Filmspiegel 26, 22.12.1971 |
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Ich singe für den FriedenDer Protestsänger und Schauspieler Dean Reed, Mitglied des Weltfriedensrates, war Gast der XIV. Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche für Kino und Fernsehen. Das Motto des Festivals "Filme der Welt - für den Frieden der Welt" war für ihn Anlass, Leipzig, und damit zum ersten Mal die DDR zu besuchen (unsere Fotos: Bei einem Auftritt im Festivalkino "Capitol"). Wir nutzten die Gelegenheit, um Ihnen diesen amerikanischen Sänger für Frieden und Freiheit in Wort und Bild vorzustellen.Dean Reed wuchs auf einer Ranch in Colorado auf. Mit 17 war er einer der bekanntesten Leichtathleten. 180 km Marathon in 2.600 m Höhe lief er in 22 Stunden - ohne Pause. Das war 1955 eine Rekordleistung. Er studierte an der California-Universität Mineralogie. Der Zufall brachte ihm einen siebenjährigen Vertrag mit der bekannten Schallplattenfirma "Capitol". Seine erfolgreichen Tourneen führten ihn auch nach Südamerika. Mit 20 war er das erstemal in Chile - als Rock-'n'-Roll-Sänger. Hier lebte er fünf Jahre, lernte das chilenische Volk kennen und lieben. Er wandte sich mehr und mehr dem Volkslied und Protestsong zu, aus dem Rock-'n'-Roll-Sänger wurde der Kämpfer für den Frieden, dem das Lied als Waffe diente. 1965 fährt er das erste Mal in die Sowjetunion. Zuvor nahm er am Weltfriedenskongress in Finnland teil. Als er nach Argentinien zurückkehren will, wo er seit 1964 lebt, verweigert man ihm die Ausreise. Mehrfach ist er den Angriffen von Rechtsradikalen ausgesetzt. Man beschießt sein Haus mit Maschinenpistolen, bedroht ihn. Anfang des Jahres reiste er illegal nach Buenos Aires. "Auf den Flügeln der Gerechtigkeit", wie er auf einer Pressekonferenz erklärte. Er wurde verhaftet, ins Gefängnis geworfen. In Argentinien gibt es ein Gesetz, nach dem Kommunisten a priori zu zehn Jahren Gefängnis ohne jede Prozessführung verurteilt werden können. Am 20.Tage seiner Verhaftung musste Dean Reed auf Grund der Protestaktionen freigelassen werden. 1970 wurde er durch das sowjetische Komitee zum Friedenskongress nach Moskau eingeladen und nahm an der Tagung anlässlich des 100.Geburtstages Lenins teil. Beliebt sind hier auch seine Platten mit lyrischen und aufrüttelnden Liedern. Dean Reed ist auch Schauspieler. Für die Hauptrolle in dem Film "Guadelayara" erhielt er den 1. Preis auf dem Festival in Acapulco/Mexiko. Bekannt als Filmschauspieler wurde er vor allem in Italien, wo er seit drei Jahren mit seiner Familie lebt. Dort spielte er bisher in neun Filmen. Er ist bemüht, seine künstlerischen Mittel als Schauspieler für den Kampf um die soziale Gerechtigkeit wirksam werden zu lassen. Inzwischen befindet er sich wieder in der Sowjetunion. Dort dreht er im Minsker Studio einen Film über den Kennedy-Mord. Er spielt einen amerikanischen Journalisten. Dean Reed widmet seine Lieder der Liebe. Er singt aus Liebe zu seiner Tochter, aus Liebe zu seiner Frau, aus Liebe zu den Menschen, zur Welt, zur Schönheit. Und er sagt: "In unserer Welt, in der es soviel Hass und Unfreiheit gibt, in der das Leben ständig von Krieg und Zerstörung bedroht ist, sind Lieder über Liebe ein Protest! Woher nehmen die Menschen in Vietnam zum Beispiel die Kraft zu ihrem Kampf? Sie finden sie in der Liebe zu ihrem Land, zu ihrem Volk und zu ihrer Freiheit." Der amerikanische Freiheitssänger singt dafür, dass niemand die Sorgen anderer vergisst - auch er selbst nicht. I.Z. |
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www.DeanReed.de
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