Muldestadt.

"Als wir nach der Trauung aus dem Rathaus kamen, war der Markt voller Menschen. Wir waren total überrascht, es sollte ja gar niemand wissen, dass wir da sind", erinnert sich Wiebke Reed, die heute eine gleichnamige Schauspiel-Agentur in Berlin betreibt.

"Sie trug ein Kleid im folkloristischen Stil und hatte einen Feldblumen-Strauß. Er war mit einem bunten Hemd bekleidet. Um den Hals von Dean Reed hing ein Lederbeutel. Da waren die Ringe drin", weiß Findeisen noch jedes Detail. Der Döbelner Oberschul-Lehrer Hermann Schneider dolmetsche bei der Trauung für Dean Reed. Es sei eine sehr schöne Hochzeit und das Paar sehr freundlich gewesen. Prominente, wie die Schauspielerin Monika Woytowicz und der Regisseur Celino Bleiweiß, gehörten zu den Gästen.

Für Wiebke Reed war Döbeln nur eine kurze, aber eine wichtige Station ihres Lebens, auch wenn das Ehe-Glück bereits viereinhalb Jahre später zerbrach: "Der Aufenthalt in Döbeln dauerte nur eine Stunde. Doch ich verbinde sehr gute Erinnerungen mit der Hochzeit. Es war die große Liebe meines Lebens".

Olaf Büchel

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Letzte Änderung: 2007-02-27