Fred Salazar war mit seinen beiden Mitstreitern Gerald Falls und Arnold Dietrich im Auftrag des Fernsehsenders NBC unterwegs, um Aufnahmen von Indigenen zu machen, die in Brasilien, in der Nähe der venezolanischen Grenze, lebten. Dean Reed stieß in der Mission von Santa Izabel in Tapurucuará auf die drei jungen amerikanischen Forscher. Dean war gerade in Brasilien auf einer Nacht-Club-Tour und hatte sich Urlaub genommen, um einige abgelegene Orte kennen zu lernen. Die Expedition weckte seine Neugier und er schloss sich den Forschern an, die von der brasilianischen Stadt Manaus aus in Richtung Nordwesten, den Rio Negro flussaufwärts bis nach Tapurucuará gefahren waren.
Bevor sie Dean dort trafen, hatten sie schon eine längere Tour hinter sich, den Fluss Cauaburi hinauf, in seinen Nebenfluss Maturacá hinein und wieder zum Cauaburi bis nach Norden. Sie hatten dort bereits Kontakt mit verschiedenen indigenen Stämmen, die - ebenso wie alle weiteren, die die Forscher auf der Exkursion trafen - zum ca. 30.000 Menschen umfassenden Volk der Yanomami gehören, speziell zur Untergruppe der Waika. Sie trafen zunächst auf die Shamatari und die Kohoroshanitari, die aus dem Norden stammen. Diese Gruppen hatten sich nach Süden bewegt, aus Angst vor den venezolanischen Indigenen. Schließlich fuhren die Forscher den Cauaburi-Fluss weiter hinauf, bis zum Fuße des Imeri-Gebirges und zum Dorf der Amarokawebueteri, eine der dauerhaften Waika-Ansiedlungen. Das Dorf lag in Richtung des Flusses Marauiá. Der Plan war - da sie es nun vom Cauaburi-Fluss aus erreicht hatten - es nochmals von der anderen Seite, vom Marauiá aus zu erreichen, um eine komplette Landkarte der Fläche innerhalb des vom Cauaburi, des Imeri-Gebirges, des Marauiá und des Rio Negro begrenzten Umkreises erstellen zu können. Nachdem sie drei Flüsse und den Dschungel bewältigt hatten und verschiedene Waika-Gruppen kennengelernt hatten, kehrten sie nach Tapurucuará zurück, zur Mission Santa Izabel, wo sie Dean Reed kennen lernten.
Dean Reeds Amazonasexpedition 1962. Karte aus: Salazar, Fred A./Herschlag, Jack (1967): The Innocent Assasins. New York: E. P. Dutton & Co. Inc., innere Umschlagseiten.
Dean war dann auf der zweiten Tour mit dabei. Die Exkursionsgruppe bestand aus den genannten vier Amerikanern, Padre Antônio sowie seinem Assistenten und einem Motorbootfahrer namens Babette, dessen Helfer, zwei Hunden und dem Haustier Suzy, einem Ozelot. Sie mussten, um den Rio Marauiá nach Norden hinauf zu fahren, die Grenze des Äquators überqueren. Genau an der Stelle waren sehr gefährliche Stromschnellen. Jeder Transport im Amazonas-Urwald funktioniert NUR über die Flüsse, da es keine Straßen und kaum Wege gibt.
Auf der Reise begegnete Dean verschiedenen Tieren des Amazonasgebietes: Piranhas, die den sicheren Tod für denjenigen bedeuten, der ins Wasser fällt, und große Kaimane, Affen, die in großen Scharen in den Bäumen über die Köpfe hinweg sprangen, hin und wieder auch Tukane, Papageien und brasilianische Sittiche mit rot, gelb und blau glänzendem Gefieder und Tapire, die auf Deans Exkursion auch gejagt wurden. Die vier Amerikaner sahen auch große Wasserschlangen, die manchmal an Land kamen.
Fred Salazar erzählte, dass am dritten Tag der Expedition morgens beim Erwachen der Ozelot Suzy plötzlich verschwunden war. Er dachte, ihre wilden Instinkte sind mit ihr durchgegangen, da sie erwachsen wurde. Sie war schon neun Monate alt. Vielleicht ist sie in den Dschungel gerannt, um Futter oder einen Gefährten zu suchen. Er beauftragte alle, zu suchen, aber nach einer Stunde gaben sie auf und entschieden, dass sie wohl ohne Suzy losgehen mussten. Dean schlug vor, noch einen Versuch zu starten. Er ging zurück und fand Suzy, wie sie von oben, auf einem Baumast sitzend, auf die Expeditionsteilnehmer herabsah, nur ein paar Fuß vom Camp entfernt. Sie war wahrscheinlich schon die ganze Zeit dort und hat sich über den Spaß amüsiert.
