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Dean Reed als Henrik Jacobs Thema

Henrik Jacob beschäftigt sich seit Jahren immer wieder mit dem Thema Dean Reed. Entstanden sind ein Hörspiel, verschiedene Ausstellungen und eine Videoarbeit.


Filmprojekt: Die Wahrheit über Dean Reed

Ein Film von Frank Henne und Henrik Jacob
2002-2005, unveröffentlicht

Fotos und Ausschnitte aus Straßeninterviews auf henrikjacob.wordpress.com

Ausstellung: Henrik Jacob "PEACEPIECES"

vom 1.11.2002 bis 15.12.2002

Galerie Murata & friends
Rosenthaler Str. 39, 10178 Berlin

Henrik Jacob sucht Dean Reed. In einem einstündigen Film begibt er sich auf die Spuren des amerikanischen Sängers und verliert sich dabei im Irgendwo zwischen Westernvillage und ostdeutschen Autobahndreiecken. Mit seinem Filmpartner Frank Henne befragt er Passanten und Prominente, die Dean Reed kannten. In einer Videoinstallation lässt er zudem das Hamburger Dean-Reed-Double Andy Arend den Song "LOVE YOUR BROTHER" einstudieren und konfrontiert das Ergebnis mit der Originalstudioaufnahme, die Dean Reed Anfang der Achtziger in einem Ostberliner Studio durchführte.

Henrik Jacob, der 1972 in Dresden geboren wurde, hat von 1994 bis 2000 Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen studiert. Er beschäftigt sich mit Phänomenen der Vergangenheit, die er im Licht der Gegenwart untersucht und er erfindet, was nicht gefunden werden kann.

PEACEPIECES ist eine Arbeit, die die Existenz von Dean Reed zu einer sehr nahen macht, sie stellt eine frühere Person in die heutige Situation hinein.

Henrik Jacob präsentiert einen Krimi

In der Frühstücksbühne zeigt Henrik Jacob Mutmaßungen über Dean Reed. Wurde der Amerikaner in der DDR ermordet, war es Selbstmord oder lebt er vielleicht noch heute?

mehr: Eckernförder Zeitung 25.05.2004

5. bis 27. Februar 2005 Austellung:
Horsing around auf der Fährte des Cowboys in Europa

Galerie NEUROTITAN im Haus Schwarzenberg,
Rosenthaler Str. 39, 10178 Berlin

Der Zerfall des Büffels

Dean Reed und das Vergessen, Sardinien und die staubige Landschaft: Bei der Ausstellung "Horsing around" in der Galerie Neurotitan geht es um die Aneignung des Cowboys in Europa. Warum der Wilde Westen auch weiter östlich schon seit hundert Jahren ein Sehnsuchtsort ist, bleibt unklar

[...] Natürlich darf in einer Ausstellung, bei der es um den Re-Import des Cowboys in die alte Welt geht, eine Figur wie die des "Roten Cowboys" Dean Reed nicht fehlen. Der US-amerikanische Countrysänger und Schauspieler, der 1972 aus Sympathie mit dem Sozialismus in die DDR übersiedelte, war der Vorzeigecowboy der Nation. Er trat in Defa-Western auf, und als er sich 1986 umbrachte, machte die Stasi ein Geheimnis darum. Seine Geschichte wird wohl bald von Tom Hanks verfilmt werden. "Das Dean-Reed-Projekt" in der Ausstellung versucht, sich der Figur des Ostcowboys auf anderem Weg zu nähern: Auf vier Fernsehern wird eine Spurensuche gezeigt, allerdings ohne abschließende Wertung oder Interpretation. Mal sieht man Archivmaterial von Reeds Auftritten, dann gibt es Interviews mit Weggefährten, heutigen Anhängern der Countryszene, aber auch Umfragen in einer Shopping-Mall. Auf die Frage, warum Reed heute fast vergessen sei, antwortet ein alter Mann: "Na, weil ihn keiner so recht haben will. Die Amis nicht und die Leute in Ostdeutschland auch nicht mehr." [...]

taz Berlin lokal Nr. 7590 vom 14.2.2005, Seite 26

Deutschlandradio Kultur, 13.09.2006, 10:50 Uhr

Wertlos und fragil

Der Knetkünstler Henrik Jacob

Von Monika Müller

Deutschlandradio Kultur

"Porträts zum Reinbeißen", oder auch "Mein Leben in Knete" nennt Henrik Jacob seine Kunstwerke aus Knetmasse. Er ist davon überzeugt, dass Kunstwerke nicht länger als Waschmaschinen halten müssen. Seine Knetkunst hat der 34-Jährige schon in Deutschland, Österreich und Spanien ausgestellt.

