Filmspiegel 9/1981 (Mai)

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Mit dem Zeichenstift in FILMWILDWEST

Gerhard Vontra skizzierte für den "Filmspiegel" Macher und Mitmacher des Sommerfilmtags-Lustspiels "Sing, Cowboy, sing", in die Schreibmaschine tippte er, was ihm im Studio auffiel.

Ich steige aus dem Zug und wandere in ein Babelsberger Filmatelier. Im Abteil hatte ich heimlich mein Gegenüber gezeichnet und fand mich eingebettet in meine Zeit mit ihren Frisuren, ihren Moden und Gesichtern. Im DEFA-Studio besuche ich Dean Reed, der hier an seinem Film "Sing, Cowoby, sing" arbeitet. Eine niedrige Eisentür öffnet mir den Eintritt in ein großes Atelier. Stimmen hinter dunklen Kulissenwänden, Hämmern, Anweisungen eines Regisseurs, und ich befinde mich in einem Saloon des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nostalgisch stilecht. Kleindarsteller und Schauspieler sitzen und stehen in Gruppen beieinander, lesend, strickend und diskutierend. Ich fühle mich um hundert Jahre zurückversetzt und bin erstaunt, wie die Gesichter unserer Zeit durch die bewundernswerte Kunst der Kostüm- und Maskenbildner je nach Forderung eines Filmes zurückversetzt werden können, als seien sie alle aus Omas Fotoalben entstiegen. Eine neue Einstellung wird eingerichtet. Das Publikum nimmt Platz, Václav Neckář singt, und Dean Reed fordert höchste Beteiligung von allen Zuschauern. Ich beobachte sie alle und versuche an der Theke vorbei vor die Tür des Saloons zu sehen. Da stehen bestimmt ihre Pferde gesattelt.

Ich studiere einige Gesichter. Neckář kann nur in jener Zeit gelebt haben, diese Frau auch. Eigentlich alle, auch der Kameramann, der Assistent und der Maskenbildner sowieso. Ich denke an die Gesichter alter römischer Plastiken vor unserer Zeitrechnung und daran, dass vielleicht doch nur die Schneidermeister der verschiedenen Epochen unsere Gesichter, die immer dieselben waren, durch Mode in ihre Zeit fixiert haben.

In den Pausen höre ich Gespräche über's Fernsehprogramm, über das Angebot im Konsum und Ankopplungsmanöver im Weltraum. Nach Feierabend gelingt es mir, vor die Tür des Saloons zu sehen. Da standen keine gesattelten Pferde. Nur Trabbis, Wartburgs und Ladas.

Bodo Schmidt Paton Price 1980

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Letzte Änderung: 2013-01-24