Ilmenau, 11.10.2007

zurück/back

Dean Reed: Ambivalent, widersprüchlich, tragisch

Dokumentarfilm | Regisseur Leopold Grün präsentiert "Der Rote Elvis" in Südthüringer Kinos

Ilmenau - "Ich bin Dean Reed persönlich begegnet, deshalb bin ich auch hier." Michael Geishendorf aus Ilmenau sitzt in einer der hinteren Reihen im Kino "Linden-Lichtspiele". In den vergangenen 90 Minuten hat er den Dokumentarfilm "Der Rote Elvis" über Dean Reeds Leben gesehen - und nun schwelgt er in Erinnerungen.

Fünft Tage lang hatte Geishendorf im Sommer 1979 den Schauspieler und Sänger begleitet: "Ich habe ihn beim Nationalen Jugendfestival in Berlin betreut und ihn so von einer menschlichen und sehr persönlichen Seite kennengelernt", erzählt der heute 55-Jährige.

Im Film fand Michael Geishendorf viel Bekanntes wieder: "Den Lada bin ich selbst gefahren, und Dean Reed fuhr auf seiner MZ vorneweg", erzählt er und erinnert sich an die Besuche auf Reeds privatem Grundstück: "Er hatte uns zum Essen eingeladen - es gab Rührkuchen und Apfelmus. Sehr seltsam", schmunzelt Geishendorf. Anschließend sei Reed mit den jungen Männern im See schwimmen gegangen. "Ich zehre noch heute davon - das war eine große Sache!", beschreibt Geishendorf die Bedeutung dieser Erlebnisse.

Deshalb waren seine Erwartungen an den Film gemischt: Wie wird Dean Reed dargestellt? Wie voreingenommen ist der Film? "Der Rote Elvis" kommt ohne Kommentar aus. Ein Sprecher fehlt, stattdessen erzählen Weggefährten, wie Armin Mueller-Stahl, Ex-Frau Wiebke Reed, Egon Krenz oder auch seine Geliebte Maren Zeidler das Leben des ungewöhnlichen Stars. Bei der Auswahl der Gesprächspartner legte Grün ein Augenmerk auf persönliche Beziehungen - "Ich wollte keine Beurteilungen von Leuten, die ihn nur mal gesehen haben. Ich wollte Menschen, die ihn wirklich kannten." So entsteht ein vielschichtiges, ein differenziertes Bild des amerikanischen Sängers und Schauspielers, der sich für ein Leben in der DDR entschieden hatte: Dean Reed war befreundet mit Salvador Allende und Yasser Arafat, protestierte gegen Militär-Regimes und den Vietnamkrieg, tourte als erster Amerikaner durch die Sowjetunion, sang Country-Schlager im DDR-Fernsehen und ließ sich mit Maschinengewehr im Libanon ablichten.

"Am Anfang geht der Film wie eine Welle nach oben - was für ein toller Mensch!", beschreibt eine Kino-Besucherin ihre Eindrücke mit Berliner Akzent. Als junges Mädchen hatte sie in Reeds Nachbarschaft gewohnt - nun will sie mehr über sein Leben erfahren.

"Er konnte eiskalt sein"

Der plötzliche Bruch in der Erzählweise des Films ist es, der die junge Frau zum Nachdenken anregt: "Er konnte ja auch eiskalt sein", kommentiert sie Reeds Verhalten gegenüber seiner frühreren Ehefrau Wiebke. "Ich werde eine Weile brauchen, bis ich mir eine Meinung gebildet habe, was für ein Mensch er war", resümiert sie.

"Der Film zeigt deutlich die totale innere Zerrissenheit von Dean Reed", sagt Regisseur Leopold Grün. Er will mit seinem Film vor allem das Spektrum von Momenten aufzeigen, das einen Menschen schließlich aus dem Leben scheiden lässt, erzählt er. Die Idee zu dem Film war 2001 in langen Gesprächen mit Stefan Ernsting entstanden. "Für mich war Dean Reed nicht wichtig, ich habe ihn nicht sonderlich gemocht", beschreibt Grün seine anfängliche Haltung. Doch je mehr er sich mit dem Thema befasste, um so mehr erschloss sich für ihn auch die Vielschichtigkeit des Sängers und Schauspielers. "Er war ambivalent, widersprüchnlich und sein Ende war sehr tragisch."

"Was kann Dean Reed heute noch bewegen?", wollte eine Zuschauerin wissen. Für Leopold Grün ist die Antwort klar: Der Film hilft, die mediale Inszenierung von Stars zu hinterfragen. "Der Film kann aber auch dazu anregen, sich mit Politik zu beschäftigen. Was sind Haltungen wert?"

Morgen Abend läuft "Der Rote Elvis" um 20 Uhr in den Casino-Lichtspielen in Meiningen. Anschließend ist eine Gesprächsrunde mit Leopold Grün geplant.

C. Friedewald

We would formally like to point out that the articles, reports and contributions are presented independently of their truth content. They do not reflect the opinions of the Dean Reed Website team (see detailed declaration).

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass wir alle Artikel unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt präsentieren. Sie spiegeln nicht in jedem Fall die Meinung des Dean-Reed-Websiteteams wider (siehe auch die einleitende Erklärung).

Recalcamos expresamente que presentamos los artículos independientemente de su veracidad. No en todos los casos reflejan la opinión del equipo de esta página WEB (léanse las líneas aclaratorias principales).

zurück/back

www.DeanReed.de
Fehler, Hinweise etc. bitte an Webmaster@DeanReed.de
Letzte Änderung: 2011-05-13