Netzeitung 23.01.2003

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Tom Hanks traf Egon Krenz

Netzeitung 23.01.2003

Laut einem Pressebericht hatte Hollywood-Star Tom Hanks inkognito ein Stelldichein mit dem letzten DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz. Sie sprachen über den einzigen ostdeutschen US-Schlagersänger, Dean Reed.

Es war ein friedlicher Culture-Clash zwischen Ost und West: Hollywood-Schauspieler Tom Hanks hat sich laut einem Bericht der "Berliner Morgenpost" heimlich mit Egon Krenz, dem letzten Staatsratsvorsitzenden der DDR, getroffen. Die beiden Vertreter höchst unterschiedlicher Unterhaltungskulturen speisten gemeinsam in dem Berliner Restaurant "Guy" zu Mittag.

Thema ihrer Tischkonversation war dem Blatt zufolge der US-Schauspieler und Sänger Dean Reed. Er kam 1972 in die DDR und blieb - bis zu seinem mysteriösen Tod 1986.

Reeds Leben soll verfilmt werden

Hanks soll in einer Verfilmung des Lebens von Dean Reed die Hauptrolle spielen. Deswegen bat er Krenz, der ein enger Freund Reeds gewesen ist, als Zeitzeugen um Beratung. Auf diese Weise habe sich Hanks besser auf die Rolle vorbereiten wollen, schrieb die Morgenpost.

Krenz muss seit Januar 2000 eine sechseinhalbjährige Haftstrafe wegen Totschlags absitzen, ist aber Freigänger. Ob der für seine weitschweifenden und umständlichen Äußerungen berüchtigte, letzte SED-Parteichef dem Hollywood-Star weiterhelfen konnte, geht aus dem Bericht nicht hervor.

Dagegen ist das Leben von Dean Cyril Reed seiner ostdeutschen Fangemeinde, die ihm bis heute die Treue hält, wohlbekannt. Der 1938 im US-Bundesstaat Colorado geborene Reed nahm 1959 in Hollywood seine erste Platte auf.

Reed kam für Filmarbeiten in die DDR

In den sechziger Jahren schloss sich der Gitarrenbarde der amerikanischen Linken an und wurde zu einem Protestsänger der Bürgerbewegung gegen den Vietnamkrieg. Nach Reisen in die Sowjetunion und nach Lateinamerika erhielt Reed erste Filmengagements.

1972 kam der Bänkelsänger in die DDR, um in einer DEFA-Verfilmung von Eichendorffs Novelle "Ansichten eines Taugenichts" die Hauptrolle zu übernehmen. In Ostdeutschland gefiel es ihm so gut, dass er blieb.

DDR-Schlagerstar auf SED-Geheiß

Die SED-Oberen waren stolz auf ihren Überläufer aus den "imperialistischen" USA und ließen ihn zum Schlagerstar aufbauen, der mit seinen Auftritten in DDR-Fernsehshows ein wenig internationales Flair in dieses recht provinzielle Format brachte.

Am 13. Juni 1986 starb Dean Reed durch Ertrinken im Zeuthener See bei Berlin. Ob es ein Unfall, Mord oder Selbstmord war, ist bis heute ungeklärt.

Für das Web ediert von Oliver Heilwagen

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