Kulturradio 02.08.2007 |
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Der Rote ElvisDer "rote Elvis", das war der amerikanische Sänger Dean Reed, der Anfang der 70er Jahre in die DDR übersiedelte und dort zum gefeierten Film- und Medienstar wurde. Er war eine der schillerndsten Figuren in der untergegangenen DDR, ein Musiker, Schauspieler, Politaktivist und Selbstdarsteller - und aufgrund seiner Herkunft ein Gottesgeschenk für die staatliche Propaganda. Mit großem Fleiß und einer bewundernswerten Akribie hat der junge Regisseur Leopold Grün das Leben von Dean Reed rekonstruiert und dabei viele weniger bekannte Stationen aus dessen Karriere ausfindig gemacht. So hat Grün in Südamerika gedreht, in Argentinien und in Chile, wo Dean Reed in den 70er Jahren unglaublich populär war. Isabel Allende kommt zu Wort, die Tochter des ermordeten chilenischen Präsidenten Salvador Allende, die Dean Reed noch heute dankbar dafür ist, wie er damals ihren Vater unterstützt hat oder auch chilenische Gewerkschaftler, die seinen Mut und seine Zivilcourage preisen. Auf der anderen Seite zeigt der Film aber auch ganz die dunklen Facetten von Reeds Persönlichkeit, seine Eitelkeit beispielsweise, sein rücksichtsloser Umgang mit Frauen, die ihm damals in Scharen zu Füßen lagen und vor allem seine politische Naivität, mit der er zum idealen Vehikel für sozialistische Propaganda wurde. Egon Krenz, der damals Chef der FDJ war, gibt zum Beispiel ganz offen zu, "selbstverständlich" habe man Reed benutzt und geführt. Es gibt auch Bilder, wie Dean Reed mit der Gitarre in der einen und der Kalashnikow in der anderen Hand in palästinensischen Schützengräben herumläuft und über die Weltrevolution schwadroniert. "Der Rote Elvis" zeigt das alles, aber - das ist das große Verdienst: er kommentiert es nicht und er wertet es auch nicht, sodass man sich sein eigenes Bild machen kann. Für Westdeutsche eine Geschichtsstunde, für Ostdeutsche ein Wiedersehen mit einem Star von einst. Carsten Beyer, Kulturradio am Vormittag
"Der Rote Elvis"
Bewertung: gelungen (4 von 5) |
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www.DeanReed.de
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