Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 29.07.2007

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Dean Reed

Eines Tages, erzählen Leute, die dabei gewesen sein wollen, eines Tages saß der ehemalige Generalsekretär des ZK der SED, Genosse Egon Krenz, im Fernsehraum seiner Justizvollzugsanstalt und rief: "Den kenn' ich, das ist der Tom." Den kenne jeder, erwiderten seine Mithäftlinge, das sei nämlich der Tom Hanks. "Der hat mich neulich besucht", sagte Krenz.

Was Hanks denn gewollt habe, fragten sie ihn da und lachten.

"Über Dean Reed reden." - Und den kannten nun die anderen nicht, was für Krenz unbegreiflich gewesen sein muss.

Denn generell gilt bis heute: Wer Dean Reed nicht kennt, kommt aus dem Westen - so wie Dean Reed selbst, der dafür im Osten - und zwar bis Sibirien - bis heute absolut jedem ein Begriff und ein Rätsel ist. Dean Cyril Reed, geboren 1938 in Denver, Colorado, ertrunken 1986 unter den Umständen, die man gewöhnlich als mysteriös bezeichnet, im Zeuthener See bei Ost-Berlin - ein blendend aussehender Mann, der singen konnte wie Elvis und zumindest nicht schlechter schauspielern. Was trieb den um Himmels willen in die DDR, wo er der Vorzeigeamerikaner war für Leute, die er optisch immer mindestens um das Doppelte überragte? (So kantige Kiefer, so prachtvolle Haare, so gute Laune: So was gab es im Osten doch gar nicht.) Es gibt da mehr als eine Antwort, und jede führt natürlich zu neuen Fragen, und insgesamt kommt eine Geschichte dabei heraus, die sich Graham Greene und Johannes Mario Simmel gemeinsam ausgedacht haben könnten. Und die gute Nachricht ist jetzt die, dass niemand warten muss, bis Tom Hanks, der den Stoff seit Jahren reserviert hat, diese Geschichte erzählt, schlimmstenfalls mit sich selbst in der Hauptrolle. Denn es gibt jetzt einen Dokumentarfilm von Leopold Grün über den "Roten Elvis", der außer Dokumentarfilm noch Politthriller ist. Und Tragödie. Und ein veritables Romantic-Drama. Gerade nämlich wenn die unfassbaren Frauen zu Wort kommen, mit denen Reed in der DDR zusammen war, dann schweben über jedem Satz mindestens zwei nichtgesagte und dann schlägt jedes lakonische Abwinken ganze Bücher zum Selbstzusammenreimen auf. Literarischer hätte es ein Literat nicht hinkriegen künnen. Riesengroßes Kino. Diese Woche läuft "Der Rote Elvis" an, und wer da nicht reingeht, weil er immer noch nichts von Dean Reed wissen will oder lieber auf Tom Hanks wartet - der kann bitte schon mal anfangen, die Tassen in seinem Schrank zu zählen.

Peter Richter

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Letzte Änderung: 2007-07-30