vestis-Forum 11/1972 | ||||
Dean Reed bei den "vestis"-Frauen zu GastWir wünschen ihm, dass er niemals, trotz allem was auf ihn zukommt, verzagt, sondern immer bleibt, was er ist und als was wir ihn kennen: Der Sänger der Freiheit. "Ich bin sicher, dass wir im Verlauf dieses Jahres Gelegenheit haben werden, uns zu treffen", schrieb uns Dean Reed im März dieses Jahres. Damit meinte er ein Zusammentreffen mit den Angehörigen der Brigade "Völkerfreundschaft", deren Mitglied er inzwischen geworden ist. Wir wollten natürlich diese einmalige Gelegenheit beim Schopf greifen und unseren Gast bitten, in unserem Betrieb vor einem größeren Kreis von Betriebsangehörigen zu singen. Wir wussten, dass es nicht einfach sein würde, unseren Wunsch mit der Realität in Einklang zu bringen. Dann aber war es soweit. Ganz kurzfristig erhielten wir die Mitteilung, dass Dean Reed am Sonntag, dem 29. Oktober, bei uns sein würde. Nun hieß es schnell alles zu tun, um diesem Ereignis einen würdigen Rahmen zu geben. Wir alle erlebten Dean Reed aus nächster Nähe. Ihn, das Mitglied des Weltfriedensrates, den Protestsänger, den unerschrockenen Kämpfer für Frieden, Freiheit und Völkerverständigung, den Vertreter des anderen, des besseren Amerika. Protestschreiben an Nixonverfasst auf einem ProtestmeetingEs ist uns eine große Ehre, das Mitglied des Weltfriedensrates, Dean Reed, als Vertreter des fortschrittlichen Amerikas in unserem Betrieb, dem volkseigenen Leipziger Bekleidungswerk "vestis", begrüßen zu können. Nicht nur seine Lieder allein sind es, die von der internationalen Jugend mit Begeisterung aufgenommen wurden und werden. Die konsequente parteiliche Haltung Dean Reeds, für den Fortschritt der Menschheit seine Stimme zu erheben, ließ die Menschheit vieler Erdteile aufhorchen. Dean Reed verkörpert den Gedanken der Solidarität durch seinen Gesang. Er rüttelt die Menschheit wach, nicht die Ohren zu verschließen gegen das Unrecht. Für Dean Reed ist der Gedanke der Völkerfreundschaft Lebenspraxis. Wir appellieren deshalb an die Machthaber der USA, seine und unsere Stimme nicht ungehört zu lassen, gegen das Morden unschuldiger Völker. Wir fordern: Freiheit für das vietnamesische Volk, Freiheit für die Völker des imperialistischen USA-Staates. Frieden und Freundschaft unter allen Völkern!
Die Mitglieder der
Seine Lieder sind seine WaffenAm 29. Oktober weilte auf Einladung der Brigade "Völkerfreundschaft" ihr Ehrenmitglied Dean Reed in unserem Betrieb. Ich hatte zwar in der letzten Zeit schon einiges von ihm in Presse, Funk und Fernsehen gelesen und gehört, doch trotzdem war ich sehr gespannt, ihn einmal persönlich in einer Veranstaltung zu erleben. Als Dean Reed den Saal betrat, war sofort ein herzlicher Kontakt zum Publikum da. In sehr ungezwungener Art plauderte er zu Beginn über seine Dreharbeit bei dem DEFA-Film "Aus dem Leben eines Taugenichts", in dem er eine der Hauptrollen spielt. Dazu stellte er gleich noch ein Lied aus diesem Film vor. Obwohl er vorher mehrmals beteuert hatte, dass er nur sehr wenig deutsch spricht, sang er es fast ohne Akzent. Dann beantwortete Dean Reed unsere Fragen. Ganz gleich, ob sie ihn als Künstler, sein Privatleben oder sein politisches Engagement betrafen, gab er freiwillig Auskunft. Mir gefiel sehr gut, dass alle Antworten spontan kamen und nicht steif und gezwungen oder gar vorbereitet wirkten. Zwischendurch griff Dean Reed immer wieder zur Gitarre. Er "verschmähte" das Mikrofon. Bei seiner Stimme und der lautstarken Begleitung hatte er das auch überhaupt nicht nötig. Außerdem glaube ich, dass Dean Reed bei seinen Liedern der direkte Kontakt mit seinem Publikum sehr wichtig ist. Die "Gegenleistung" von uns konnte sich sehen lassen. Es wurde lautstark mitgesungen und mitgeklatscht, ohne dass große Aufforderungen nötig waren. Doch nicht die gesamte Zeit verlief in so fröhlicher und ausgelassener Atmosphäre. Wir lernten Dean Reed auch von einer anderen Seiten kennen. Als einen sehr ernsten Menschen, der sich mit seiner ganzen Kraft für Frieden und Freiheit aller Völker einsetzt. Auch in seinen Liedern kommt dies eindeutig zum Ausdruck, dass er auf der Seite der Unterdrückten und Entrechteten steht und trotz aller Repressalien mit für ihre Ziele kämpft. Das beweist nicht zuletzt seine Mitarbeit im Weltfriedensrat. Alles in allem war es eine sehr kurzweilige Stunde, und wohl jeder wird es bedauert haben, dass sie so schnell vergangen ist. Martina Werner, Abteilung Technik Ein Freund kam zu FreundenMan fühlte, dass Dean Reed persönlich hinter dem Text steht, den er singt; man glaubt ihm, dass er so und nicht anders empfindet. Sein Temperament reißt alle mit - und man wird traurig, wenn er von Vietnam spricht. Er rüttelt die