Neue Zeit 18.05.1973

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Blüenpracht und Waldromantik

Zum DEFA-Film "Aus dem Leben eines Taugenichts"

Nach Hoffmanns "Elixieren des Teufels" nun auch Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts" - die DEFA hat die deutsche Romantik für sich entdeckt. Aber den rechten filmischen Zugang zu diesem ebenso reizvollen wie schwierigen literarischen Erbe hat sie wohl noch nicht gefunden. Auch diesmal nicht, obwohl das Autorenpaar Wera und Claus Küchenmeister, das die Idee einer "Taugenichts"-Verfilmung schon lange bewegt hat, mit viel Behutsamkeit sich diesem Kleinod romantischer Erzählpoesie näherte

Fröhlicher Musikantenheld in allerlei Verwicklungen

Behutsam und durchaus nicht unpassend ist der edle Räuber Rinaldo Rinaldini in die Geschichte eingeführt worden. Behutsam sind die potentiell zeit- und gesellschaftskritischen Motive des Originals hervorgehoben und durch heutiges Verständnis vertieft. Allzu behutsam ist man gewesen, wenn man sich auch in der Handlungsführung recht eng an die Novelle gehalten hat. Die Stärke dieses so überaus stimmungsvollen, sowohl zart empfindsamen als auch schwungvoll heiteren Werks ist der Handlungsaufbau ja gerade nicht; der fröhliche Musikantenheld gerät da ja in allerlei Verwicklungen hinein, die sowohl ihm als auch dem Leser recht unverständlich bleiben, bis sie am Ende ziemlich summarisch und holterdiepolter erklärt werden. Und so geschieht es auch im Film, wobei die Erklärungen dann auch noch ziemlich ungefähr bleiben.

So wandert, fährt und reitet denn hier der Taugenichts durch eine Folge von seltsamen Geschehnissen, die er mehr passiv erstaunt als aktiv handelnd erlebt. Regisseur Celino Bleiweiss und sein Kameramann Günter Jaeuthe schwelgen dabei immer wieder in bunter Blumenpracht und in Walsromantik, bringen die Schönheiten des Barockschlosses Rammenau zur Geltung und lassen der adligen Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts die gebührende satirische Darstellung zuteil werden. Es gibt ein dressiertes Hündchen als possierlichen Reisebegleiter für den Helden, auch sonst noch mancherlei vergnügliche Intermezzi, aber im ganzen könnte man sich das alles wesentlich temporeicher, beschwingter und pointierter inszeniert vorstellen.

Dean Reed, der fortschrittliche amerikanische Sänger, spielt den Taugenichts mit schlaksigem Charme, und von selbst versteht sich, dass die Musik und der Gesang bei einem solchen Hauptdarsteller eine Hauptrolle spielen. Reiner Hornig hat sie komponiert; seine Vertonung der Texte von Eichendorff, von Volksliedern und von den Küchenmeisters hat einen modernen Klang. Dass Reed deutsch nur mit starkem Akzent singen kann, ist freilich nicht unproblematisch.

Als schöner Damenflor sind Anna Dziadyk, Christel Bodenstein, Hannelore Elsner und Monika Woytowicz zu bewundern; einprägsam spielen Hannes Fischer, Gerry Wolff, Arno Wyzniewski und Walter Lendrich.

Ein unterhaltsamer Film mit einigem gedanklichen Anspruch, und der sympathische Taugenichts mit seiner Suche nach Lebenssinn und -zweck und den Erfahrungen, die er dabei macht, hat jungen Leuten von heute durchaus einiges zu sagen, aber vom wahren Zauber der Eichendorffschen Romantik ist doch arg wenig zu spüren.

H.U.

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Letzte Änderung: 2012-07-17