Sie reisten weiter und kamen schließlich in der kleinen, zweistöckigen Mission von Padre Antônio an, die mitten im Dschungel lag. Um die Mission herum gab es drei Lager, die von nomadischen Waika bewohnt waren, eine lose Gemeinschaft von teilweise assimilierten Indigenen. Die vier Amerikaner machten sich nun auf, das Gebiet im Westen der Mission auszukundschaften, wo die Indigenen noch nie mit Auswärtigen Kontakt hatten. Der Expeditionsleiter Fred fragte Dean, ob er im Busch mit den anderen mithalten kann. Dean war voller Zuversicht, trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Unerfahrenheit. Er kramte einen Zeitungsausschnitt hervor und sagte: "Guck dir das mal an! Ich habe ein Maultier auf einer 50-Meilen-Strecke in Colorado überholt. Denkst du, ich kann mit EUCH nicht mithalten?"
Das erste Ziel war das Dorf der mächtigen Xamatauteri-Gruppe. Sie planten dann eine Kurve Richtung Norden zu machen und Dorf für Dorf weiterzuziehen bis zu den Amarokawebueteri. Das Überqueren der zwei schmalen Ströme war Routine, aber dann mussten sie eine Hängebrücke überqueren. Das war etwas Neues für Dean. Er bestand darauf, dass Fred filmte, wie er auf ihr hinüberlief, und war so vertieft in seine Show, dass er fast in den Fluss fiel. Sie übernachteten im Dschungel und kamen am nächsten Morgen nach einem kurzen Marsch im Xamatauteri-Dorf an. Das Shabono (Rundhaus) der Xamatauteri befand sich auf einer großen Lichtung. Ein Shabono ist Rundhaus, in dem die Yanomami leben. Nur die Ränder sind überdacht. In der Mitte befindet sich ein großer, offener Hof. Die Yanomami leben hier mit mehreren Familien, wobei jede eine eigene Privatzone mit Feuerstelle besitzt.
Die Xamatauteri warteten schon auf die Expeditionsgruppe, sie hatten sie kommen gehört. Sie waren neugierig und aufgeregt, aber freundlich. Der Empfang war ein gesellschaftliches Ereignis. Fred erwies dem Häuptling seinen Respekt, und dieser nahm die Geschenke dankbar an. Die Amerikaner handelten, um Nahrungsmittel, hauptsächlich große Vögel und Bananen, zu bekommen, und ließen sich dann im großen Shabono nieder.
Auf der weiteren Tour waren die Exkursionmitglieder physisch in keinem sehr guten Zustand mehr. Dean litt an einer heftigen Reaktion auf einen Insektenstich und wegen des seltsamen Essens. Auf dem Weg zum nächsten Dorf, dem der Mokarinxiobeteri, der anderthalb Tage dauerte, mussten sie in Richtung Gebirge gehen, wobei ihnen die Steigung zu schaffen machte. Die Mokarinxiobeteri, bei denen die Amerikaner einige Tage verbrachten, waren eine kleinere Gruppe und viel misstrauischer. Die Frauen hatten sie im Urwald versteckt, da es häufig vorkam, dass Männer eines Stammes die Frauen anderer Stämme raubten. Danach machten sie sich auf zum Dorf der Pukimabueteri. Nach Freds Ansicht war der zweite Tag schlimmer als Bergsteigen. Die Schlingpflanzen, die sich um die Felsen schlangen, waren verfilzt. Sie mussten die Füße sehr hoch heben, um nicht zu stolpern. Die Pukimabueteri waren auch misstrauisch gegenüber den Fremden und es war schwierig Freundschaft zu schließen, was Fred verärgerte. Nach einer Pause allerdings handelten sie, spielten Spiele und lernten. Dean war der "offizielle" Troubadour. Er unterhielt die Pukimabueteri und lockerte die Atmosphäre dadurch ein bisschen.
Das Dorf befand sich im Hochland, im Schatten des Imeri-Gebirges, und war relativ karg für einen äquatorialen Ort. Fred dachte jeden Morgen an den heiß ersehnten Moment des zweiten Besuchs bei den Amarokawebueteri, dieses Mal vom Marauiá aus. Endlich war der Moment gekommen und die Gruppe setzte sich in Richtung ihres letzten Ziels in Bewegung. Am nächsten Mittag stolperten sie plötzlich über ein Shabono. Kein Mensch war zu sehen, Pfeile steckten von außen in der Wand. Schließlich wurde durch den Rauch einer niedergebrannten Wand klar, dass dieses Dorf gerade an diesem Morgen überfallen worden war. Die Gruppe befand sich in höchster Gefahr und entschied sich dafür zurück zu gehen.
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