Norddeutsche Zeitung 28.05.1973 |
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Spiel mit der RomantikZum DEFA-Film "Aus dem leben eines Taugenichts" nach EichendorffEin wortgetreues Abbild der berühmten Eichendorff-Novelle möge der Besucher von dem DEFA-Film "Aus dem leben eines Taugenichts" nicht erwarten. Zwar hält sich das Drehbuch von Wera und Claus Küchenmeister bis zu den Italien-Episoden an die Vorlage, doch von da an entfernt sich die Handlung stark von den romantisch-verklärten Abenteuern des Buches. Der "Taugenichts" selbst und auch die anderen Figuren sind so angelegt, dass sie unserem modernen Empfinden verständlicher sind. Der Held tritt eine Spur selbstbewusster, frecher, männlicher auf. Dennoch bleibt er Romantiker, dessen Sehnsucht nach freier Entfaltung seines Könnens ihn in die Welt und in Abenteuer hinaustreibt. Dean Reed überrascht durch eine einfühlsame Gestaltung der Titelrolle, wird durch Peter Reusse als Synchronsprecher aber auch gut unterstützt. Der amerikanische Schauspieler zeigt glaubhaft die Naivität des "Taugenichts" und ebenso die Enttäuschung darüber, dass er zur Hauptfigur einer üblen Komödie der Herrschaften gemacht wurde, die ihm zugleicht die bittere Erkenntnis über seinen wahren Stand in der Gesellschaft bringt. Hier stutzt der Kenner der Novelle, denn er weiß, dass bei Eichendorff alles aufs beste endete. Auch der Film hat ein Happy-End: Der "Taugenichts" bekommt nach langen Umwegen seine sehnsuchtsvoll geliebte Schöne, von der Polin Anna Dziadyk in vielen Gestalten gespielt. Diese Umwege aber verlaufen anders als im Original. Nachdem der Versuch des "Taugenichts", sich mit den deutschen Philistern zu arrangieren, glücklicherweise scheitert, begegnet er in Italien dem berühmten Räuber Rinaldi Rinaldini, den Gerry Wolff charmant und ironisch darstellt. Hier erfährt er einiges über die Ungerechtigkeit jener feudalen Welt und bekommt sie nach seiner Heimkehr zunächst am eigenen Leibe zu spüren. Wenn einige Szenen mit Gefühlen auch ein wenig überladen sind, so wahrt der Film insgesamt eine gesunde Romantik, die teils fröhlich, teils leicht ironisch ist. Die poetischen Naturaufnahmen, vor allem aber die von Dean Reed gesungenen Volkslieder - nach anfänglichem Erstaunen überhört man bald den Akzent - geben neben etwas Nachdenklichkeit viel Vergnügen und Entspannung, wie es die Autoren und Regisseur Celino Bleiweiß angestrebt haben. w |
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www.DeanReed.de
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