Der Neue Weg 25.05.1973 |
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DER NEUE FILMDer "Taugenichts"Eichendorffs Novelle auf der Kinoleinwand"Die Liebe ist eine der curagiösesten Eigenschaften des menschlichen Herzens, die Bastionen von Rang und Stand zerschmettert. Ja, sie ist eigentlich ein Poetenmantel, den jeder Phantast einmal in der kalten Welt umnimmt, um nach Arkadien auszuwandern." (Freiherr von Eichendorff in seiner Novelle.) Nun, dieser Taugenichts erreichte zwar nie die erwähnte griechische Halbinsel, doch er flieht den warmen Herd der väterlichen Mühle mit etwa gleicher Absicht. Ohne große Worte schnürt er sein Ränzel, winkt dem im Drehbuch zugedichteten Hundevieh - es hört auf den klangvollen Namen Bam - und ab geht's über Stock und Stein und durch manches Abenteuer gen Süden. Wenige Filmmeter später fährt ihm bereits sein Schicksal in Gestalt einer blondgelockten Schönheit über den holprigen Landweg. Die Damen im prächtigen Coupé wissen seine Stimme wohl zu loben: "Er weiß ja (wahrlich) recht hübsche Lieder zu singen." Nach artiger Konversation darf der Wanderbursch den für Lakaien vorbehaltenen Sitz besteigen. Im Schloss der Herrschaft wird er Gärtnergehilfe - sein Geldsäckel ist sowieso nicht üppig gefüllt -, avanciert nach dem Scheiden eines greisen Staatsbeamten gar zum Zolleinnehmer und besitzt als solcher Haus, Hof, Garten und die Freundschaft des Schlossportiers. Nun könnte der einfache Müllerssohn wunschlos glücklich sein, ja, wenn die Liebe nicht wär'... Seine Angebetete nämlich scheint durch Rang und Namen und zuletzt gar durch einen ihr zugesprochenen Mann noch v o r der Liason auf immer von ihm getrennt. Ergo weg von diesem unglückseligen Ort, nur nichts hören, geschweige denn sehen - und leiden müssen. Aber Erinnerung und Alpträume über die "Einsame" in höfischer Gesellschaft plagen den Held bis nach Italien hinein. Dort erst muss er von der Kammerjungfer erfahren, dass er doch geliebt wird. Der Taugenichts schert aus dem Bund mit Rinaldini, dem legendären Räuberhauptmann, aus, und der gordische Knoten löst sich fast von selbst. "Nun dann, da es so gekommen ist, ihr zwei lieben, lieben närrischen Leute! schlagt den seligen Mantel um euch, dass die ganze andere Welt rings um euch untergeht - liebt euch wie die Kaninchen und seid glücklich!" Die Schwierigkeiten, die einer Verfilmung dieser romantischen Novelle von Eichendorff entgegenstanden, sind verschiedentlich bereits aufgezählt worden. Sie gipfelten in den Bedenken, die poetisch-lyrische Erzählweise ermögliche keine Dramatisierung. Die Kardinalfrage, ob Eichendorff überhaupt für den Film zu gewinnen sei, haben Claus und Wera Küchenmeister (Buch) und Celino Bleiweiß (Regie) eindeutig positiv beantwortet. Und sicherlich ist weitere Skepsis beseitigt, allerdings mit der Einschränkung, dass es doch nicht p u r geht. An einigen Stellen wurde gekürzt oder hinzugepackt (zum Beispiel Rinaldo Rinaldini, der im Original nicht erwähnt wird, auch die Halbnackte beim "Schäferstündchen" am Fluss ist frei erfunden!). Dadurch geht in einigen Phasen der logische Zusammenhang verloren. Zu dünn wird erklärt, warum Guido und Bernhard fliehen; nicht deutlich wird, wer der angeblich "Zweite" ist, und ziemlich weit hergeholt erscheint auch das plötzliche Zusammentreffen zwischen der Kammerjungfer und dem Taugenichts in Italien. Die Welt bleibt halt doch ein Dorf - oder? Der Film ist ein farbige Bilderbuch, das denjenigen eitel Freude sein wird, die ihren Eichendorff s e h e n wollen. Die Kamera (Günter Jaeuthe) blickt über wunderbare Landschaften, schildert ein herrliches Milieu, sie ist der eigentliche Mittler zwischen der literarischen Vorlage und dem Leinwandprodukt. Ein großes Aufgebot an nationalen und internationalen Stars sichert dem Film ohnehin seinen Zuspruch. Die gespannten Erwartungen, die dem ersten Film mit Dean Reed, amerikanischer Popsänger und Friedenskämpfer, entgegengebracht werden, hat der in vielen Umfragen als Publikumsliebling kreierte Schauspieler sicherlich nicht enttäuscht. Reitend, singend und mit männlichem Charme animiert er uns zu mehr Muse. Und manches Lied, das dabei "geboren" wird (z.B. "Ich tat mal einen schönen Fund..." oder "Die Stunden am Feuer waren schön"), wäre es wert, nicht sogleich wieder zu verklingen. khk. |
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www.DeanReed.de
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