neues leben 7/1974

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Kit & Co

"Kit & Co"

"Oho", so Manne Krug, der skeptisch das Ei in seiner Hand betrachtete, "da hilft nur ein Beil." Greift zum selbigen, lässt seine filmberühmten Muskeln spielen und die Klinge haarscharf neben dem Daumennagel niedersausen. Der Finger bleibt heil. Doch das Ei, um dessen Kopf es geht, auch. Ratlosigkeit. Nun, es liegen ja noch einige solcher Zielobjekte herum, rund 3000 immerhin.

Oh nein, es handelt sich hier keineswegs um eine Leistungsschau von KIM, sondern um eine anderweitig delikate Schau, die Manfred Krug für Monika Woytowicz abzieht. Er hat nämlich eine Vorliebe für besagte Dame und sie wiederum für Rührei. Und da der Weg zum Herzen bekanntlich auch anatomisch durch den Magen geht, pflastert er ihn eben mit diesen runden Dingern. Nun soll's ja gelegentlich vorkommen, dass frische Eier ein rarer Artikel sind, zumal im kalten Winter, und da macht sich doch ein anderer geschäftstüchtiger Bursche diesen Umstand zunutze, setzt sich wie eine Glucke auf alle verfügbaren Eier und brütet aus. Und zwar folgenden listigen Plan: Dass er nämlich seinem Widersacher bei dieser rührenden Rühreistory am besten ein Schnippchen schlagen kann, wenn der Liebes- und die Eierhungrige den ganzen Segen auf einmal erwerben müssen. Spätestens jetzt ist es wohl an der Zeit, das Gelbe vom Weißen zu trennen und nicht mehr herumzueiern. Die geschilderte Szene entstammt einem Drehbuch, das Dr. Günter Karl frei nach dem Buch "Alaskagold" von Jack London schrieb und das Abenteuerfilmexperte Konrad Petzold dieser Tage in Babelsberg fürs Kino aufbereitet.

Erzählt wird die Geschichte von Kit & Co. (so auch der Titel des Films), die auszogen, Gold und Glück zu finden. Was manchmal dasselbe ist, vor allem, wenn dem erfolgreichen Goldgräber noch ein weiterer Schatz in reizvoller Gestalt von Miss Joy Gastell in die glückliche Hand fällt.

"Kit & Co"

Ganz so gradlinig steuert der Lauf der Dinge natürlich nicht über die unwegsamen Pfade der Bergwelt Alaskas auf happy end zu. Dafür sorgt schon Urautor Jack London, von dem mancher DEFA-Szenarist abgucken kann, wie man spannende Unterhaltung und politisch-historische Einsichten in ein Abenteuer verpackt, das auch eins für den Zuschauer wird. Er war ein kritischer Kenner jeder Gesetze der Jagd nach dem Gold, die über seine Zeit hinaus gültig blieben. Und ein augenzwinkernder Kenner auch der nicht immer gesetzlichen Gesetze der Prärie, die oft von der Faust des Stärkeren geschrieben wurden.

Die Faust des Stärkeren ist in diesem Fall die von Manfred Krug, der den verpflichtenden Namen Wild Water Bill trägt und mit entsprechendem Ungestüm dieses Greenhorn Kit, Schreiberling von "The Billow - der Wochenzeitschrift für den gebildeten Leser", mit einem Kinnhaken außer Gefecht setzen will (siehe Foto). Nun würde allerdings das Publikum Dean Reed kaum verzeihen, wenn er der Unterlegene wäre. Und um das zu vermeiden, muss denn Dean-Kit mit seinem rauhbeinigen Compagnon Shorty alias Rolf Hoppe im buchstäblichen Sinn so manchen Eiertanz vollführen. Womit der Leser wieder beim Ausgangspunkt angelangt ist. Zu bemerken wäre, dass nicht alle 3000 Stück unters Fallbeil mussten, bis der gewünschte Effekt erzielt war. Doch etliche wurden im Zuge einer wissenschaftlichen Lösung des Eierproblems in die Pfanne gehauen. Jenes Ei nämlich, das hier eine Rolle spielt, ist nicht von gewöhnlicher Art. Laut Drehbuch hat es einen Tausend-Meilen-Weg duch Schnee und Eis hinter sich und überdies ein drei Jahre langes Leben, was zwangsläufig einen bestimmten Aggregatzustand und eine eigentümliche Färbung zur Folge hat. Ein solches Ei legt nun mal keine volkseigene Henne, und demzufolge musste der DEFA-Kühlschrank nordamerikanische Kälte produzieren. Doch zu hitzig ging es her im Studio - Matsch war das Resultat. Das zweite Versuchsei überstand zwar die Prozedur mit der notwendigen Unterkühltheit. Aber da der Geruchsfilm noch nicht erfunden ist, muss die Farbe beweisen, dass etwas faul ist im Staate Alaska. So fiel denn der dritte Schlag auf ein wahrhaft patentreifes Zuchtprodukt. Mittels einer Injetkionsspritze nämlich hatte man das Eiweiß durch eine Tinktur von brillierendem Schwarz ersetzt. Und da Manfred Krug bekanntlich meist ins Schwarze traf, gelang's ihm natürlich zu guter Letzt auch in diesem Fall. Kann man nur noch kommentieren: Ei! Ei! Ei!

Marlis Linke

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Letzte Änderung: 2007-03-20