Hamburger Abendblatt 02.08.2007

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Ein Wanderer zwischen den politisch-musikalischen Welten

DOKUMENTATION: Porträt eines ungewöhnlichen Mannes: Dean Reed war ein engagierter US-Sänger in der DDR und "Der Rote Elvis"

Von VOLKER ALBERS

Es gibt Phänomene in der Politik und es gibt solche in der Popmusik. Das ist nicht ungewöhnlich. Spannend aber wird es, wenn beide Sphären sich überlappen. So geschehen im Fall Dean Reed, so dokumentiert in Leopold Grüns Film "Der Rote Elvis".

Dean Reed, 1938 nahe Denver, USA, geboren, war ein tragischer Held, ein Ikarus, der sich an der sozialistischen Sonne verbrannte und abstürzte. Nicht ins Meer jedoch, sondern in den Zeuthener See bei Berlin. Dort fand man Reed am 17. Juni 1986 tot im Wasser liegend. Das Ende einer Karriere, wie es wenige gibt in Pop und Politik.

Ende der 50er-Jahre produzierte Reed einige Country-Singles, die in den USA floppten, in Südamerika aber die Charts eroberten. 1961 ging er auf Tournee nach Chile und Argentinien - und wurde euphorisch gefeiert. Zugleich lernte er dort Not und Elend der Menschen kennen. Reed nahm, aus seiner Sicht, den Kampf auf für eine bessere Welt. Überall dort, wo es Unterdrückung gab, sang er seine Lieder. 1972 siedelte er in die DDR über - wurde zum Popstar des Sozialismus, als Schauspieler, als Sänger, als Agitator. Und das durchaus mit freundlicher Unterstützung der DDR-Bonzen.

Nach der Ermordung des chilenischen Präsidenten Salvador Allende 1973 wird Reed, Frauenschwarm und Plattenmillionär, radikaler. Eine der eindrucksvollsten Sequenzen in Grüns Dokumentation zeigt den amerikanischen Sänger, der in seiner Heimat natürlich als Nestbeschmutzer galt, mit Gitarre in der einen Hand und Kalaschnikow in der anderen in einem Palästinenserlager - das bildgewordene Verständnis Reeds vom "Schulterschluss zwischen Kunst und Politik", den er predigte.

In Interviews beispielsweise mit Armin Mueller-Stahl, der Allende-Tochter Isabel und Egon Krenz, in Konzert- und Filmausschnitten zeichnet der Film ein spannendes und differenziertes, gleichwohl kritisches Porträt Reeds, dieses Idealisten mit Schattenseiten. Das bekamen vor allem seine Frauen zu spüren. Sie ließ der große Friedenskämpfer, als der er sich fühlte, häufig einfach fallen, wenn er ihrer überdrüssig war. Auch so ein Phänomen.

1981 verglühte Reeds Ruhm. Sein Tod fünf Jahre später gibt noch heute Rätsel auf.

Der rote Elvis
Dtl. 2007, 90 Minuten, ab 12 Jahren, R: Leopold Grün (am 3.8. zu Gast im Kino), D: Dean Reed, Isabel Allende, Armin Mueller-Stahl, Egon Krenz, täglich im 3001; Internet: www.theredelvis.com

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Letzte Änderung: 2008-06-03