Neues Deutschland 29.06.1977

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Ein Film, der ergreift und mitreißt

DEFA-Dokumentarbericht vom Besuch Luis Corvalans

Es gibt Ereignisse im Leben, die sich tief in das Gedächtnis eingraben: Als Luis Corvalan, freigekämpft aus den Konzentrationslagern der chilenischen Junta, in Moskau von Leonid Breshnew empfangen wurde, als er, wenig später, auf dem Flugplatz Berlin-Schönefeld eintraf, wo ihn Erich Honecker und Tausende Berliner begrüßten, empfand wohl jeder von uns, welch ein Sieg die internationale Arbeiterklasse und mit ihr alle fortschrittlichen Menschen in der Welt errungen hatten.

Als Luis Corvalan in Schönefeld aus dem Flugzeug trat, empfingen wir einen Mann, der uns in den vergangenen Jahren ein Bruder geworden war. Mit seinem Namen war und ist der Kampf des chilenischen Volkes um seine Freiheit und um seine Würde für immer untrennbar verbunden.

Das Fernsehen brachte uns die aktuelle Information ins Haus, Kameraleute des DEFA-Studios für Dokumentarfilme waren ebenfalls dabei. Und nun legt Regisseur Jochen Hadaschik einen Film vor, der die unvergesslichen Höhepunkte des Corvalan-Besuchs in der DDR mit den Mitteln des künstlerischen Dokumentarfilms zusammenfasst. "Venceremos con la solidaridad - Wir werden siegen durch die Solidarität" ist sein Titel.

Ein Film von großer emotioneller Kraft ist entstanden, ein Dokumentarbericht, der auch noch in späteren Jahren deutlich werden lässt, was uns die Begegnung mit dem Genossen Corvalan in den Januar- und Februartagen des Jahres 1977 bedeutete. Der Film beginnt mit Dokumentarszenen vom weltweiten Kampf um die Befreiung Luis Corvalans. Ein knapper Kommentar: "Wir sind auf die Straße gegangen in vielen Städten der Welt. Wir haben unsere Stimme erhoben in vielen Sprachen. Wir erhoben nicht nur unsere Stimme, sondern auch unsere Fäuste. Wir zeigten mit unseren Fingern auf das Junta-KZ Tres Alamos in Santiago und auf die anderen Folterstätten in Chile. Wir forderten Freiheit für die Eingesperrten, die Gemarterten. Wir sagten Luis Corvalan und meinten immer ganz Chile. Wir sagten Chile und meinten Luis Corvalan. Und weil wir nicht müde wurden, nicht nachließen, waren wir schließlich erfolgreich."

Dann der bewegende Empfang in Berlin, Grußworte, die Erich Honecker an den Gast richtet, dessen Kampf als ein Beispiel für die moralische Größe eines Kommunisten und Revolutionärs wirkt, das die Jugend unseres Landes zu immer neuen Taten im Kampf für Frieden und Sozialismus anspornt. Es sind Worte, die von gemeinsamem Erleben und gemeinsamem Kampf geprägt sind.

Luis Corvalan, einen Monat zuvor noch in Haft, dankt sichtlich bewegt. "Meine Freiheit ist der Sieg der demokratischen Gefühle des chilenischen Volkes und der großartigen internationalen Solidaritätsbewegung, die alle Kontinente umfasst und die in der DDR und der UdSSR eine Tiefe und Bneite ohne Grenzen erreicht hat."

Die Überreichung des Karl-Marx-Ordens, der Luis Corvalan verliehen wurde, als er noch im KZ der Junta schmachtete. Werke von Künstlern der DDR werden eingeblendet, die zum Freiheitskampf des chilenischen Volkes entstanden sind. Und dann führen uns die Kameras der Dokumentaristen in den Palast der Republik zu jenem mitreißenden Meeting, auf dem Tausende Luis Corvalan, Lily Corvalan und Gladys Marin erneut mit Ovationen empfangen. Künstler der DDR, unter ihnen Ernst Busch und Dean Reed, entbieten ihren Gruß. Gerührt nimmt der Gast das Geschenk der Jüngsten entgegen, einen großen Berliner Bären; er hat erlebt, wie stark auch in den Kindern unseres Landes der Gedanke der internationalen Solidarität verwurzelt ist.

Das Treffen mit chilenischen Landsleuten, die in der DDR eine zweite Heimat gefunden haben, lässt erneut die Kraft und den Optimismus der Patrioten des Andenlandes erkennen. Luis Corvalan: "Ich sehe einige Gesichter, deren ich mich nicht erinnere, einige Genossinnen mit blondem Haar und hellen Augen. Ich vermute, es handelt sich um Eroberungen für die chilenische Revolution."

Besuch im Allende-Viertel der Hauptstadt und Begrüßung durch Kampfgruppen im VEB Bergmann-Borsig in Berlin. "Die Arbeiterklasse unter Waffen, eine unserer wichtigsten Errungenschaften, eine wesentliche Lehre auch aus Chiles jüngster Geschichte. Denn dass diese Arbeiter Waffen tragen, ist die Voraussetzung dafür, dass das Werk ihrer Hände gedeiht, dass der Sozialismus stärker wird und mit ihm die materielle Kraft der internationalen Solidarität", heißt es im Kommentar der Dokumentaristen. Ihre Aufnahmen führen hin zu der Begegnung mit den Werktätigen des Betriebes. Unzählige Hände strecken sich dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chiles entgegen, mit erhobener Faust grüßen die Arbeiter.

Die Stunde des Abschieds: Luis Corvalan dankt Erich Honecker und den anderen Mitgliedern der Parteiführung und in ihrer Person dem ganzen Volk der DDR. "Unser Kampf ist nicht einfach, ihr wisst das nur zu gut. Aber schließlich und endlich werden es unsere Arbeiterklasse, unsere Werktätigen, wird es unser Volk möglich machen, dass die faschistische Diktatur mit der Unterstützung der Werktätigen der ganzen Welt gestürzt wird. Ich träume davon, und ich denke, dieser Traum wird einmal Wirklichkeit werden, dass ich euch alle in meine Heimat einladen werde, um euch ein wenig von dem zurückzugeben, was wir an Freundschaft und Brüderlichkeit von euch empfangen haben. Zurückzugeben mit Brot und Salz und dem Wein unserer Erde."

Damit klingt der Film aus. Seine Stärke liegt auch in seinen hohen publizistischen Qualitäten. Durch die Dialektik, mit der hier Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknüpft werden, gelingt es, das bewegende Ereignis dieser Begegung mit Luis Corvalan lebendig einzufangen und deren Bedeutung dem Zuschauer bewusst zu machen. Seine politische und künstlerische Kraft erwächst aus der Sachlichkeit, mit der er das Begeisternde dieser Tage widerspiegelt. Die Dokumentaristen vertrauen zu Recht auf die Wirkung der Fakten und Tatsachen. Wesentlich auch das Gefühl für die kraftvolle Sprache der Bilder und der darauf eingestellte treffende Kommentar von Gerhard Scheumanm.

Doch eines vor allem verleiht diesem Werk seine zündende Wirkung: die Persönlichkeit des Genossen Luis Corvalan, die Brüderlichkeit, die er auf dem Boden der DDR erfahren hat.

Der Film, den ein Kollektiv von DEFA-Dokumentaristen schuf, ist dem großen Ereignis würdig.

Horst Knietzsch

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