Thüringer Allgemeine 17.01.2015

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Dean Reed und Udo Lindenberg und die Kulturpolitik der DDR

Die Erfurter Sängerin und Musikwissenschaftlerin Anne Martin befasst sich in einem Buch mit Rockgeschichte

Von Birgit Kummer

Erfurt. Grenzgänger des Rock. Die Rede ist von Dean Reed und Udo Lindenberg, die sich jetzt in einem Buch der Erfurter Musikwissenschaftlerin, Sängerin und Autorin Anne Martin begegnen. Der Titel ist mehrdeutig - wie die Rolle der beiden bekannten Sänger im Musikbetrieb der DDR und in ihrer Kulturpolitik. Beide wollten mit Liedern Menschen zusammenbringen, beide profilierten sich in der Rockmusik, beide kollidierten auf unterschiedliche Weise mit der Wirklichkeit in der DDR. Und bekamen einschneidend mit der deutsch-deutschen Teilung zu tun. Und trotzdem verliefen ihre Lebensläufe völlig unterschiedlich. "Einer wollte immer rein und durfte nur einmal in der DDR auftreten," sagt sie.

Der andere wurde eingeladen, hier zu leben, engagierte sich, wurde ideologisch instrumentalisiert und starb letztlich an seiner Zerrissenheit und Heimatlosigkeit und an der Sehnsucht nach den USA. Anne Martin porträtiert Udo Lindenberg und Dean Reed und zeichnet die musikalischen Biografien auf. Doch sie malt auch ein Zeitpanorama, untersucht die Rolle der Massenmedien und schaut hinter die Kulissen des Kulturbetriebs der DDR. Wie funktionierten die Kulturorgane? Wer traf Entscheidungen? Welche Rolle spielten SED und Freie Deutsche Jugend? Und wo saß die Stasi mit am Mischpult?

Die Autorin ist Jahrgang 1985, in Erfurt geboren. Sie studierte seit 2005 in Leipzig systemische Musikwissenschaft und befasste sich erstmals für ihre Magisterarbeit detailliert mit Reed und Lindenberg.

Abschiedsbrief des Roten Elvis ausgewertet

In ihrem jetzt von der Landeszentrale für politische Bildung veröffentlichten Buch Grenzgänger des Rock liefert sie Fakten und Einschätzungen. Sie sei mit einem durchaus vertrauten Blick auf Dean Reed aufgewachsen, erzählt sie. "Meine Eltern sind beide in der Unterhaltungsbranche. Dean Reed war ein Freund der Familie." Das habe sie im Studium, in dem sie den Schwerpunkt Musiksoziologie hatte, ermuntert, den Lebenswegen des Sängers nachzuspüren.

Ebenso wie der Umstand, dass es - im Gegensatz zu Udo Lindenberg - nichts Fachfundiertes über Dean Reed gab. Spannend zu lesen, wie es den US-amerikanischen Sänger und bekennenden Marxisten Dean Reed in die DDR verschlug, wie er zum "Liebling der Nation" und wenig später von der SED vereinnahmt wurde. Vielen in der DDR galt er als "Roter Elvis".

Sie habe sich für ihre wissenschaftliche Arbeit von der Stasi-Unterlagenbehörde stapelweise Akten schicken lassen und sie ausgewertet. Auch den Abschiedsbrief Dean Reeds vor seinem Suizid im Jahr 1986 bekam sie in die Hände. Nicht minder spannend lesen sich die Texte über Lindenberg, den die Stasi als "mittelmäßigen Schlagersänger der BRD" beurteilte, an dem kein Interesse besteht.

Anne Martin zeigt in ihrem Buch, wie viel Vorurteilen und Schwierigkeiten die begegneten, die sich in der DDR zur Rockmusik bekannten. Und sie zieht Parallelen ins Heute bis zum Umgang der Putin-Regierung mit der Frauenband Pussy Riot.

Das Buch ist als Bildungsliteratur kostenfrei in der Landeszentrale in der Regierungsstraße 73 erhältlich.

Anne Martin ist Gast der "Erfurter Frühlingslese." Ihr Buch "Grenzgänger des Rock" stellt sie am 26. März um 20 Uhr im "Nerly" in der Erfurter Marktstraße 6 vor.

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Letzte Änderung: 2015-02-06