Filmspiegel 13/1981 |
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FilmkritikSie reiten für die Zuschauer"Sing Cowboy sing" und "Platz oder Sieg?"Diese beiden hauseigenen Beiträge zu den diesjährigen Sommerfilmtagen (Extralob an Progress für das bescheidene, aber lustige und luftige Plakat) vereint, dass in ihnen ausgiebig und - soweit ich das beurteilen kann - bestens geritten wird. Die Pferde und ihre Reiter sind in unterhaltsame, lockere, nicht gar so belangvolle Geschichten eingebunden, redlich hintereinanderweg erzählt, redlich gespielt und inszeniert, ohne Drang nach allzu hohen ideellen Zielen. Nun gut. Oder doch nicht? Die Platzierung der Filme in die Hoch-Zeit für leichte Kino-Unterhaltung, in die Entspannungsatmosphäre der Urlaubssaison verleitet schnell dazu, diese Kinostücke abzutun oder gering zu schätzen. Aber sie dürfen durch die Etikettierung keine Sonderstellung in Anspruch nehmen. Erst recht und schon gar nicht bei der kritischen Auseinandersetzung mit ihnen. Dean Reed als betont Vielseitiger (Buch und Regie, Hauptrolle und singen und reiten) versucht eine Western-Parodie, zu der er sich ausdrücklich bekennt. Er erfindet dazu eine Geschichte voller Edelmut: zwei Cowboys, die ihre Profession an den Nagel gehängt haben und nun als humorige Schausteller vagabundieren, müssen plötzlich die Verantwortung für ein kleines, entlaufenes Mädchen tragen, es und sich beide und schließlich ein ganzes Dorf gegen eine Horde habgieriger Unholde verteidigen. Natürlich bleiben sie Sieger, wenn auch erst nach Kampf, Klamauk, Tricks, Verwicklungen. Die Parodie-Absicht und der Edelmut der Geschichte beißen sich. Dass sie sich nicht total ausschließen, liegt daran, dass Reed sich bemüht, flott zu erzählen und dafür ungeniert in alle Klamotten- und Zutatenkisten greift, die auch nur annähernd und ohne allzu große Gewaltsamkeit entfernt Brauchbares bereithalten. Da fehlen denn auch Zitate aus anderen Filmen nicht ("Zwölf Uhr mittags"), aber das sind "Schmeckerchen" für Kenner. Eine saftige, mundige Parodie ist es nicht geworden, aber 1½ Stunden Ablenkung, Unterhaltung durchaus. Nicht durchgängig, denn es gibt Längen, auch Wiederholungen, auch Ungereimtheiten, Brüche und Knorrigkeiten in der Story. Die nahezu ungehemmte Spielfreude Reeds und seines publikumswirksamen, wirklich komischen Partners Vaclav Neckar machen vieles davon wett. Dabei helfen auch die anderen Darsteller und der sichere, verhaltene Kameramann Hans Heinrich. Bleibt noch zu sagen, dass die Geschichte ohne Verlogenheit erzählt wird. Das Edle wird beim Wort, also ernst genommen - Parodie hin, Parodie her. Diese saubere Grundhaltung ordnet sich von hier aus in die bemerkenswerte Tradition der Indianerfilme der DEFA ein, auch wenn Persiflage versucht, meist freilich nicht erreicht wird. Sei's drum akzeptabel, und viele werden ihren Spaß, ihre 90 leichtgewichtigen Minuten gern gewinnen. [...] |
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www.DeanReed.de
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