22. DokFest München
Ein Kessel Buntes
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Rockstar, Cowboy, Sozialist. Anhand solch griffiger Vermarktung von Dean Reeds bizarr wechselhaftem
Leben zwischen Arafat-Bruderküssen
und dem 'Kessel Buntes'
könnte man meinen, auch der Titel
'Der rote Elvis'
wäre reißerisch und absurd übertrieben geraten. Tatsächlich aber hat nicht
erst eine vor kurzem erschienene
Compilation mit frühen US-Aufnahmen
dieses Schlagwort aufgegriffen, sondern Reed wurde bereits während seiner insbesondere als
Agitator erfolgreichen Jahre in Südamerika so betitelt. Auch in den Ostblock-Staaten traf der
vom Kreml protegierte Vorzeige-Sozialist aus
Colorado
auf begeisterte Menschenmassen, bis er 1972 aus privaten Gründen in die DDR übersiedelte.
Hier fiel er mit seinem medioker-schmerzfreien Folk-Pathos als Schauspieler & Sänger,
wie auch als regimetreuer Aktivist zunehmend aus der Zeit, bis ihm mangelndes Publikumsinteresse
und seine dritte Ehefrau, die einst
Gojko Mitic ausgespannte
Renate Blume,
so zusetzten, dass man ihn 1986 mitsamt Abschiedsbrief tot aus einem ostdeutschen See zog. Durch das
jüngste - durch Tom Hanks/Steven Spielberg
personifizierte - Hollywood-Interesse an diesem Stoff teils behindert, teils gepusht, setzte Regisseur
Grün in einem 5-jährigen Arbeitsprozess Material aus der DDR, Südamerika und den USA
zu einem sogar musikalisch gelungenen Film zusammen. Um zu vermeiden, dass "seine Musik sich irgendwann
gegen den Film wendet", ließ Grün das Berliner Duo Monomango lediglich einen Loop von Reeds
Gesang in deren Gitarren-Score einbauen.
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Marx Brother Reed darf regulär erst Anfang August auf der großen Leinwand reiten - all
diese Kinostarts verantwortet der rührige Berliner Neue Visionen Filmverleih.
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© Stefan Rambow, Cinesoundz
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