Der Spiegel 48/1986, 24.11.1986 |
||||
"Mich findet Ihr nie"Am Dienstag letzter Woche erschien im SED-Zentralorgan "Neues Deutschland" ein ungewöhnlicher Nachruf: Der Genosse Professor Dr. habil. Hans Koch, Mitglied im Zentralkomitee der SED, so teilte die Parteiführung offiziell mit, habe "im Zustand von Depressionen" Selbstmord begangen. ... Dafür, dass die SED den Selbstmord mit solcher Zeitverzögerung meldete, gibt es einen plausiblen Grund: Die Leiche wurde erst jetzt gefunden. Dass die SED den Freitod überhaupt publik machte, dürfte mit einem anderen Todesfall zusammenhängen: Im Juni dieses Jahres nahm sich der seit 14 Jahren in der DDR lebende und im Ostblock sehr populäre amerikanische Sänger Dean Reed unter mysteriösen Umständen das Leben. Damals teilte das Parteiblatt lediglich mit, Reed sei durch "einen tragischen Unglücksfall" zu Tode gekommen. Die Zurückhaltung hatte für die DDR peinliche Folgen: Zahlreiche Zeitungen der in den Vereinigten Staaten verbreiteten Anschuldigungen der amerikanischen Reed-Managerin, der Sänger sei vom Ministerium für Staatssicherheit umgebracht worden, weil er, des Sozialismus überdrüssig, in seine Heimat zurückkehren wollte. Unter Intellektuellen in der DDR werden noch heute unverblümt Zweifel daran geäußert, dass Reed, wie von der Partei intern verbreitet, sich wirklich selbst ertränkt habe. |
||||
www.spiegel.de | ||||
|
||||
www.DeanReed.de
|