Junge Welt 09.11.1978 |
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Proteststrom nach MinnesotaJunge-Welt-Autor Victor Grossman äußert sich zur Verhaftung seines Freundes Dean Reed in den USAWie ist es gestern Dean Reed ergangen? Während ich schreibe, ist die Nachricht aus Minnesota noch nicht da; sieben Stunden Zeitunterschied machen schon etwas aus. Ich warte mit besonderer Spannung, denn ich kenne Dean, seit er zum ersten Mal die DDR besuchte. Ich arbeitete mit ihm als Dolmetscher, bevor er Deutsch lernte; ich habe viele Stunden mit ihm gelacht, freundlich gestritten, gearbeitet, demonstriert und, wenn auch schlecht, gesungen. Ich frage mich, was wird der Richter der Kleinstadt in Minnesota mit Dean und den anderen von Hunger geschwächten Mithäftlingen machen? Werden er und der Staatsanwalt merken, daß man einen groben Fehler gemacht hat, als man mit allzu durchsichtigem Vorwand - wohl "Betreten fremden Eigentums" - einen Protest verhindern wollte? Wird man - im Erstaunen über den Strom von Protesten, von Briefen, Telegrammen und Unterschriften von Indianerführern, von Pete Seeger, Joan Baez, vom Schauspielerverband der USA und unzähligen aus der DDR, der UdSSR und anderen Ländern - die Verhafteten freilassen? Oder wird die Angst vor demonstrierenden Farmern und vor dem mutigen, einsatzfreudigen, ja gewiß auch trotzigen Sänger und Schauspieler in ihrer Mitte sie dazu verleiten, einen Strafe zu verhängen? Das, meine ich, wäre ein sehr dummer Fehler. Ich hoffe sehr, daß wir Dean Reed bald wieder in der DDR begrüßen können! Wenn man ihn und die Farmer aber weiter verfolgt, dann bin ich völlig überzeugt, daß jede derartige Entscheidung durch eine Lawine von Protesten hinweggefegt wird, die der Richter von Wright in Minnesota und, wenn notwendig, auch höhere Instanzen nicht so schnell vergessen werden! Und zwar, bis alle wieder frei sind. |
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www.DeanReed.de
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