zitty 16/2007 |
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PorträtDer Rote ElvisDean Reed, Sänger und Schauspieler, war ein schräger Vogel. Er entsprach nicht nur äußerlich dem Bild des All-American Boy, auch sein naiver Optimismus und das joviale Sendungsbewusstsein unterfütterten das Klischee. Der Entertainer aus Colorado hatte sich mitten im Kalten Krieg auf die Seite des sozialistischen Blocks geschlagen und wurde dort zum Vorzeige-Entertainer. Seit 1972 lebte er in der DDR. Politische Abgründe ebenso wie den Kitzel des Ruhms hatte Reed Jahre zuvor kennen gelernt, auf einer Südamerika-Tournee. In den USA war seine Musik-Karriere gefloppt, in Chile und Argentinien dagegen wurde er gefeiert. Der Kampf gegen den Imperialismus war in der DDR eine vergleichsweise graue Angelegenheit. Die dortige Lebensrealität verlor für Reed bald ihren Glanz - besonders, als ihm die Massen nicht mehr zu Füßen lagen. Nachdem Reed vergebliche Versuche unternommen hatte, seine Karriere zu reanimieren, fand man seine Leiche im Juni 1986 im Zeuthener See. Leopold Grün schafft es in seinem Regiedebüt, die ambivalente Persönlichkeit - im Privaten wurde Reed seinen Idealen kaum gerecht - so objektiv wie facettenreich darzustellen. Ein interessanter Querschnitt von Wegbegleitern - Freunde, Ex-Frauen, Funktionäre - kommt zu Wort: von Armin Mueller-Stahl über Egon Krenz bis zu Maria Isabel Allende Bussi, der Tochter des ehemaligen chilenischen Präsidenten. Dessen Ermordung hatte Reed politisch radikalisiert. Fortan sah sich der ehemals Friedensbewegte als Kämpfer mit Gitarre und Kalaschnikow. Grün gelingt der Spagat, Reed zu hinterfragen, ohne ihn zur Witzfigur zu degradieren Stephanie Grimm |
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www.DeanReed.de
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