Tagesspiegel 05.06.2002 |
||||
Der geheimnisvolle Tod des Sängers Dean ReedBerliner Rechtsmediziner holen spektakuläre Fälle aus den Archiven...Von Adelheid Müller-Lissner [...] Die dazugehörige Geschichte erzählen der heutige Leiter dieses ehrwürdigen Instituts, Günter Geserick, und seine Kollegen Klaus Vendura sowie Ingo Wirth in ihrem Gemeinschaftswerk "Zeitzeuge Tod. Spektakuläre Fälle der Berliner Rechsmedizin" (Militzke 2001, 218 Seiten, 19 Euro). Die Geschichten, als deren Hauptquelle die Archivbücher des ältesten deutschen Instituts für Rechtsmedizin dienen, sind zugleich ein Kompendium der Zeitgeschichte. Die Fälle Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, der Mord an Walter Rathenau, Erich Mielkes Beteiligung an den Attentaten auf Polizisten im Jahr 1931, die Köpenicker Blutwoche von 1933, die Mauertoten der 60er Jahre: All das hat seinen Niederschlag in Dokumenten des Instituts gefunden. Die Autoren erzählen diese öffentlichen Geschichten ausgesprochen behutsam. Zum Beispiel der Fall Dean Reed: Ein amerikanischer Staatsbürger, der sich zum Sozialismus bekehrt, in den 70er Jahren aus Liebe in die DDR zieht und dort eine Weile als attraktiver Schauspieler und Sänger Triumphe feiert, bis die Erfolge spärlicher werden. Die Leiche des Endvierzigers wird 1986 im Zeuthener See gefunden. Von höchster Stelle wird anschließend die Version in Umlauf gebracht, der Künstler sei bei einem Badeunfall ertrunken. Sein Abschiedsbrief muss dafür unterschlagen werden: Depressionen bei einem so strahlenden Anhänger des Sozialismus dürfen schließlich nicht sein. Geserick und seine Kollegen sprechen aus heutiger Sicht vom "völlig unspektakulären, tragischen Suizid eines Verzweifelten". Die langjährige Erfahrung des Gerichtsmediziners lasse eben "so manchen sensationellen Vorgang in einem viel einfacheren, in einem menschlichen Licht erscheinen". [...] |
||||
|
||||
www.DeanReed.de
|