Literaturmarkt.info 04.02.2008

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Biographie

Wahre Wahrheit?

Die, die selbst denken, sind sofort gewarnt, wenn sie lesen: "Die wahre Geschichte". Aufgedrückt ist das Etikett nun auch der jüngsten Dean-Reed-Darstellung. Die kann, ohne alle Häme, eine Darstellung in den Wunschfarben der DDR genannt werden. Frank-Burkhard Habel und sein Koautor Thomas Grossman, die Chronisten der Biographie des Amerikaners in der DDR, sind mit einer guten DDR-Vergangenheit ausgestattet. Dementsprechend ist ihre "wahre Geschichte" des traurigen Rebellen ausgefallen, der den vergeblichen Versuch machte, in der Realität der ostdeutschen Version des Sozialismus zu existieren. Das Buch ist ein Reed-Aquarell! Die schönste Geschichte der neuesten "wahren Geschichte" ist im Vorwort. Dean Reed, die unvermeidliche Gitarre in den Händen, steht vor der "Million", die am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz zusammengelaufen war. Wie das? Weil's erfunden ist. Der US-Amerikaner Dean Reed (1938-1986) war, vor dem Tod der DDR, in der DDR gestorben. An der DDR? Durch die DDR? Ist das die "wahre Geschichte"? Manche sehen's so und äußern's so. Nicht so die Autoren des Buches "Dean Reed - Die wahre Geschichte" Sie wollen gern die neutralen Chronisten sein. Mit ihrem guten Gefühl für den guten Jungen Dean bleiben sie, letztendlich, immer auf der Seite Dean Reeds.

Darin sind sich die Reed-Publikationen jeder Art schnell einig: Der Sänger und Schauspieler war als naiver Idealist kaum zu überbieten. In ihm war ein Robin Hood: Eine Hauptrolle, die er in allen Weltteilen spielte. Denn, seinem Wesen nach war er ein durch und durch sozial Gesonnener. Als musikalisch ambitionierter Prediger von Frieden und Freundschaft tourte er durch die Kontinente. Eine beispielgebende Aktion sollte Reed nie vergessen werden. Vor dem amerikanischen Konsulat in Santiago de Chile wusch er in einem Eimer die Fahne seines Geburts- und Heimatlandes, als das den Krieg in Vietnam forcierte. Wie jedem Künstler war Dean Reed der Beifall wichtig. Ebenso wichtig war ihm sein beispielhaft menschliches Handeln. Vielleicht zeigte sich in den Handlungen des Menschen die wahrste Geschichte des Menschen. Dass der Mensch mehr und mehr Aufmerksamkeit gewinnt hat wohl auch mit der Wahrheit zu tun, dass bewegte und bewegende Menschenschicksale immer ergiebiges Material für Medien sind. Egal, wie wahr, wie erdacht die Geschichten sind. Was aber, wenn die Medien des Materials müde sind? Wenn das Wesen des Dean Reed nichts mehr hergibt? Wenn das die einzige Wahrheit der "wahren Geschichte" sein wird?

Bernd Heimberger

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Letzte Änderung: 2008-05-13