Magdeburger Volksstimme 10.09.1997 |
||||
Ein Dolmetscher erinnert sich an den Besuch des Schauspielers, der unter mysteriösen Umständen starbWährend der Taugenichts-Aufnahmen machte Reed einen Abstecher an die ElbeMagdeburg. Der Beitrag "Gedenkmünze für Dean Reed" im Kalenderblatt regte Dieter Geske zu einem langen Brief an. Der heutige Stadtrat der Freien Wählergemeinschaft dolmetschte damals Reed bei Auftritten. Hier Auszüge aus den Erinnerungen:Wir drehten damals gerade im Schloss Rammenau bei Dresden Außenaufnahmen zu dem Film "Aus dem Leben eines Taugenichts" nach Eichendorff. Da wir am Sonnabend, dem 21. Oktober 72, keine Aufnahmen zu machen hatten, war dieser Tag für Magdeburg eingeplant. Die Veranstaltung wurde ein großer Erfolg. Mit dem Dank für das Kommen zu dieser Veranstaltung übergab ein Betriebsvertreter Dean Reed auch die Gedenkmünze der Stadt, die frei im Handel erhältlich war, als Erinnerung an diesen Tag. Nach Ende der Veranstaltung fuhren wir direkt in meine Wohnung, und am Abend des gleichen Tages zurück nach Rammenau. Eine offizielle Ehrung, von der in diesem Kalenderblatt die Rede ist, fand nicht statt. In der DDR war Dean Reed sehr populär, speziell bei der Jugend. Und das nicht nur seiner Lebensphilosophie wegen. Er war ein Humanist und ein Pazifist. Und er hat seine Überzeugung nicht auf dem Tablett vor sich hergetragen, er hat sie gelebt. Reed war nicht einzupressen in ein Korsett einer Parteienideologie, in keinem der Länder, in denen er je gewesen ist. Wenngleich immer versucht worden ist, ihn zu vereinnahmen. Das hat er nie zugelassen. Er hat sich immer die Freiheit bewahrt, zu leben und zu handeln, wie er es mit seiner Überzeugung vereinbar hielt. Nach außen hin hatte er in der damaligen DDR alle künstlerischen Freiheiten. Das glaubte er auch. Aber es wurde immer versucht, ihn für ideologische Dinge vereinnahmen zu wollen. Ich erinnere mich einer kleinen Episode: Im Dezember 72 hatten wir einen Auftritt in der Fernsehsendung "Die Goldene Note", übertragen aus der Stadthalle in Magdeburg. Drei Titel waren vorgesehen, und er hatte gängige Pop-Titel vorgeschlagen. Ich hatte aus Erfahrung gewarnt, dass man versuchen werde, dieses Programm zu kippen und stattdessen politische Lieder zu bringen. Und es kam, wie vermutet. Die Produktionsleitung versuchte während der Proben, einen Titel nach dem anderen auszutauschen mit allen denkbaren Argumenten. In zwei Fällen gelang das auch. Als dann jedoch auch der dritte Wunschtitel demontiert werden sollte (es war "Our summer romance"), der größte Erfolgstitel in Südamerika, musste ich mit einem Ausstieg aus dem Programm drohen, um wenigstens diesen Titel zu retten. Dean Reed war kein Mitläufer des DDR-Systems. Noch kurz vor seinem plötzlichen Tod hatten wir ein langes Gespräch miteinander über die Gegenwart und seine Pläne, aber auch über persönliche Sorgen. Deshalb hat mich die Todesnachricht damals so erschüttert. Es ist Gras darüber gewachsen. Denn niemand hat sich befleißigt, die näheren Umstände von damals zu durchleuchten. Ich meine, er ist völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten. |
||||
|
||||
www.DeanReed.de
|