The rebel/Der Rebell/El rebelde/борец сопротивления |
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Italy/Italien/Italia/Италия |
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Der Trick mit der "Entführung"Dean ist todmüde. Er denkt nicht ans Abendessen, als er in sein Hotel in Sorrent zurückkehrt, er denkt nur noch an eins: schlafen, schlafen, schlafen. Den ganzen Tag lang hat er, als schwerbewaffneter Gangster verkleidet, unter der heißen Sonne Neapels geschwitzt, ist über Feuerleitern geklettert, hat sich mit Polizisten geprügelt, ist von übermannshohen Mauern gesprungen und am Steuer schrottreifer Wagen durch die Straßen gerast. Mitten in der Nacht reißt ihn lautes Klopfen aus dem Schlaf. Gähnend öffnet Dean die Tür. Die kenne ich doch, denkt er, als er sich an das dämmerige Licht des nächtlichen Hotelflurs gewöhnt hat. Das sind doch Leute vom Bau. Ein Schwall von Worten ergießt sich über ihn. Temperamentvoll gestikulierend, wild durcheinandersprechend, drängt sich eine Gruppe von sechs, sieben Leuten in das kleine Hotelzimmer. Dean hat zwar inzwischen italienisch gelernt, doch es fällt ihm schwer, schlaftrunken, wie er noch ist, ihr Anliegen zu verstehen. Erst nach Minuten wird ihm klar, worum es geht. Der Produzent will den Arbeitern nicht den ihnen zustehenden Lohn zahlen. Sein Konto, so habe er gesagt, sei schon überzogen. "Bitte, helfen Sie uns", sagen Deans Gäste, "sprechen Sie mit dem Padrone." Dean ist plötzlich hellwach. Dieser verdammte Ganove, denkt er. Mich wollte er ja ebenso abspeisen. Tags zuvor erst hat er mit Mühe und Not einen Teil seiner Gage ergattert. Er beruhigt die Kollegen, und es kommt zu einem langen Gespräch. Denn Dean hat einen Plan. Als ihn die Arbeiter verlassen, haben sich ihre Mienen entspannt. Sie lachen, sind wieder so ausgelassen, wie es nur Neapolitaner sein können. Sie klopfen Dean auf die Schulter, umarmen ihn. "Okay?" fragt Dean. "Okay!" sagen die Arbeiter. "Der Treffpunkt ist klar." Wenige Sekunden später, es ist noch nicht einmal Frühstückszeit, klingelt beim Produzenten Crisante das Telefon. Auch er wird aus dem Schlaf gerissen. Der Mann, der eigentlich Rechtsanwalt ist, sich gern Dottore nennen lässt, aber beim Film das große Geld machen will, flucht wie ein neapolitanischer Zuhälter. Doch als er hört, wer da spricht und was gesprochen wird, vergeht selbst ihm das Fluchen. Es geht um sein Geld. "Leider kann ich heute nicht zum Drehen erscheinen", sagt Dean. "Ich bin gekidnappt worden. Ich weiß nicht, wo ich bin; denn man hat mir die Augen verbunden. Ich weiß auch nicht, wer mich entführt hat. Die Leute sagen, ich könne erst wieder filmen, wenn Sie den Arbeitern den Lohn gezahlt haben." Deans Stimme ist todernst, er ist nicht umsonst Schauspieler. Doch es ist gut, dass der entsetzte Dottore seinen Star in diesem Augenblick nicht sehen kann. Dean grinst über das ganze Gesicht, und die "Entführer", die ihn umringen, tun es nicht minder. Einer hält sein Taschentuch vor den Mund, um nicht losprusten zu müssen. Die Männer vom Aufnahmestab haben sich mit Dean in einem kleinen Ferienhotel in den Bergen getroffen, um von hier aus ihren Boss Signore Crisante unter Druck zu setzen. Der Produzent ist in einer Zwangslage. Ein verlorener Drehtag kostet ihn viel Geld. Auch wenn kein Meter Film gedreht wird, die Miete für das