Magdeburger Volksstimme 17.08.1972 |
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Grüßen Sie mir Magdeburg!"Volksstimme"-Gespräch mit Dean ReedWie die "Volksstimme" bereits kürzlich meldete, arbeitet eine Aufnahmegruppe der DEFA gegenwärtig an der Verfilmung von Eichendorffs Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts". Unter der Regie von Celino Bleiweiß steht der amerikanische Volksschauspieler und -sänger, das Mitglied des Weltfriedensrates Dean Reed als Hauptdarsteller vor der Kamera. Unser Mitarbeiter Dieter Geske hatte kürzlich Gelegenheit, sich während der Dreharbeiten mit dem Künstler zu unterhalten. "Diese Arbeit ist nicht unbedingt ein Zuckerlecken", sagt Dean Reed über die laufenden Dreharbeiten. "In meinen bisherigen Filmen habe ich fast ausnahmslos immer nur harte Männer in der Wildwestkulisse darzustellen gehabt. Es ist nicht leicht, nun diese lyrische, etwas verträumte Figur des 'Taugenichts' mit Leben zu versehen. Aber es macht mir viel Freude, kann ich mich doch einmal vom Klischee loslösen, und ich hoffe, dass es mir gelingen wird, diese Rolle so eindringlich und lebendig zu gestalten, wie sie von Vera und Klaus Küchenmeister in dem ausgezeichneten Szenarium vorgezeichnet worden ist. Es herrscht hier ein ganz hervorragendes Arbeitsklima, das macht die Sache leichter." Auf der schwarzen ListeDer Ende der fünfziger Jahre in den USA und der westlichen Welt gefeierte Rock'n-Roll-Star Dean Reed ist wegen seines offenen und mutigen Eintretens für Frieden und Sozialismus und seines aktiven Kampfes gegen den schmutzigen Unterdrückungskrieg der US-Imperialisten in Vietnam seit Jahren als Staatsfeind von der USA-Regierung auf die schwarze Liste gesetzt worden, weil die Monopolkapitalisten seine Popularität und seinen Einfluss bei der Bevölkerung fürchten. Die Regierung befahl einen Boykott gegen ihn, und die Plattenfirmen, Rundfunk-, Fernseh- und Filmgesellschaften leisteten blind dem Befehl Folge. So blieb ihm kein anderer Weg, als das Land zu verlassen, um weiterhin künstlerisch tätig sein zu können. Seit drei Jahren lebte Dean Reed in Rom. In dieser Zeit drehte er für die italienische Filmindustrie nicht weniger als elf Spielfilme, die einer wie der andere zu Bestsellern auch im Exportgeschäft wurden. Von dort aus unternahm er auch eine große Anzahl von Konzertreisen in viele Länder der Erde, Reisen, die seinem Kampf dienten. Auch in Italien "unerwünscht"Nach seinem überaus erfolgreichen Aufenthalt in der DDR im März 1972, während dessen er u.a. einen Fernsehfilm produzierte und in Magdeburg während der Fernsehsendung "Die goldene Note" das Publikum begeisterte, kehrte Dean Reed nach Rom zurück, um einen weiteren Filmvertrag zu erfüllen. Während einer dreiwöchigen Drehpause reiste er privat in die USA und traf sich dort mit Vietnamkriegsgegnern, u.a. mit der Schauspielerin Jane Fonda, die wegen ihres Auftretens gegen den schmutzigen Vietnamkrieg auch in der DDR bekannt geworden ist. Inzwischen war Italien wieder einmal von einer Regierungskrise erschüttert worden, und die Regierungsneubildung brachte den Neofaschisten einen erheblichen Zuwachs an Macht und Einfluss. Zunächst bekam der Amerikaner nichts davon zu spüren, aber als die Dreharbeiten beendet waren, geschah es. "Eines Tages erhielt ich eine Vorladung aufs Polizeipräsidium", berichet er. "Dort wurde mir lakonisch erklärt, dass die Regierung nicht wünsche, dass ich meinen Wohnsitz länger in Italien habe. Ich sei unerwünscht. Sollte mir die italienische Filmindustrie jedoch wieder einen Vertrag anbieten, so sei man bereit, mir für die Dauer der dazu erforderlichen Arbeiten eine befristete Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen. Eine weitere Begründung wurde mir trotz wiederholter Anfragen nicht gegeben." Binnen 48 Stunden musste ein Mann einmal mehr seine Wahlheimat verlassen, nur weil sein konsequentes politisches Engagement dem Regime nicht ins Konzept passte. Aber ich gebe nicht auf!An Ausweisungen aus kapitalistischen Ländern hat sich Dean Reed mittlerweile gewöhnt, er weiß nicht einmal exakt zu sagen, wie oft ihm dieses Schicksal bereits widerfahren ist. "Warum nehmen Sie nicht einfach Ihren ständigen Wohnsitz in einem sozialistischen Staat?", eine Frage, die ihm oft gestellt wird. Aber die Antwort ist kurz und eindeutig: "Das wäre eine ideale Lösung. Dort hätte ich endlich ein festes Zuhause, keinen Existenzkampf und eine gesicherte Zukunft. Aber das wäre zu einfach. Mein Platz im Leben ist dort, wo die arbeitenden Menschen noch nicht den Weg in eine sozialistische Gesellschaftsordnung gefunden haben. Dort muss ich kämpfen, diesen Menschen muss ich helfen. Und diese Menschen leben dort, wo noch der finsterste Kapitalismus herrscht. Auch das so oft veranstaltete Kesseltreiben auf mich kann mich daran nicht hindern. Ich gebe nicht auf!" Gastspiele in aller WeltDie Filmarbeiten in der DEFA werden voraussichtlich Ende September abgeschlossen sein. "Wenn der Film fertiggestellt ist, werde ich zunächst eine Konzertreise durch die CSSR unternehmen und im Anschluss daran für zwei Wochen zu Konzerten in Moskau weilen. Danach geht es auf eine ausgedehnte Tournee durch Südamerika", sagt er auf die Frage nach seinen nächsten Plänen. "Zuvor aber werde ich noch einmal für einen Tag nach Magdeburg kommen, wohin man mich eingeladen hat. Grüßen Sie mir Magdeburg. Ich habe dort sehr schöne Stunden gehabt!" |
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