Berliner Zeitung 13.06.1981

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Das Lachen, die Filmwelt und die Traumwelt

"Sing, Cowboy, sing": Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Dean Reed antwortet

Nach "El Cantor" nun zum zweiten Mal ein Film, den Sie, Dean Reed, selbst geschrieben und inszeniert haben und in dem Sie auch die Hauptrolle spielen...

Ich war der Meinung, einen solchen Film könnte ich besser machen als jemand, der sich in dieser Thematik und Lebensweise nicht so direkt auskennt. Ich habe diese Art von Filmen bereits in Italien gemacht, und ich habe auch als Cowboy gelebt. Die Geschichte des Papa Joe ist auch ein bißchen meine Geschichte, ebenso wie - in einer ganz anderen Art - die Geschichte El Cantors mit meiner verknüpft ist. Aus diesen Gründen habe ich die dreifache Funktion übernomen. Die Idee hatte ich schon lange. Ich wollte einen Film drehen, der die Leute unterhält, bei dem sie ihre Probleme eineinhalb Stunden vergessen und in einer Traumwelt leben. Ja, eine Filmwelt kann und muß auch eine Traumwelt sein, was ein humanistisches Anliegen nicht ausschließt.

So theoretisch ernsthaft wie diese Worte ist aber dieser Film nicht...

Im Gegenteil. Ich wollte, daß die Leute lachen. Weil Lachen genauso wichtig ist wie Essen, Spazierengehen, Lieben und Arbeiten. Aber manchmal vergessen wir das. Im Gefängnis habe ich erlebt, wie lebensnotwendig Lachen sein kann. Nirgendwo bin ich auf soviel Humor getroffen, jeder versuchte bewußt, auf diese Weise optimistisch zu bleiben. Auch deshalb halte ich Lachen für so wichtig.

Über diesen Film nun werden vielleicht manche Kritiker sagen, er sei eine Klamotte und sie meinen das negativ.

Ich aber sage: Man kann eine Klamotte gut oder schlecht machen. Und wenn das Publikum Spaß hat, dann bin ich zufrieden. Wenn die Leute einen Film lang lachen, dann macht es sie froher und vielleicht auch ein bißchen besser. Ich bin der Meinung, Film ist eine Massenkunst, und die Kinos müssen voll sein. Die größte Wahrheit auf der Leinwand ist sinnlos, wenn das Kino leer ist. Und weiterhin meine ich, Film ist ein emotionelles Erlebnis, kein intellektuelles. Die Zuschauer sollten lachen oder weinen, lieben oder hassen. Auf jeden Fall sollen sie zunächst etwas fühlen und danach werden sie - hoffentlich - darüber nachdenken.

Das Komische in der Kunst ist nun ein Gebiet, auf dem Sie wenig direkte Erfahrungen haben...

Mein Prinzip ist, alles auszuprobieren. Für mich gibt es folgende Alternativen zu leben: Ein Mensch kann auf einer breiten, geraden Straße gehen, die gut beleuchtet ist und wenig Schlaglöcher aufweist. Er wird nicht stolpern, er wird nicht viel weinen, aber er wird auch wenig lachen. Oder der Mensch nimmt seinen Weg durch eine kleine Straße, auf der er durch tiefe Löcher stolpert, auf die Nase fällt und sich die Knie zerschlägt. Aber er steht wieder auf und geht weiter.Und ich meine, ein Künstler muß durch diese kleine Straße gehen, sonst kann sein Werk keine Emotionalität besitzen und vermitteln. Und all jene Leute, die Angst vor dem Abenteuer haben, etwas neu zu probieren, muß er mitführen.

Marlies Linke

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Letzte Änderung: 2007-12-10