La Gazette de Berlin, 31.07.2007

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"Elvis Le Rouge" auf der Leinwand

Der Rote Elvis kommt ins Kino

Möglicherweise werden Dokumentarfilme selten den gleichen Publikumserfolg genießen, wie es vielleicht Tom Hanks in der Rolle des Dean Reed gelänge, deren Rechte er 2004 aufkaufte um ihn irgendwann als Film fertig zu stellen. Aber das steht sicher auch nicht in der Absicht des Dresdners Leopold Grün, Regisseur und Pädagoge in Berlin, der diese schillernde Persönlichkeit mit der Kamera einmal genauer besieht. Dean Reed war im Westen kein Begriff dafür aber umso bekannter in der DDR, bis hin zur Mongolei. Gitarrist, Sänger, Schauspieler, militanter Demonstrant, Ehemann, Vater, Reisender, Entdecker und viele andere Qualitäten verbinden sich in der Person Dean Reeds, der am 22.09.1938 in Denver/Colorado geboren wird und sich am Abend des 12.6.1986 in Folge von langen Depressionen das Leben am Rande Berlins im Zeuthener See nimmt. Auf diese Art und Weise wird auch die Neugier Leopold Grüns auf den ambivalenten Sängerstar geweckt, den er bis dahin nur für sein Zahnpastalächeln und seine Schlagerlieder kennt. Seine Stimme ist zwar schön, aber sie ist nicht besonders. Auch sein Gitarrenspiel ist nett anzuhören aber es bleibt simpel - und doch hat Dean Reed etwas an sich, das bei seinen Konzerten in Chile, Russland, Argentinien und DDR die Fans buchstäblich fesselt. Kein Zweifel: der Funken springt über.

Geboren als Amerikaner und Verfechter des Kommunismus siedelt Dean Reed 1972 in die DDR über, wo ihn die Machthaber als geläuterten Amerikaner benutzen und das Publikum ihn als Showstar feiert. Ähnlich verstrickt wie seine Rolle für den Zuschauer erscheint, zeigt sich auch der ambivalente Charakter des Sängers, der wohl am liebsten mit der Gitarre in den Krieg gezogen wäre gegen die Ungerechtigkeiten der Welt. Er wächst in Denver auf, beginnt ein Studium in Meteorologie, erhält 1959 seinen ersten Plattenvertrag, beginnt eine Tournee durch Südamerika, wird in seinem Zweitwohnsitz in Argentinien von Rechtsradikalen angegriffen und anschließend des Landes verwiesen. Er besucht die mongolische Volksrepublik, ist Ehrengast bei Präsident Allende in Chile und landet in Folge mehrfacher illegaler Einreiseversuche nach Argentinien dort im Gefängnis. Doch all das ist nur ein Teil aus dem Leben des naiven Träumers und Verbündeten der sozial Schwachen, der sich nicht zu schade war selbst bei Demonstrationen mitzuraufen und auf Einladung der PLO 1978 in den Libanon zu reisen um dort persönlich Dienst an der Waffe leisten. Er sich als Zeichen der Verbundenheit sogar einen Bart wachsen um im Falle einer Festnahme nicht als Westler enttarnt zu werden. Die neue Berliner Illustrierte (NBI) nannte ihn 1978 daraufhin einen "Feddajin mit der Gitarre".

Leopold Grün nimmt sich daher 2002 diesem chaotischen Durcheinander von Ereignissen, Lebensstationen und Widersprüchen an um es auf der Leinwand dokumentarisch aber nicht unbedingt mundgerecht Stück für Stück zusammenzusetzen. Man soll sich selbst ein Bild machen, so wie er es einst tat. Man soll Fragen stellen und nachdenken. Fünf Jahre werden investiert in Recherchen, Interviews mit Angehörigen, Freunden oder Kollegen Reeds wie beispielsweise der Schauspieler Armin Mueller-Stahl und der Erkämpfung der Musikrechte für die Bearbeitung der Filmmusik. Er möchte das filmische Porträt eines Mannes, der in seiner Naivität in die DDR auswandert, weil er dort das zu leben vermutet, was man unter funktionierendem Sozialismus verstehen könnte – realitätsfern eben.

Ergebnis ist ein guter Dokumentarfilm, dessen Arbeitsaufwand deutlich zu spüren ist. Wie der Regisseur im anschließenden Podium mitteilte, ist der Film zu einem Teil aus Fördermitteln zum anderen und größeren Teil aber aus unentgeltlicher Arbeit entstanden, was zu einem deutlich intensiveren Werk und auch einem hervorragenden Soundtrack geführt hat im Vergleich zu anderen Produktionen dieser Größe.

"Der Film braucht seine eigene Musik".

So brodelt die Mischung aus elektronischer Musik und Dean Reeds Songs psychedelisch und bedrohlich über dem Haupt des Protagonisten und vermag die teilweise blassen Aufnahmen wieder mit Leben zu füllen. Überhaupt scheint sie Sprachrohr des Films zu sein neben den Kommentaren der Angehörigen und Freunde Reeds. Markant und kraftvoll führt sie uns vom Aufstieg bis zu seinem Sturz in die Hölle durch den Film und lässt erahnen, dass das Ende nicht so fröhlich wie der Anfang sein wird.

"Es hat nichts mit Pädagogik zu tun. Für mich ist es mich eher eine künstlerische Arbeit in dem Sinne, dass ich hier etwas setze ohne Kommentar." L. Grün

Fabian Russ - 31.07.07

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Letzte Änderung: 2009-02-27