"Wie Graffiti, nur lösbar. Hinterlässt aber Fettflecken.
Einmal drauf gesetzt und dann kommt was anderes raus. Wird auch nicht fest, ist ja auch keine Plasteline, oder so."

Knete fasziniert Henrik Jacob, weil sie wertlos und fragil ist.

"Und man hat natürlich bei diesen Knetsachen den Vorteil, dass man es von vorne wie von hinten betrachten kann. Die eine Seite ist das Wunder, was hinterher rauskommt, weil die sieht man ja nicht während man arbeitet."

Andreas Baader, Rudi Völler und Erich Honecker hängen an seiner Atelierwand. Porträts aus Knete, nicht größer als Postkarten. Sorgfältig in Plastikfolien gehüllt.

"Weiß man jetzt, ob das Joseph Beuys oder Günther Wallraff ist. Ist egal, kommt einem irgendwie bekannt vor. Was natürlich daran liegt, dass ich mit grau arbeite, mit schwarz-weiß und das natürlich schon an dieses klassische Zeitungsbild erinnert, oder es auch ist."

Henrik Jacob sieht noch etwas verschlafen aus. Er sitzt an seinem Arbeitstisch, zwischen seinen Knetsachen und dreht sich eine Zigarette. Er ist ein zierlicher Typ mit dunklen Haaren, der oft schmunzelt. Während seines Studiums an der Hochschule der Künste in Bremen hält er sich von der Malerei fern. Er knetet und zeichnet lieber und fängt an, aus gesammelten Spiegel-Magazinen...

"...die Gesichter rauszukratzen, von den Bildern. Da hab' ich ein Transparentpapier drüber gelegt, weil ich nicht wollte, dass die Zeitung ganz durchgerubbelt wird und dann hab' ich gemerkt, dass es auf dem Transparentpapier kleben bleibt. Ich hab' die Striche raus genommen, beziehungsweise ich hab' die Farbe raus genommen."

Politiker, Stars, Idole - Phänomene der Vergangenheit beschäftigen den jungen Künstler. Er bringt sie mit seinen ungewöhnlichen Techniken und Materialien in die Gegenwart. Er erfindet sie neu. In seinem Atelier taucht immer wieder das Image von Dean Reed auf. Der amerikanische Sänger lebte in der DDR und wurde 1986 tot aus dem Zeuthener See bei Berlin gefischt.

"Ich komm' ja aus Dresden und Dean Reed war ja, jedenfalls für die Ostler, der Amerikaner mit dem Zahnpastalächeln, gut aussehend und man hat sich immer gefragt, warum so ein, naja ein toller Sänger war er nicht, aber so ein gut aussehender Amerikaner freiwillig in der DDR gewohnt hat.

Ich bin ja dann 1989 in den Westen gegangen und da hab' ich gemerkt, dass ihn niemand kennt, gar niemand. Ich dachte eigentlich, der wäre weltberühmt, zumindest hat man uns das erzählt. Und das hat mich dann noch mal fasziniert."

Zwei Jahre recherchiert Henrik Jacob das Leben und den mysteriösen Tod des Sozialisten aus Colorado. "Die Wahrheit über Dean Reed" ist sein bisher größtes Kunstprojekt mit Knetarbeiten, Zeichnungen, Interviews und auch einem Dean Reed Double Wettbewerb.

Den Amerikaner Dean Reed verschlug es in den Osten. Henrik Jacob zieht mit seinen Eltern und drei jüngeren Geschwistern zwei Tage nach dem Mauerfall von Dresden nach Nürnberg. Eigentlich wollte er Schauspieler werden, entschließt sich dann aber doch Kunst zu studieren. 2001 verlässt der Meisterschüler die Hochschule der Künste in Bremen, zieht nach Berlin und schafft es regelmäßig auszustellen. Mittlerweile verkauft er seine Knetarbeiten und Zeichnungen ganz gut. Trotzdem arbeitet der 34-Jährige in einem Autoteillager. Es gefällt ihm, finanziell unabhängig von seiner Kunst zu sein.

"Einmal alle zwei Wochen kommt ein polnischer Lkw mit nachgebauten Auspuffen für alle Automodelle und dann heißt es 1.700 Auspuffe schnell mal abladen. Das dauert acht Stunden, danach ist man sehr dreckig, aber das Lager sieht wunderbar aus. Es glitzert an allen Ecken. Sieht eigentlich aus wie eine Kunstinstallation."

Kunst findet er überall. Egal ob es Auspuffe sind, Knetmasse, oder ein fast vergessener Dean Reed.