Atelier muss er bezahlen. Zur Zahlung der Löhne aber will er sich so schnell nicht bereit finden. "Signore Reed", sagt er, "ich hoffe, man behandelt Sie anständig. Ich werde sofort die Polizei verständigen." "Tun Sie das lieber nicht," knarrt es da plötzlich aus dem Hörer. Einer der Arbeiter spricht mit verstellter Stimme. "Ich glaube nicht, dass das gut ist für Signore Reed. Und für Sie natürlich auch nicht. Also überlegen Sie sich, ob Sie nicht lieber doch bezahlen wollen." Und die Stimme nennt einen Ort weit von dem Berghotel entfernt, wo eine Nachricht hinterlegt werden könne, dass die Löhne gezahlt worden seien. Dann hört Signore Crisante nur ein monotones Summen. Die Verbindung ist unterbrochen worden. In dem Restaurant geht es hoch her. Dean und seine Freunde, die Arbeiter, kommen aus dem Lachen nicht heraus, und der rote Chianti, den einer mitgebracht hat, feuert sie noch mehr an. "Passt auf, der zahlt!" Dann bleibt Dean allein. Die Arbeiter fahren zum Atelier, neugierig darauf, was geschehen wird. Die Ungewissheit dauert nicht lange. Bald erscheint ein Beauftragter des Produzenten und zahlt die Löhne aus. Einer eilt verstohlen zum nächsten Telefon und ruft den Schauspieler an. "Alles okay", sagt er nur. Am Abend ist Dean Gast der Arbeiter. Er ist ein mäßiger Trinker, aber an diesem Tag, da hat er einen Schwips. Protest in RomDurch die Straßen Roms ziehen Tausende von Demonstranten. Auf Transparenten und mit Sprechchören protestieren Sie gegen den Terror, mit dem die Strategen des Pentagon das vietnamesische Volk in die Knie zwingen wollen. Solche Kampfaktionen gehören im Jahr 1969 zum Bild der italienischen Städte. Die Protestbewegung hat in allen Klassen und Schichten des Volkes Anhänger gefunden. Arbeiter und Intellektuelle, Angestellte und Gewerbetreibende, Gewerkschafter und Vertreter der meisten politischen Parteien sind sich in einem Punkt einig: Die Aggressoren müssen raus aus Vietnam. Die Regierung des NATO-Staates Italien kann kaum etwas dagegen tun, dass die Südostasienpolitik ihres Verbündeten USA angeprangert wird. Außerdem stimmen nicht wenige Regierungsmitglieder den Protesten zu. Die Polizei kommt deshalb selten zum Einsatz. Kaum eine der Demonstrationen wird verboten. Doch heute hat man die Polizisten in Marsch gesetzt. Diese Demonstration ist verboten worden; denn ihr Ziel ist bekannt: die Botschaft der Vereinigten Staaten. Dean hat schon bei vielen Gelegenheiten bewiesen, wie er zur Vietnampolitik der Regierung seines Landes steht. Nie hat er ein Hehl daraus gemacht, dass er den Bombenterror der B 52, die Killeraktionen der "grünen Barette", die Folterungen in den Camps der Besatzer verabscheut. An diesem Tag in Rom aber weiß er nicht, was vor sich geht. Seine Freunde haben ihm nichts von der Demonstration gesagt, sicher deshalb, weil sie sich gegen die Botschaft seines Landes richtet. Sie wollen ihm Ärger ersparen. Der Zufall will es jedoch, dass sich Dean an diesem Sonntag mit Freunden auf der Via Veneto treffen wollte, die in der Nähe der Botschaft liegt. So gerät auch er in den Strudel der Ereignisse, was für ihn sehr folgenschwer werden wird. Als sich Dean dem Viertel nähert, in dem sich die Mission Washingtons befindet, merkt er, dass etwas in der Luft liegt. Immer häufiger sieht er Gruppen erregt gestikulierender Leute, die argwöhnisch