Neue Zeit 09.10.1973

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Am Bildschirm notiert

Neue publizistische Sendereihe

Jahrestage sind Gedenktage, sie stimmen den verantwortungsvollen, bewusst lebenden Menschen ebenso froh wie nachdenklich, lassen ihn resümieren: Weg-Stationen, gravierende Begegnungen, Wert und Wirkung gegenwärtigen Schaffens und inwieweit darin Zukünftiges sinnvoll einbezogen ist.

Von weltweiter Bedeutung waren in diesem unvergesslich schönen Sommer "9 Tage dieses Jahres"; sie führten die junge Generation aller Erdteile in unsere Hauptstadt. Also lag es nahe, am 24. Republik-Geburtstag Rückschau zu halten auf diese Tage, die die Welt bedeuteten, auf die schönsten, charakteristischsten Augenblicke: auf die herzliche Übereinstimmung im Sinne des Friedens und der Solidarität, auf die spürbare Kraft, mit der sich die Jugend die Zukunft bereitet.

Wieviel wiegen die neun Tage im Gang der Geschichte, diese berechtigte, zielstrebige Frage stellte und beantwortete Erich Selbmann - Chefredakteur der Aktuellen Kamera - an Hand einer eindrucksvollen Filmmontage. Er beobachtete entscheidende Begegnungen während des Festivals, wie die mit Angela Davis, Miriam Makeba oder Dean Reed und kommentierte sie wortgewandt, wenn es galt, Denkanstöße zu vermitteln oder die geistvollen Debatten, die Losungen, die Beschlüsse und Forderungen der Jugend in Beziehung zu setzen zu den aktuell-politischen Geschehnissen in der Welt. Selbmann hielt aber auch bewusst den Atem an, sobald die Bilder klar und deutlich, den Punkt aufs "i" setzend, für sich sprachen.

Krasse Gegensätzlichkeit unvereinbarer Welten. Hier die überwältigende Freude beim Einzug ins Festivalstadion, ausgelassenes Temperament, mitreißender Charme - und Chile: Die Militärjunta bombardiert das Präsidentenhaus, in dem Dr. Allende stirbt. Aufnahmen von der Beisetzung Pablo Nerudas, dessen Grußbotschaft zu den X. uns noch in den Ohren klingt.

Oder: Ein Blick in die Festival-Ausstellung von Kinderzeichnungen. Naive Weltsicht, kühne Forderungen, Geborgenheit, friedvolles Spiel und - aus Simonows filmischem Vietnam-Poem das herzzerreißende Weinen eines Jungen, der in unfassbarem Schmerz sein müdes Gesichtchen ratlos in die verkrampfte Hand senkt. Darauf das bejubelte Eintreffen der vietnamesischen Delegation; ein liebliches, selbstbewusstes Mädchen vom Nationalballett erzählt schlicht und lachend, wie es während des Krieges einen amerikanischen Flieger gefangennahm.

Der einstündige Wort-Bild-Kommentar war Auftakt für eine neue Sendereihe, in der sechs bekannte Fernseh-Journalisten noch einmal ihrem individuellen Stil entsprechend Bezug nehmen aufs Festival als den Generalappell der Weltjugend für sozialen Fortschritt und Frieden. In dieser Art publizistischer Beiträge lässt sich eine Möglichkeit sehen für "telegene Leitartikel". Sie sollten dann allerdings knapper und noch prägnanter in der Bildfügung gefasst sein. Es muss darauf geachtet werden, dass Kommentar und Szenenauswahl weitmöglichst kongruent sind, anderenfalls kann dem Betrachter allzuleicht das eine oder andere entgehen.

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Mimosa Künzel

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Letzte Änderung: 2014-07-21