"Eigentlich hat gar nicht mit gar nichts zu tun und dadurch wieder alles mit allem. Es geht eigentlich, geht's ums Machen. Ob's jetzt ein Strich ist, oder eine Handbewegung, oder Auspuffe verpacken."

Für September hat sich Henrik Jacob gemeinsam mit Künstlerfreund Andreas Kotulla einen "Geschlossenen Tanzworkshop" überlegt. "Elements of Passion" nennen sie ihr Projekt. Ihr künstlerischer Anspruch: Für ein paar Minuten, oder auch nur Sekunden synchron zu tanzen.

"Es ist viel interessanter etwas nicht zu können, aber es zu tun."

© Deutschlandradio Kultur, 13.09.2006, 10:50 Uhr

21. November 2008 - 17. Januar 2009: Ausstellung "Ende Gelände"

Installation von Henrik Jacob in der Galerie "Murata & Friends".
Rosenthaler Str. 39, 10178 Berlin
Mi - Fr 13:00 - 19:00 Uhr
Sa 12:00 - 18:00 Uhr
geschlossen: 21.12.2008 - 07.01.2009

Ausstellungseröffnung Fr 21.11.2008 um 19:00 Uhr

Was bleibt und was verloren bleibt. Als der amerikanische Sänger und Schauspieler Dean Reed 1986 starb, hinterließ er zwei Dinge in Ostberlin: Sein Motorrad, eine Motocross-MZ und jene amerikanische Fahne, die er 1970 vor dem US-Konsulat in Chile gewaschen hat, um sie symbolisch vom Blut des Vietnamkrieges zu reinigen. Das Motorrad und die Fahne sind Hauptakteure der Installation "Ende Gelände - till here, pioneer" in der Galerie Murata & Friends.

Nach Dean Reed starb eine ganze Welt: Die Installation ist eine Rennstrecke zwischen Traum und Realität, sie führt zu Indianerzirkeln der DDR und spricht über den ostdeutschen Traum vom Wilden Westen als eigene Schöpfungsgeschichte und Ort der Freiheit.
Die Freiheit ist da - der Traum ist aus.
Ende Gelände.

www.murataandfriends.de

"Venceremos Vision", Installation, Henrik JACOB

Der Künstler, der Dean Reeds US-Fahne und sogar dessen zu Lebzeiten besessenes Motorrad in seinen Besitz bringen konnte, sagt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Dass die symbolträchtigen Objekte in ihrer Bedeutung dabei einer Transformation unterliegen, rührt aus der widersprüchlichen Natur der Sache, eines übergelaufenen Cowboys im Indianerland.
Das verschiedene Wollen und die verrückten Missverständnisse in der Geschichte, über die man hinterher nur den Kopf schütteln kann, aber auch das Bild von den USA, das zuerst Feindbild, dann Freiheitsvision war, werden hier zum Rodeo.
So ist nicht eindeutig, ob die Flagge in der Installation das rote Tuch oder Zielfahne für die anfliegende MZ ist. Der Mauerfall als zerberstender Koppelzaun, dessen Latten sich dem Ausbrechenden entgegewerfen oder ihm als Rampe auch noch helfen. Das grenzenlose Freiheit verheißende, freifliegende Ostmotorrad, dessen verlorengegangener Boden unter den Rädern und eine leichte Schräglage auch ein Scheitern nicht ganz ausschließt.

Till here, pioneer - wer scheitert hier an wem? Der Grenzgänger am Verlust der Grenze? Verheizt der Künstler die nicht gerade im Nachbarraum?

Ganz anders als herkömmliche Reiterstandbilder ist dieses hier sehr dynamisch und ohne Reiter. Es hätte "Reiterstandbild Einheit" oder "Feiheitsstatue Ost" heißen sollen, doch "Venceremos Vision" ist nun sein Titel.

In seiner brachialen Installation "Venceremos Vision" werden die beiden Reliquien von Dean Reed, der als internationaler Künstler, Friedens- und Freiheitskämpfer in der DDR gelebt hatte, zu einem beeindruckenden Monument des Freiheitsdranges der ehemaligen Ostdeutschen.

Jacob sagt, das sei alles ein Missverständnis, er glaube an die Kraft von Visionen, auch wenn sie auf Missverständnissen beruhen und er wolle unter Verwendung der alten Freiheitssymbole der tristen Idee des Naturreservats mit zwar echten Wisentbüffeln eine neue, zukunftsweisende Vision entgegensetzen, die, um mit dem dazugehörenden Amerikabild zu argumentieren, nicht mehr von sattellosen Pferden, sondern von flugtauglichen Transformern getragen wird.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, oder eben - Ende Gelände - keiner.

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Letzte Änderung: 2014-01-09