von Polizisten beäugt werden. Er muss sein Auto stehen lassen, weil ein Verkehrschaos ausgebrochen ist. Ständig rasen Funkwagen mit rotierendem Blaulicht und heulenden Sirenen durch die Straßen. Ein paar Straßen weiter stehen Einsatzgruppen der Polizei. Plastikhelme mit heruntergeklapptem Gesichtsschutz, durchsichtige Schutzschilde, gezogenen Gummiknüppel kennzeichnen die Szenerie. Mehrfach wird Dean angehalten und kontrolliert. Doch weil er einen amerikanischen Pass besitzt, darf er stets passieren. "Aber passen Sie auf, Signore", sagen die Uniformierten, "es wird bald der Teufel los sein." Die Kontrollen häufen sich, als er die Straße erreicht, wo sich das Botschaftsgebäude befindet. Die Polizei hat drei Absperrketten gebildet. Keiner kann mehr durch, doch die Welle der Demonstranten, die unterdes herbeigeströt ist, drängt die Polizisten immer weiter zurück. Sprechchöre werden skandiert, Lieder gesungen, Losungen gerufen. Dean ist im Demonstrationszug eingekeilt und wird immer weiter in Richtung der äußersten Absperrkette geschoben. Bald steht er so dicht vor dem Gebäude unterm Sternenbanner, dass er auf der Treppe zum Portal den Botschafter erkennen kann. Der Diplomat debattiert aufgeregt mit einem Mann in Uniform, der eine Schärpe mit der grünweißroten Trikolore Italiens um den Leib geschlungen hat. Buhrufe und Pfiffe werden laut. Auch die Menge hat den Uniformierten erkannt. Es ist der Chef der römischen Geheimpolizei. In diesem Augenblick beschließt Dean zu handeln. Er denkt nicht daran, was er damit riskiert. Er zeigt dem nächsten Polizisten seinen Pass und darf passieren. Auch in der zweiten und dritten Kette öffnen sich ihm Lücken. Dann steht er vor dem Paar auf der Treppe. Mit einemmal wendet er sich den Demonstranten zu und schreit, so laut er kann. "Hoch Ho Chi Minh!" tönt seine klare Stimme über den Platz vor der Botschaft. "Stopp dem Bombenterror! Aggressoren raus aus Vietnam!" Dean verstummt erst, als ihn die Polizisten, die sofort auf ihn zugestürzt sind, wegzerren und in ein Polizeiauto pferchen. Er hört noch, wie der Lärm auf dem Platz anschwillt. Für die Demonstranten, die Dean Reed sofort erkannt haben, war seine Aktion ein großer Ansporn. "Hoch lebe das andere Amerika!" ruft einer. "Vietnam wird siegen, weil es auch in Amerika Freunde hat", ruft ein anderer. "Vietnam hat Freunde in aller Welt!" Zum zweitenmal in seinem Leben ist Dean festgenommen worden, doch nur für ein paar Stunden, denn man kann es in diesen Tagen nicht wagen, ihm den Prozess zu machen. Aber die Rache der Machthaber trifft ihn dennoch. Wenige Tage später wird Dean die Arbeitserlaubnis entzogen, ohne die er weder singen noch spielen darf. Er muss dafür bezahlen, dass er gegen Unrecht und Unmenschlichkeit aufgetreten ist. Von diesem Engagement zeugt ein Liedtext Deans aus dieser Zeit.
Dean Reed, Aus meinem Leben. Aufgeschrieben von Hans-Dieter Bräuer; 2. aktualisierte und erweiterte Auflage; Edition Peters, Leipzig/Dresden 1984; S. 57-63 |
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Press review/Pressespiegel |
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Deans Lebenslauf |
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Externe Links |
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www.DeanReed.de
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