Sächsische Zeitung 20.07.2004

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Der "rote Elvis" und die Stasi

Dean Reeds Tod im Zeuthener See

"Mein Tod hat nichts mit Politik zu tun", schrieb der "singende Cowboy" Dean Reed, bevor er im Juni 1986 im Zeuthener See bei Berlin den Freitod wählte. Und doch war der Selbstmord des in der DDR und im Ostblock populären "roten Elvis", wie der aus Colorado/USA stammende Sänger und Filmschauspieler wegen seines demonstrativen Bekenntnisses zum Sozialismus auch genannt wurde, ein Politikum allerersten Ranges.

Der 15 Seiten lange Abschiedsbrief, in dem Reed seine verzweifelte, von Depressionen geprägte persönliche und besonders familiäre Situation schildert, wurde von der Stasi beschlagnahmt und nie veröffentlicht. SED-Chef Erich Honecker persönlich, den Reed im Brief ausdrücklich grüßen ließ, gab die Parole vom Unglücksfall aus.

Mit der Veröffentlichung des ganzen Abschiedsbriefes in der "Bild"-Zeitung (Dienstag) nach früheren auszugsweisen Publikationen schließt sich - vorerst - ein weiteres Kapitel "Stasi und die Künstler". Der Adressat des Briefes, der frühere hochrangige SED-Politiker und enge Freund Reeds, Eberhard Fensch, widmet Reed ein Kapitel in seinem neuen Buch "Wie Honecker das Fernsehen wollte" (edition ost).

Eine Fortsetzung anderer Art plant der Hollywood-Schauspieler Tom Hanks. Seit Jahren hatte er sich um die Filmrechte an dem Fall Dean Reed bemüht. Kürzlich war sich Hanks mit der Witwe und Schauspielerin Renate Blume über die Verfilmung einig geworden. Zuvor holte sich Hanks bei einem Treffen mit dem früheren DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz in Berlin noch ergänzende Informationen. Dabei dürfte ihm der Honecker-Nachfolger den Inhalt des Abschiedsbriefes des nur 47 Jahre alt gewordenen Film- und Musikstars, der auch in Südamerika sehr bekannt war, im Westen aber weitgehend ein "No-Name" blieb, nicht verschwiegen haben.

Bis dahin waren die Spekulationen über die wahre Todesursache nie verstummt. Im Westen war daher schnell die Vermutung aufgetaucht, die Stasi könnte Reed beseitigt haben, als der plante, in die USA zurückzukehren. Im geheim gehaltenen Sektionsbericht, aus dem der Autor Jan Eik schon 1991 in der "Wochenpost" und später in seinem Buch über "Politische Affären und Attentate" (Das Neue Berlin 1995) zitierte, hieß es, als Todesursache komme "am ehesten Ertrinken unter toxischer medikamentöser Beeinflussung" (Schlaftabletten) in Frage.

Spätestens seit dem Mauerfall verblasste Reeds Name im Osten Deutschlands. Seine Urne wurde 1991 in die USA übergeführt, sein Name im Grabstein später ausgelöscht. (dpa)

Von Wilfried Mommert


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