Gleichgültigen auf mit seinen Songs, er zwingt Menschen, dass sie nachdenken. Er gebraucht seine Stimme als eine Waffe gegen Krieg und Unmenschlichkeit! Mir gefällt an Dean Reed, dass er auf alles, was man Schau nennt, verzichtet. Er ging im weißen Rollkragenpullover singend durch den Saal; jedem war er, wenn auch nur für Sekunden, nah. Man fühlte, ein Freund kam zu Freunden. Dean sang ein Volkslied in deutscher Sprache und wir sangen, so gut wir konnten, den Refrain zu einem amerikanischen Song. Wir danken Dean Reed für seinen Besuch und hoffen, dass er gern an diesen Nachmittag denkt. Für uns war er ein Erlebnis. Sieglinde Jahnke, Werk III, Brigade "Erich Weinert" Eigentlich gingen wir mit gemischten Gefühlen zu dieser Veranstaltung, denn wir hatten noch keinen Schlagersänger von Format aus der Nähe singen hören. Was wir hörten, war einfach große Klasse. Besonders beeindruckt hat uns die Hingabe, mit der der Sänger seine Lieder vortrug. Dean Reed war mit seinen Songs etwas zum Nachdenken über das menschenfeindliche System der USA. Der erfolgreiche Sänger stellte sich sehr eindeutig auf die Seite der arbeitenden Menschen. Durch seine konsequente Haltung wurde Dean Reed zum Mitglied des Weltfriedensrates gewählt. Diese Veranstaltung war eine Solidaritätsaktion für Vietnam, die einen Erlös von 1.000 Mark einbrachte. Solche Solidaritätsveranstaltungen können viel öfter durchgeführt werden. Edeltraut Schindler, Petra Hies Besonders gefiel mir an Dean Reed seine starke Ausdruckskraft, mit der der Sänger eine sehr gute Interpretation seiner Lieder erreichte. Durch seine Natürlichkeit und Bescheidenheit kam es zu einem schnellen persönlichen Kontakt mit dem Publikum. Er versteht es auch, das Publikum in seine Lieder einzubeziehen und sie zu verstehen. Es wäre schön, den sympathischen Künstler bald wieder in unserem Land begrüßen zu können. Renate Gundermann Eine SolidaritätsbekundungDie Begegnung mit Dean Reed, eines Vertreters des fortschrittlichen, des anderen Amerika, gab uns, gleich der Begegnung mit Angela Davis auf dem Leipziger Karl-Marx-Platz, neue Impulse für unsere tägliche Arbeit. Dean Reed verstand es in vollendeter Form durch Wort und vor allem durch seine Chansons, eine Brücke der Völkerfreundschaft zu schlagen, sowie den Freiheitskampf der farbigen Bevölkerung Amerikas uns nahe zu bringen und seine Solidarität mit dem seit 27 Jahren um seine Freiheit kämpfenden Volk Vietnams zu bekunden. Besonders interessiert verfolgten wir seine Ausführungen über seine Eindrücke seines Aufenthaltes in der DDR und vor allem seiner Freundschaft zur Sowjetunion. Unser Dank gilt an dieser Stelle Dean Reed, aber auch all denen, die diese Begegnung ermöglichten und zum Gelingen dieser Solidaritätskundgebung beitrugen. Karlheinz Lorenz, Obermeister Werk III Befragt - geantwortetDean, mit was für einem Gefühl bist du in die DDR gekommen? Ich bin mit sehr gemischten Gefühlen hierher gekommen in die DDR. Ich war zuvor schon in einigen sozialistischen Ländern, aber in der DDR bin ich noch nicht gewesen. Und in Bezug auf die Propaganda kann ich sagen, dass im Westen über die DDR am allerwenigsten bekannt ist. Aber ich hatte natürlich sehr großes Interesse, sie kennen zu lernen. Und ich kann sagen, dass ich dazu gekommen bin, sie zu lieben. Und das sind die Gefühle, die ich mitnehmen werde, wenn ich die DDR wieder verlasse. Dean, wie kamst du zum Weltfriedensrat? Als ich begann, gegen die Ungerechtigkeit zu kämpfen, im Jahre 1965, nahm ich dann zum ersten Mal als Vertreter des argentinischen Komitees an der Weltfriedensratsitzung in Helsinki teil. Davon möchte ich eine Begebenheit erwähnen. Erstmalig sah ich dort einen Vietnamesen am Rednerpult. Er war klein von Wuchs. Doch als er sagte, wir werden siegen, da kamen Zweifel in mir auf und ich fragte mich, wie werden diese kleinen Menschen es schaffen gegenüber dieser großen Macht. Das war vor 7 Jahren. Obgleich sie gezwungen wurden, ihre Fabriken und andere Einrichtungen in Höhlen zu installieren, ist das auf keinen Fall ein Zeichen der Furcht gewesen, sondern sie wollten ihre Würde bewahren. Obgleich jetzt angeblich Friedensvorschläge von der USA-Regierung gemacht werden, dürfen wir uns natürlich nicht ins Bockshorn jagen lassen; über die Ziele von Seiten der amerikanischen Regierung. Wenn die Bombenangriffe aufhören, bedeutet das, dass die Taktik im Moment geändert wird, die Strategie bleibt die gleiche gegen alle Völker und Länder zu kämpfen, die für ihre Unabhängigkeit und Freiheit auftreten. Glaubt deshalb nicht, dass der Kampf um den Frieden schon beendet ist. Er geht weiter, bis jedes Kind der Erde seine Fähigkeiten voll entfalten kann. |
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