Spiegel 26/86 23.06.1986 |
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NachrufDean Reed, 48. Moskau verlieh dem zum Nashville-Cowboy gestylten US-Sänger den "Leninpreis", die FDJ behängte ihn mit einer Medaille. Seine Auftritte in Osteuropa, in Leningrad und Bukarest, in Dresden und Warschau, bejubelten Millionen junger Leute, den Protest-Barden machten sie zum Platten-Millionär. Doch in seiner amerikanischen Heimat war der Sänger aus Denver nahezu unbekannt. Dabei hatte der "Amerikanische Rebell" (Reed) ursprünglich nicht mehr als eine Hollywood-Karriere im Kopf. Die ließ sich auch gut an mit einem Platten-Vertrag und kleineren Filmrollen Ende der fünfziger Jahre. In Südamerika, wo er zwischen 1962 und 1965 ständig in den Hitparaden und viel auf Tournee war, begann er sein politisches Engagement - resolutionsbewegt, Appell-gläubig und, zunächst, gar nicht einseitig. In Briefen an Staatsmänner in Ost und West verlangte er Atomteststopps. Den Krieg in Vietnam verurteilte er ebenso wie den Einmarsch der Roten Armee in die ČSSR oder die lateinamerikanischen Diktaturen. Nach einer ersten erfolgreichen Tournee in die UdSSR (1966) aber mischte sich unter seinen antiautoritären Protest- mehr und mehr sozialistischer Lobgesang. Sechs Jahre später erkor er die DDR zur Wahlheimat, "weil meine Frau von hier ist". Doch der Politromantiker, der an alle Menschen guten Willens glaubte, blieb letztenendes Realist. Obwohl er sicher war, dass die DDR "die einzige Gesellschaftsordnung" habe, "die wirklich einen realen und dauerhaften Weltfrieden auf unserem Planeten bewirken kann", behielt er seinen amerikanischen Pass und zahlte Steuern an die US-Regierung. Dean Reed beging jetzt in Ost-Berlin Selbstmord. |
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www.DeanReed.de
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