Superillu 19/2014, 30.04.2014

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Und ewig blüht die Blume

Für Regisseure war sie immer der Inbegriff weiblichen Charmes, voller Anmut und Ausstrahlung. Am 3. Mai wird DEFA-Star Renate Blume 70. Ein Gespräch über ihre Freundschaft mit Rolf Hoppe, das Alter und eine Entscheidung, die sie heute bereut

Sie war damals siebzehn, lebte unbeschwert in einem gutbürgerlichen Elternhaus. Renate Blume genoss die großen Ferien, nahm in Dresden nur marginal wahr, was am 13. August 1961 in Berlin passierte. Dass eine Mauer mitten durch die Stadt gebaut wurde, die das Leben darin auseinanderriss.

Eine leise Ahnung, was das für viele Menschen bedeutete, bekam sie 1964 bei der Arbeit für den DEFA-Film "Der geteilte Himmel". Tief bewegend spielte sie die 19-jährige Rita, die an der Teilung zerbricht. "Ich habe bis dahin nie über Ost und West nachgedacht. Die DDR war meine Heimat. Vieles von dem, was ich im Film als Rita sagen musste, habe ich das erste Mal begriffen, als ich 1966 mit dem Dresdner Staatstheater im Westen war. Heute denke ich oft, dass vieles stimmt, was wir in der Schule für Propaganda gehalten haben.

Laufbahn.

Das ist nun 50 Jahre her. Der Film hat Renate Blumes ganzen beruflichen Weg bestimmt. Er machte sie international bekannt und öffnete ihr viele Tüen. Am Dresdner Staatstheater wurde sie gleich nach dem Studium in großen Rollen besetzt. Sie spielte die Recha in "Nathan der Weise", die Nadja in "Feinde". Sie überzeugte in Filmen wie "Die Bilder des Zeugen Schattmann" (1972) oder "Karl Marx - junge Jahre" (1981). Eine exzellente Studie verführerischer Weiblichkeit bot Renate Blume unter der Regie ihres Mannes Frank Beyer im Fernsehfilm "Die sieben Affären der Doña Juanita" (1973). Am 3. Mai wird die Schauspielerin 70. Was für sie noch lange nicht Ruhestand bedeutet. So trafen wir sie denn auch nach einer Vorstellung in Rolf Hoppes Hoftheater in Weißig. Der Prinzipal sitzt neben ihr und schmunzelt während des Gesprächs ab und zu in seinen Bart.

Sie kennen sich fast ein halbes Jahrhundert. Was bedeutet Ihnen diese Freundschaft mit Rolf Hoppe, Frau Blume?

Sehr viel. Sie ist ein entscheidender Teil meines Lebens. Ich kenne Rolf seit meinem 21. Lebensjahr. Damals bekam ich ein Engagement am Staatsschauspiel Dresden. Rolf gehörte zum Ensemble. Wir haben viel zusammen gespielt: Film, Fernsehen, waren auf Theatertournee. Und ich konnte immer auf ihn zählen.

Rolf Hoppe: Ich kenne all ihre Männer... (lacht)

...die neben allem Glück auch viel Traurigkeit in ihr Leben brachten. Nach dem Tod von Dean Reed 1986 halfen Sie Renate aus einer tiefen Krise.

Rolf: Ja, ich konnte nicht mehr mit ansehen, wie sie immer mehr in sich versank. Ich habe ihr gesagt: Du musst arbeiten!

Renate: Deans Tod ist das düsterste Kapitel in meinem Leben. Ich habe mich damals fast aufgegeben. Rolf zwang mich, mit ihm "Samuels Eskapaden" zu spielen. Wir hatten eine lange Probezeit im Künstlerheim Wiepersdorf. Rolfs Frau Friederike, seine Kinder und mein Sohn Sascha waren mit. Es wurde eine schöne Zeit. Auch Peter Wekwerth half mir. Mit ihm drehte ich 1987 die Fernsehserie "Barfuß ins Bett".

Über Ihre Beziehung mit Gojko Mitic wurde viel gemunkelt. Er wie auch Sie sprechen aber immer von einer Freundschaft...

Ich habe mit Gojko 1974 "Ulzana" gedreht. Dabei war eine intime Freundschaft entstanden. Sie ging 1975 auseinander. Wir hatten auch nie mehr im Sinn.

Mit Regisseur Frank Beyer, Vater Ihres Sohnes Sascha, waren Sie sechs Jahre verheiratet. Ihre Ehe scheiterte an Ihrer Unreife, wie Sie mir selbst einmal sagten.

Ja, wäre ich innerlich erwachsen gewesen, hätte ich ihn nicht verlassen. Ich fühlte mich bei ihm wie ein Kronleuchter, den man sich ins Zimmer hängt, aber nicht braucht. Heute bereue ich, dass ich nicht um uns gekämpft habe.

Reife kommt im Alter. Das ist die Quintessenz des Stückes "Love Letters", das Sie gerade spielen. Was macht das Alter mit Ihnen?

Als ich 65 wurde, habe ich gerufen: Hurra, ich bin Rentnerin! Kommt und gratuliert mir. Jetzt rufe ich: Hilfe, kommt und tröstet mich! Ich werde 70.

Was ist schlimm an 70?

Rolf lacht mich sicher aus: Aber das klingt für mich nach alter Frau.

Rolf: Die Frage Alter stand für mich bis 80 nicht. Bis dahin wollte ich spielen, dann aufhören. Jetzt bin ich 83 und mir fehlt die geistige Bewegung. Ich muss wieder ran!

Warum waren Sie froh, Rentnerin zu werden, Frau Blume?

Ich muss mir keine Sorgen mehr machen, wie ich Miete und Strom bezahle. Das war viele Jahre mein Druck. Vor allem nach der Wende, als mein Sohn studierte und ich keine Arbeit hatte. Ich holte 1990 meine Papiere im Besetzunsbüro des Fernsehens in Berlin-Johannisthal ab und sah, wie die Schreibtische aus den Fenstern flogen. Es war ein Schock.

Damals wohnten Sie am Zeuthener See. Sascha hat an Ihrem Bootssteg Eis verkauft.

Wir dachen sogar daran, ein Gartenlokal zu eröffnen. Mein Glück war, dass ich ein Angebot aus der Schweiz bekam. Da habe ich "Glasmenagerie" gespielt und rutschte in Kempfs Tournee-Theater. Das lief sehr gut.

Wie wichtig war da Ihr Sohn?

Er war das Herz meines Lebens. Es schlug weiter, trieb mich an, nicht aufzugeben. Ich weiß nicht, was ohne ihn gewesen wäre. Rolf weiß, wie ängstlich ich war, das Geld für unseren Unterhalt nicht zusammenzubekommen.

Aber Sie haben gekämpft.

Nein. Ich habe ausgehalten und hatte Glück. Das Tournee-Theater wurde sehr gut bezahlt. In der Rückschau gesehen, habe ich ein glückliches Leben geführt. Und Schmerz gehört in jedes Leben.

Was sind heute Ihre Freuden?

Mein Enkelkind, Freunde zu treffen, zu kochen, ins Kino zu gehen, schöne Reisen zu machen.

Wie wichtig ist Arbeit noch?

Ich sehe das entspannt. Freue mich über Angebote wie "Kalendergirls" oder "Love Letters". Neulich fielen mir alte Fotos der Dresdner Inszenierung von "Frau Jenny Treibel" in die Hände. Diese Rolle würde mein schauspielerisches Leben abrunden.

Bärbel Beuchler

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Letzte Änderung: 2015-11-04