NBI 35/1977 |
||||
Bekannt wie ein bunter Hund"Haben Sie eigentlich einen Hund?" fragte mich Hermann Ullmann. "Allerdings", sagte ich. "Und gehorcht er Ihnen?" - "Aufs Wort! Wenn ich zu ihm sage: Kommst Du nun her oder nicht, dann kommt er entweder, oder er kommt nicht." Diese Sorgen hat Hermann Ullmann nicht. Natürlich nicht. Sein Leben lang hat er beim Zirkus Tieren beigebracht, was sie zu tun und zu lassen haben. In fünfzig Berufsjahren dressierte er etwa 1.000 Pferde. Für seine zirzensischen Leistungen wurde er mit dem Kunstpreis der DDR geehrt. Und als er sich ins Privatleben zurückzog, ließ er sich nicht träumen, dass er wenig später vom Pferd auf den Hund kommen sollte. Im Auftrag der DEFA übrigens, die 1972 für den Film "Aus dem Leben eines Taugenichts" nicht nur einen talentierten Hund, sondern auch einen versierten Dresseur suchte. Hermann Ullmann holte sich aus dem Tierheim einen neun Monate alten schwarzweiß gefleckten Findling, einen "Straßenkreuzer". Er nannte ihn Bam und bamste, nein: bimste mit ihm die Rolle. So wurde Bam der Partner seines zweibeinigen Freundes Dean Reed. Von nun an ging es bergauf. Dem gelungenen Debüt folgten Engagements in bisher weiteren 27 Filmen, darunter "Till Eulenspiegel", "Nelken in Aspik", neuerdings "Trampen nach Norden". Gelehrig wie er ist, gewöhnt sich Bam - im Hundeumdrehen sozusagen - an allerhand Namen, die ihm seine Rollen vorschrieben. Er hieß in Film und Fernsehen Hannibal, Ödipus, Kasperle oder auch schlicht Bam. Er beherrscht eine Menge bemerkenswerter Kunststückchen und ist ein bemerkenswert guter Tänzer. Wie jeder ernstzunehmende Schauspieler möchte Bam auf gelegentliche Abstecher zum Theater nicht verzichten. Die Bretter, die ihm jahrelang die Welt bedeuteten, befinden sich auf der Bühne des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, wo er in "Familie Birnchen" die Partie eines diebischen Hundes gab, der in unverfrorener Weise einen ansehnlichen Posten Bockwurst raubt. Bam hatte viele Regisseure. Am liebsten arbeitet er verständlicher Weise mit denen zusammen, die ihm auf die süße Tour kommen. "Für Schokolade und Zucker verkauft er seine Seele!" So Hermann Ullmann, der es natürlich wissen muss. Kürzlich, liebe Leser, und hiermit beende ich meinen Starreport im Stile von Starporträtisten, suchte ich Bam in seinem gemütlichen Heim in Berlin-Lichtenberg auf. Ehrlich gesagt, er wirkte auf mich ein wenig aufgedreht. Aber das dürfte kein Wunder sein - bei so vielen Drehtagen! Bam lebt sein Leben. Ein Leben für die Kunst. Und doch: Privat sieht ihm niemand den renommierten Filmstar an. Er ist einfach und natürlich geblieben Ernst Röhl |
||||
|
||||
www.DeanReed.de
|